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Viva endgültig abgeschaltet: Diese Stars starteten dort ihre Karriere


Der Musiksender ist jetzt Geschichte
Viva abgeschaltet – diese Stars starteten dort ihre Karriere

Von dpa, t-online, mbo

Aktualisiert am 01.01.2019Lesedauer: 3 Min.
Stefan Raab, Minh-Khai Phan-Thi und Mola Adebisi 1998: Damals zählten sie zur Viva-Crew.Vergrößern des Bildes
Stefan Raab, Minh-Khai Phan-Thi und Mola Adebisi 1998: Damals zählten sie zur Viva-Crew. (Quelle: imago/APress)
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"Wir sind mehr als nur ein Fernsehsender, wir sind euer Sprachrohr und euer Freund", sagt Heike Makatsch 1993. Ein neuer, ziemlich bunter, Sender hatte den Betrieb aufgenommen. Nun wurde Viva eingestellt.

"Ab heute bleiben wir für immer zusammen, okay?", sagt Heike Makatsch damals auch in die Kamera. 25 Jahre später klingen diese Worte aus den Anfangstagen von Viva nicht mehr groß. Man weiß, dass sie eine Illusion geblieben sind – so wie vieles, an das man in den Neunzigern glaubte, etwa die dauerhafte gesellschaftliche Akzeptanz von Tätowierungen oberhalb des Steißbeins, den "Arschgeweihen". Am 31. Dezember um 14 Uhr wurde Viva endgültig abgeschaltet. Ironischerweise hieß die Abschlussshow "Viva Forever" (deutsch: Viva für immer). Danach endete eine Fernseh-Ära.

Sprungbrett für Moderationstalente

Kaum ein Sender verkörperte das Lebensgefühl zwischen Backstreet-Boys-Poster, Inlineskates und Tamagotchi einst so sehr wie der Musikkanal aus Köln. Kaum ein Sender förderte auch in derart kurzer Zeit derart viele gute Moderatoren ans Tageslicht: Viva war Sprungbrett für Stefan Raab, Charlotte Roche, Sarah Kuttner, Oliver Pocher, Matthias Opdenhövel, Heike Makatsch, Collien Ulmen-Fernandes, die gemeinsam mit Mola Adebisi und Jan Köppen die große Abschlussshow an Silvester moderierte, und viele mehr.

Angetreten war er als deutsche Antwort auf die globale Coolness-Marke MTV. Die Betonung lag dabei durchaus auf deutsch. Auf Viva sollte deutsche Musik einen Platz haben, auch zur besseren Vermarktung. MTV sitze "auf einer Insel hinter dem Ärmelkanal", erklärte Viva-Gründer Dieter Gorny. "Viva sitzt in Köln, mittendrin." Als Macher des neuen Senders stieg Gorny selbst zum "Paten der Popmusik" auf. Mit MTV lieferte man sich einen erbitterten Kampf um Quoten.

Man traf den Nerv des Publikums

Vivas Geheimnis war allerdings, dass der Sender auf andere Art gar nicht deutsch war: Perfektionismus und Millimeterarbeit gehörten nicht zu seinen Tugenden. Die Moderatoren quatschten fast betont unprofessionell in die Kamera. Damit trafen sie aber den Nerv ihres Publikums, das zu Hause mit Zahnspange herumlümmelte und sich auch alles andere als perfekt fühlte. "Es gab keine Moderatorenschulung oder so. Das war Trial and Error – und es war auch sehr viel Error dabei", berichtet Moderatorin Milka Loff Fernandes heute.

Stefan Raab sprang durch die Sendung "Ma' kuck'n", Charlotte Roche zeigte in "Fast Forward" Achselhaar. Wenn eine angesagte Band zu Viva in den Kölner Mediapark kam, belagerten Teenager das Areal. Den Moderatorinnen und Moderatoren wurden zwar ein paar Anweisungen gegeben, im Grunde ließ man sie aber einfach machen. "Wenn eine Girlgroup kam, sollte man sie zum Beispiel keinesfalls live singen lassen", erinnert sich Oliver Pocher. Er habe dagegen natürlich regelmäßig verstoßen. "Viva war damals das, was heute YouTube ist", sagt Pocher.

Konkurrenz durch das Internet

Unter anderem mit YouTube fing auch der Niedergang an. Im Internet entstand neue Konkurrenz, Musik wurde anders konsumiert. Auf Viva lief plötzlich sehr viel nervige Klingeltonwerbung. 2004 übernahm der amerikanische Medienriese Viacom, Eigner von MTV, Viva. Aus Konkurrenten wurden nun plötzlich Schwestern. Eine Vorzeigesendung wie "Interaktiv" wurde gestrichen. Der Sturz in die Bedeutungslosigkeit war irgendwann kaum noch aufzuhalten.


"Viva ist heute in etwa so, wie Harald Juhnke in den Neunzigern war. Der war auch eine ganz wichtige Figur für das deutsche Fernsehen, aber irgendwann wurde er nur noch belächelt", sagt Marcus S. Kleiner, Professor für Kommunikations- und Medienwissenschaft an der SRH Hochschule der populären Künste in Berlin. "Viva war irgendwann nur noch eine Lachnummer, von der man nicht wusste, ob es noch lebt." Einen Platz in der Ahnengalerie habe der Sender dennoch verdient. "Viva ist deutsche Fernsehgeschichte, weil es das deutsche Fernsehen nachhaltig verändert hat, vor allem das Jugendfernsehen", sagt Kleiner. Dieser Aussage wird wohl jeder Teenie der Neunziger zustimmen.

"Zu geil für diese Welt"

Der letzte Musiktitel, den Viva spielte, war durchaus symbolisch: Es handelte sich um "Zu geil für diese Welt" von den Fantastischen Vier. 1993 war genau dieses Lied als erster Videoclip auf dem damals neuen Sender gezeigt worden. Viva endete so, wie es einst begann.

Verwendete Quellen
  • dpa
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