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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Ab hier nur noch Trash Wie GNTM von Heidi Klums Tokio-Hotel-Wahn profitiert
Seit 15 Wochen sucht Heidi Klum Germany's Next Topmodel. Diesmal ohne feste Jurykollegen an ihrer Seite. Stattdessen immer mehr oder weniger dabei: Tokio Hotel. Geht gar nicht! Oder geht vielleicht genau doch?
Dieser Artikel gehört zu den besten Beiträgen, die 2019 bei t-online.de erschienen sind. Er wurde am 23. Mai zum ersten Mal veröffentlicht.
Heidi Klum wuppt die 14. Staffel von "Germany's Next Topmodel" diesmal mit der Allround-Unterstützung ihrer neuen Tokio-Hotel-Freunde. Nicht nur beim Titelsong hat sie sich an der Band ihres Verlobten bedient. Auch in die Jury holte sie sich für eine Folge ein Mitglied der Gruppe: Bill Kaulitz. Dass der jetzt unter die Designer gegangen war, hatte somit auch der Otto Normalverbraucher mitbekommen. GNTM sei eine peinliche Werbefläche für die Band aus Magdeburg geworden, beschwerte sich manch ein Kritiker.
Heidis Armee schafft es überall hin
Doch die eigentliche Frage ist doch: Warum denn eigentlich nicht? Natürlich holt sich die GNTM-Chefin einen Titelsong von Tokio Hotel. Wäre es nicht viel seltsamer, wenn sie mit einem Musiker verlobt ist und den Titelsong einer anderen Band überlässt? Und natürlich unterstützt sie ihren Schwager in spe bei seinen Designer-Versuchen, wenn sie kann und sie kann. Zum ersten Mal macht Heidi damit etwas, das man durchaus nachvollziehen kann.
Das war nicht immer so: In 20 Jahren knallhartem Showbusiness verhärtete sich das Supermodel nach und nach, bis nichts mehr übrig blieb von dem einfachen Mädchen aus Bergisch Gladbach. Dieses Mädchen wurde nämlich zu einer Maschine, die am laufenden Band kleine Roboterinnen produziert, die genau so überprofessionell daher marschieren wie sie selbst. Die Produktabnehmer der maschinellen Fertigungen sind von "Dschungelcamp" über "taff" oder "Global Gladiators" bis hin zu "Adam sucht Eva" über den gesamten TV-Globus vertreten. Heidis Armee schafft es bis in die entlegenste Ecke.
Plötzlich Familienbetrieb
Doch jetzt wird aus dem profitgetriebenem Großkonzern à la Klum plötzlich ein Familienbetrieb. Statt knallhartem Business liegt ein Hauch von Wärme in der Luft. Vergangene Woche ereignete sich sogar eine echte Sensation, die das ganze Ausmaß des neuen klumschen Unternehmens veranschaulicht. Denn was von Heidi Klum selbst vor Monaten noch als Wasserschaden an einem der Triebwerke abgetan worden wäre, dient jetzt als Beweis der neuen Klum. Als die nämlich zum 78.499. Mal den Traum einer jungen Frau zerplatzen ließ wie einen mit ihrer Heliumstimme befüllten Luftballon, da passierte es. Es löste sich, wenn auch zögerlich und äußerst minimal, eine Träne aus dem Klum-Auge.
Gerade in dieser Staffel, in der Heidi Klum die Gruppe ihres zukünftigen Mannes mit einbindet, wirkt die 45-Jährige nach all den Jahren gefühlsloser "Ich habe heute leider kein Foto für dich"-Krakelerei erstmals wie das, was man hinter der perfekten Beautyfassade nie vermutet hätte: ein menschliches Wesen. Und das bleibt halt auch mal wie jeder normale Mensch vor einer verschlossenen Bayerntür stehen. Das weint auch mal, wenn eine schwierige Entscheidung getroffen werden muss und das postet peinliche Fotos und Videos, weil es eine dicke, dicke – ja vielleicht sogar fette – rosarote Brille auf der Nase trägt.
Am Ende profitiert Heidi Klum viel mehr von Tokio Hotel als andersrum. Denn während die Maschine zum Mensch wurde, musste die Band um Tom Kaulitz zuletzt vor einer halbleeren Halle in München auftreten, Chartplatzierungen lassen zu Wünschen übrig. Der ganz große Erfolg von einst, er ist noch nicht wieder da. GNTM-Werbung zum Trotz.
Manchmal muss man sich aber auch durch den Monsun schlagen, bis ans Ende der Welt, bis kein Regen mehr fällt, um dann als Superstars wieder durchstarten zu können. Denn immerhin: Das Konzert am Wochenende in Berlin ist ausverkauft. Es wird also. Und wenn Tokio Hotel heute Abend auch noch endlich Germany's Next Topmodel wird, dann klappts vielleicht auch demnächst mit den Bayern.
- Eigene Recherche