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"Polizeiruf 110": Wenn ein Kind zur emotionalen Ware wird


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"Polizeiruf 110"
Wenn ein Kind zur emotionalen Ware wird

von Verena Maria Dittrich

03.12.2017Lesedauer: 2 Min.
Ein Kind, zwei Mütter: Die Ermittler Lenski (Maria Simon) und Raczek (Lucas Gregorowicz) häben es mit einer verzwickten Situation zu tun.Vergrößern des Bildes
Ein Kind, zwei Mütter: Die Ermittler Lenski (Maria Simon) und Raczek (Lucas Gregorowicz) häben es mit einer verzwickten Situation zu tun. (Quelle: rbb/Andrea Hansen)
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Zwei Mütter, die an demselben Kind hängen und ein Vater, der keiner sein darf. Die Hauptkommissare Lenski und Raczek stechen in ihrem vierten Fall in ein Nest verworrener Gefühle. Wer darf sein eigenes Kind lieben, wer nicht?

Das leibliche Kind friedlich im Schlaf zu sehen oder es beim Toben auf dem Spielplatz zu beobachten, gehören sicher zu den schönen Erlebnissen am Elternsein. Doch was, wenn einem diese Dinge verwehrt werden? Etwa, weil das Kind bei anderen Eltern aufwächst, weil man es weggegeben hat, verkauft, weil man dachte, es sei besser so? Weil es bei einem Seitensprung gezeugt wurde, und der Ehepartner es nicht erträgt, ein fremdes Baby im Bauch seiner Frau heranwachsen zu sehen, geschweige denn das neue Leben im Kreise der Familie willkommen zu heißen.

Im Polizeiruf "Das Beste für mein Kind" erleidet Anna Kowalska (Agnieszka Grochowska) ein solches Schicksal. Aus Liebe zu ihrem Ehemann gibt sie ihr Kind in fremde Hände, weil sie glaubt, dass es so besser sei: für ihren Partner, für das ungewollte Kind. Doch als der leibliche Vater davon erfährt, entführt er das Baby. Ein neues Leben will er sich aufbauen, zusammen mit Anna und seinem Sohn. Aber das Schicksal hat andere Pläne. Anna tötet den Vater ihres Kindes. Aus Angst? Aus Wut? Weil sie hofft, dass das Kind bei seinen neuen Eltern ein besseres Leben hat?

Wenn Mutterliebe sich selbst kompromittiert

Die Ermittler Lenski (Maria Simon) und Raczek (Lucas Gregorowicz), deren Einsatzgebiet nach wie vor an der deutsch-polnischen Grenze liegt, stehen vor einem emotionalen Dilemma. Denn Annas Ehemann (Piotr Stramowski) ist bereit, die Schuld für den Mord, den seine Frau beging, auf sich zu nehmen. In seinen Augen trägt er die alleinige Verantwortung. Er weigerte sich, den kleinen Leon zu akzeptieren und setzte seine Frau einer Situation aus, die sie fast in den Wahnsinn trieb. Die Liebe einer Mutter, die sich nach ihrem Kind sehnt und es dennoch von sich schiebt, es sogar muss und letztlich dafür mordet, wird zu einer Kraft, die kompromisslos alles aus dem Weg räumt, was ihrem Kind schaden könnte. Die Kommissare dieses äußerst emotionalen, aber ziemlich zähen Polizeirufs entscheiden sich gegen die Logik, gegen ihre Gefühle und für das Recht.

Schuldig aber sind im Grunde alle: die Kowalskas, aber auch die Adoptiveltern des kleinen Leon, Sabine (Katharina Heyer) und Robert Hallmann (Tobias Oertel), die sich das Kind quasi erkauften und die emotionale Situation der Kindesmutter ausnutzten. "Wenn man als Frau kein Kind bekommen kann, denkt man immer, der Fehler liegt bei einem selbst", rechtfertigt sich Frau Hallmann. Und man fühlt mit ihr. Am Ende zerbrechen beide Paare: an ihren Entscheidungen, an ihrer Liebe zum selben Kind und an den Gefühlen füreinander.

Das eigene geliebte Kind aus den Händen geben, weil man bei anderen Menschen ein besseres Leben für das Kleine vermutet, kosten Überwindung, zu der nicht jeder Mensch fähig ist. Anna hatte sich entschieden und tötete dafür sogar den Mann, mit dem sie ein neues Leben zeugte. Genutzt hat es nichts - schon gar nicht ihrem sechs Monate alten Baby.

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