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"Bachelorette" 2019: Gerda Lewis – Die Cinderella von Köln-Ehrenfeld


Meinung
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Ab hier nur noch Trash
Das Märchen von der Bachelorette

MeinungEine Kolumne von Janna Halbroth

Aktualisiert am 18.07.2019Lesedauer: 3 Min.
Die neue Bachelorette: Für Gerda erfüllt sich ein Traum.Vergrößern des Bildes
Die neue Bachelorette: Für Gerda erfüllt sich ein Traum. (Quelle: TVNOW/Arya Shirazi)
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Es war einmal eine junge Frau, die fristete ihr Dasein als Influencerin. Bis irgendwann ein kölscher Sender an ihre Hoftür klopfte und mit einem verlockenden Angebot wedelte. So entstand das Märchen der Bachelorette.

Ja, es ist wieder so weit: 20 testosteronstarke Ritter buhlen um eine Frau, kämpfen sich den Weg gegen Fieslinge, Intrigen und Rosendornen ins Herz der holden Maid. Die heißt in diesem Jahr Gerda Lewis. Und hat selbst schon ein kleines Sommermärchen hinter sich. Im vergangenen Jahr machte sie bei "Germany's Next Topmodel" mit und wurde dann zur Influencerin. Und es geht noch weiter: Vom Internetstar schafft es Gerda jetzt tatsächlich zum Fernsehstar. Träume werden manchmal eben doch noch wahr.

"Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal wirklich das machen werde, was ich immer gesehen habe", kann die Blondine ihr Glück kaum fassen. Andere junge Frauen sahen Ärztinnen, Lehrerinnen, Polizistinnen und wussten: Da soll die Reise hingehen. Gerda sah die Bachelorette. "Es ist so eine große Ehre, diesen Titel tragen zu können."

Vom armen Influencer-Dasein mausert sich die 26-Jährige jetzt also zum TV-Star und fühlt sich wie Cinderella, oder wie Menschen, die vor 1990 geboren wurden, sagen würden: Aschenputtel. Dass sich die Bachelorette wie jene Märchenfigur fühlt, liegt zum einen an ihrem silberfarbenen Prinzessinnenkleidchen und zum anderen an Kandidat Serkan, der merkt nämlich an: "Du siehst aus wie Cinderella."

Auf den zweiten Blick passt der Bezug zur literarischen Figur aber auch. Jacob und Wilhelm Grimm müssen Gerda quasi bildlich vor sich gesehen haben, als sie damals ihre Federn zückten. Unter den 20 Bewerbern muss die RTL-Prinzessin jetzt nämlich die Guten ins Töpfchen und die Schlechten ins Kröpfchen aussortieren. Das ist mal leichter, mal schwieriger.

Sebastian zum Beispiel hatte mal ein Techtelmechtel mit Gerdas bester Freundin und gehört damit eindeutig ins Kröpfchen. David ist höflich, sieht gut aus und kann sogar fehlerfrei sprechen und wandert damit ohne Zweifel ins Töpfchen. Wenn er doch nicht nur eine bewegungsunfähige Linse wäre, so hätte er sich nach dem ersten Gespräch mit Gerda vielleicht lieber selbst ins Kröpfchen gehievt: Gerda: "Wo kommst du her?" David: "Bayreuth." Gerda: "Cool. Wo kommst du ursprünglich her?" David: "Bayreuth."

Schwieriger wird es für Cinderella aber erst richtig mit Yannic. "Ich bums' alles, aber ich lieb die Frauen tatsächlich auch", sagt der jüngste Kandidat, dessen Hobbys Sushi, Shisha und Sauna sind. Ja, was macht man mit so einer Linse? Das "Rosensystem" hat er "noch gar nicht geblickt", unsicher ist er sich, wie viele es gibt und überhaupt: "Wer 'ne Rose bekommt, ist weiter, gell?" Na ja, ganz so schwer ist die Entscheidung bezüglich des Studenten dann vermutlich doch nicht. Gerda lässt ihn trotzdem weiter. Wenn sie denkt, sie muss viele Frösche küssen, um den Richtigen zu finden, ist sie doch vielleicht ins falsche Märchen gerutscht.

Ob Porschefahrer, Polizist, Pilot oder Prolet – Prinzen-Potenzial ist tatsächlich zahlreich vorhanden. Tim aus Kirchheim unter Teck hatte zwar noch nie einen One-Night-Stand, tanzt aber trotzdem gerne oben ohne am Strand für die RTL-Kamera, was dann im Endeffekt auf das Gleiche hinausläuft. Was man zuerst für eine tolle Idee hielt, fühlt sich nach einmal drüber schlafen doch gar nicht mal mehr so gut an.

Und auch die Dialoge hätten die Gebrüder Grimm besser nicht formulieren können. Wenn "Die Bachelorette" wirklich ein Märchen wäre, auf dem Klappentext der gebundenen Ausgabe würde es ein paar Einblicke in die herrlichen Aussagen geben: "Ich piss ausm Arsch langsam" oder "Ach du kacke ist das 'ne Granate" wären die zentralen Aussagen. Beim ersten Blättern würden einem Dialoge wie diese ins Auge springen: Gerda: "Wie alt bist du?" Marco: "Ich???? 26" Gerda: "Wo kommst du her?" Marco: "Ich???? Aus München." Oder noch besser: Fabiano: "Hübsche Frau bist du." Gerda: "Danke, kann ich nur zurückgeben."


Und wenn das Buch dann einmal in 130 Jahren gefunden wird, unsere Nachfahren den Buchdeckel vom Staub befreien und sich ihnen der Titel "Das Märchen von der Bachelorette" oder im Zweifelsfall auch "Die Cinderella von Köln-Ehrenfeld" offenbart, dann werden sie einen Eindruck von unserer Zeit gewinnen können, so wie wir heute in die Grimm'sche Welt entführt werden. Und sie können eintauchen in die damaligen Verhältnisse und Zeuge werden einer Epoche, in der Träume noch wahr werden konnten. Und sie werden neidvoll auf Trashmomente der TV-Geschichte zurückblicken und wenn diese Hochkultur der TV-Kür bis dahin noch nicht ausgestorben ist, dann lebt sie wohl auch dann noch.

Verwendete Quellen
  • "Die Bachelorette"-Folge vom 17. Juli 2019
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