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"Markus Lanz": Atze Schröder entschuldigt sich für Nazi-Verbrechen


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Bei "Markus Lanz"
Atze Schröder entschuldigt sich für Naziverbrechen seines Vaters


Aktualisiert am 07.02.2020Lesedauer: 3 Min.
Große Geste: Comedian Atze Schröder entschuldigt sich bei einer Holocaust-Überlebenden für die Taten seines Vaters.Vergrößern des Bildes
Große Geste: Comedian Atze Schröder entschuldigt sich bei einer Holocaust-Überlebenden für die Taten seines Vaters. (Quelle: dpa)
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Tränen bei Atze Schröder: Der Komiker trifft in der Talkshow von Lanz auf eine Holocaust-Überlebende und entschuldigt sich – für seinen Vater. Der habe "die schlimmsten Sachen" gemacht.

Es sollte ein lustiges Gespräch über die schillernde Karriere des Komikers Atze Schröder werden, doch dann kommt alles ganz anders. Am Donnerstagabend ist der Mann, der siebenmal den Deutschen Comedypreis gewonnen hat und von der Bühne nicht mehr wegzudenken ist, Gast in der Talkshow von Markus Lanz – ebenso wie die Holocaust-Überlebende Eva Szepesi mit ihrer Tochter. Beide mahnen gegen das Vergessen des Krieges.

Die 87-Jährige berichtet über ihre Erlebnisse im KZ Auschwitz und das unermessliche Leid, das ihr und dem jüdischen Volk widerfuhr. Mit 12 Jahren wurde sie deportiert, der Bruder, damals sieben Jahre alt, ihre Mutter, Großeltern – die gesamte Familie starb in den Gaskammern. Szepesi überlebte wie durch ein Wunder. Viele Jahrzehnte sei es ihr nicht einmal möglich gewesen, mit ihrer Tochter über das Erlebte zu sprechen, obschon diese bereits als kleines Mädchen die tätowierte Nummer auf dem Arm ihrer Mutter gesehen habe. Siebzig Jahre lang habe Szepesi gehofft, ihre eigene Mutter eines Tages wiederzusehen – bis es vor wenigen Jahren endlich Gewissheit gab, dass sie in Auschwitz umkam.

Atze spricht über dunkle Familiengeschichte

Atze Schröder berührt dieses Schicksal so sehr, dass er über die Geschichte seines Vaters spricht und plötzlich in Tränen ausbricht. Der Vater sei zwar sein "bester Kumpel" gewesen, aber da sei eben auch dessen dunkle Vergangenheit als Soldat. Mit Tränen in den Augen steht er auf, reicht Szepesi, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, die Hand, und entschuldigt sich für die Verbrechen seines Vaters. "Wir dürfen das nie vergessen!", mahnt der Komiker sichtlich ergriffen.

Zuvor hatte Schröder berichtet, wie sehr er seinen vor neun Jahren verstorbenen Vater vermisse. Auch von dessen Todestag erzählt er, obwohl es ihm schwer fällt, darüber zu reden. Der Vater sei noch beim Friseur gewesen, er habe im Wohnzimmer gesessen und plötzlich, als er aufgestanden sei, um seinem Sohn die Hand zur Begrüßung zu geben, habe er einen Herzschlag erlitten. Er starb "gut frisiert", "das hätte ihm gefallen". Schröder empfand diesen Tod als einen guten und habe deswegen lange Zeit nicht um ihn trauern können. Aber es bringe nichts, die Trauer unter die Decke zu kehren, irgendwann steht sie vor der Tür und "haut dir böse in die Fresse".

Sein Vater, der 87-jährig verstarb, habe seinen "Erfolg noch mitgekriegt". Er habe ihm alles zu verdanken, sagt der 54-Jährige und es fällt ihm immer schwerer, die Tränen zurückhalten. Lanz will von dem "lustigen Atze" wissen: "Viele Komiker haben eine sehr dunkle Seite, oder?" Und nun schlägt der sonst so witzige Entertainer ein weiteres dunkles Kapitel seiner Familiengeschichte auf.

"Er hat die schlimmsten Sachen gemacht"

Es habe sehr viele Tragödien in seiner Familie gegeben: "Meine Oma hat sich erhängt", auch "viele Onkel" seien – wie der Vater – Soldat gewesen und begingen nach dem Krieg Suizid. "Er hat die schlimmsten Sachen gemacht", sagt Schröder mit bebender Stimme.

Der Vater, Baujahr 1924, sei als Jugendlicher eingezogen worden. Mit 17 Jahren sei er aus dem Haus gegangen, mit 30 zurückgekehrt. "Nach dem Krieg hat er sich entschieden, diese Tür erst mal zuzumachen und ein gutes Leben zu führen", so Schröder und immer noch sichtlich ergriffen nach der Geschichte der Zeitzeugin: "Die waren ja auch kaputt." Die Brüder des Vaters hätten es jedoch nicht geschafft, diese Tür zu und eine neue aufzuschlagen.

Als Sohn eines Täters entschuldigt sich Atze Schröder, den Lanz als einen der "großen Humoristen" dieses Landes bezeichnet, für die Nazi-Verbrechen seines Vaters: "Es tut mir leid!" Szepesi bezeichnete diese Geste nach der TV-Sendung als "absolut außergewöhnlich".

Verwendete Quellen
  • "Markus Lanz"-Folge vom 6. Februar 2020
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