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Dschungelcamp 2020: Absage von IBES wegen Bränden bringt gar nichts!


Buschbrände in Australien
Eine Absage des Dschungelcamps bringt gar nichts

  • Steven Sowa
MeinungVon Steven Sowa

Aktualisiert am 10.01.2020Lesedauer: 3 Min.
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Daniel Hartwich und Sonja Zietlow: Sie moderieren wieder gemeinsam das Dschungelcamp.Vergrößern des Bildes
Daniel Hartwich und Sonja Zietlow: Sie moderieren wieder gemeinsam das Dschungelcamp. (Quelle: TVNOW / Stephan Pick)

In Australien toben die Flammen und zugleich läuft das Dschungelcamp – diese Gleichzeitigkeit sorgt für Aufregung. Dabei ist die Forderung nach einer Absage Unsinn. Im Gegenteil: RTL könnte sogar hilfreich sein.

Das Dschungelcamp ist die größte Unterhaltungsshow im deutschen Fernsehen und DAS Aushängeschild für RTL. Mit "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" verdient der Sender Millionen, allein eine Sendung spült rund 1,9 Millionen Euro in die Kassen. Nicht ohne Grund: Die Reality-TV-Show erreicht durchschnittlich mehr als fünf Millionen Zuschauer und kommt auf Marktanteile von circa 40 Prozent – sprich: Fast jeder Zweite, der zu dieser Zeit Fernsehen schaut, landet im Dschungelcamp.

Alles egal, mögen die Kritiker einwenden. Die Show sei überflüssig und gehöre dieses Jahr nicht ins Fernsehen, denn: In Australien brennen 10,6 Millionen Hektar Land, mehr als 2.000 Häuser wurden bereits zerstört, rund 1.600 davon in New South Wales und genau dort sei auch das Camp von RTL beheimatet. Das alles sei höchst unmoralisch. Der SPD-Politiker Karl Lauterbach sprach gestern bei "Bild" von einem "Tanz auf dem Vulkan" und urteilte: "Ich finde es angemessen, (...) dort nicht weiterzudrehen."

Beim britischen Format hat kein Deutscher aufgeschrien

Eine Mammutproduktion wie das Dschungelcamp abzublasen, gleicht einer Unmöglichkeit. Die Verträge mit den Mitarbeitern, den Stars und den Werbetreibenden sind im Sack, die Programmplanung steht seit Monaten – eine Absage ginge in die Millionen. Doch die wichtigere Frage bleibt: Wem wäre mit der Absage geholfen? Den australischen Mitarbeitern, die auf die Einnahmen aus der Arbeit an "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" angewiesen sind? Sicherlich nicht. RTL sagt uns auf Anfrage zwar nicht, um wie viele Australier es sich handelt, aber es dürften Hunderte sein. Vom Kabelträger bis zum Sicherheitsmitarbeiter, vom Koch bis zum Busfahrer: Die RTL-Show ist in Australien ein wichtiger Arbeitgeber.

Dr. Bob gab trotz der bedrohlichen Lage im Land Entwarnung: "Die Brände sind Hunderte Kilometer entfernt, wir sind hier sicher. Außerdem ist die Arbeit vor Ort für viele meiner australischen Kollegen eine wichtige Einnahmequelle." Als im November das britische Pendant "I'm a Celebrity … Get Me Out of Here!" lief, krähte hierzulande kein Hahn nach der Moral. Die Show der Briten wurde durchgezogen, auch wenn die Buschbrände in Australien bereits seit Oktober wüteten.

Zurecht: Keinem wäre geholfen, wenn die Show plötzlich ausfiele. Vor dem Fernseher kann jeder Zuschauer selbst entscheiden, ob er das angebliche moralische Dilemma aushält und den RTL-Sendeplatz ansteuert. Diese Show läuft seit 16 Jahren im Fernsehen, in dieser Zeit sind Menschen durch Fluten ums Leben gekommen, haben durch brennende Wälder ihr Hab und Gut verloren und sind unter Erdrutschen begraben worden. Nun ausgerechnet in diesem Jahr bei der Gleichzeitigkeit von Dschungelcamp und Buschbränden aufzuschreien, wirkt bemüht, denn: Machen wirklich ein paar hundert Kilometer mehr oder weniger eine TV-Übertragung mehr oder weniger schlimm?

In Australien haben die Menschen Normalität verdient

Auch die Australier haben eine Show wie das Dschungelcamp. Diese läuft nicht in ihrem Heimatland, sondern in Südafrika – so wie jedes Jahr. Die Brände im eigenen Land hindern die Menschen nicht daran, das Format zu verfolgen, es ist am 5. Januar gestartet. Die Menschen vor Ort sehnen sich nach Normalität und eingeübte Fernsehrituale können da hilfreich sein. Das gilt für Menschen überall auf der Welt.

RTL hat im Gespräch mit t-online.de angekündigt, dass die aktuellen Buschbrände in Australien bei der diesjährigen Ausgabe von "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" ein Thema werden. Wie genau, wird sich zeigen. Doch es wäre fatal, den Machern von RTL mit einer Forderung nach dem Ende der Show implizit unmoralisches Verhalten anzudichten – auch die Mitarbeiter des Senders, das Moderatorenduo Sonja Zietlow und Daniel Hartwich sowie die Autoren im Hintergrund beobachten die Entwicklungen mit Sorge.

Wie wäre es, wenn RTL einen Teil der üppigen Einnahmen spendet, um der Region, den Einsatzkräften der Feuerwehr und den Menschen vor Ort unter die Arme zu greifen? Damit würde der Sender zugleich den Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen.

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