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"Hardcore": Der "Tatort" aus München – Wenn die eigene Tochter Pornos dreht


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"Tatort: Hardcore" aus München
Wenn die eigene Tochter Pornos dreht

von Verena Maria Dittrich

Aktualisiert am 08.10.2017Lesedauer: 3 Min.
Marie Wagner alias Luna Pink (Helen Barke) bereitet sich auf eine Hardcore-Sexszene vor.Vergrößern des Bildes
Marie Wagner alias Luna Pink (Helen Barke) bereitet sich auf eine Hardcore-Sexszene vor. (Quelle: BR/Hagen Keller)
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Eine junge Frau wird tot in der Münchner Innenstadt entdeckt. Der Tatort schlägt den Ermittlern auf den Magen. Die Leiche liegt in einem lichtdurchfluteten Raum neben einem Planschbecken befüllt mit Urin und Sperma.

Marie Wagner (Helen Barke) blickt in ihrem rosa Bikini lasziv in die geifernden Fratzen. Dutzende Gesichter, versteckt hinter Skimasken folgen mit gierigen sabbernden Blicken jeder Bewegung der jungen Frau.

Marie steuert ein Kinderplanschbecken an. Der Männermob umrandet sie, lüstern an seinem Schritt spielend. Für die halbnackten Kerle ist Marie kein Mensch, nur ein geiles Ding, das sich ihren triebhaften Phantasien zu unterwerfen hat. Sie wollen masturbieren, sie wollen abspritzen, sie wollen Sex haben - alle zusammen und alle auf einmal. Auf Marie oder in Marie, egal. Eine Frau und 26 Männer. Marie alias Luna Pink gibt sich der Meute bereitwillig hin. Es ist ihr Job. Vielleicht mag sie es sogar. Marie ist Pornodarstellerin. Die Szenerie - ein Shooting für einen "Gangbang". Kamera ab, Action.

Am nächsten Morgen ist das Filmset zum Tatort geworden, denn Luna Pink ist tot. Erdrosselt mit einem Kabel. Das Objekt der Begierde ist nur noch ein kaltes Fleischstück neben einem Planschbecken, in dem eine Lache aus Urin und Sperma schwimmt. Als Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) auftauchen, steht den Ermittlern ihr Unbehagen ins Gesicht geschrieben. Dem Zuschauer ergeht es wie den Kommissaren. Doch der eigentliche Mord rückt durch die angewiderte Faszination in den Hintergrund.

Denn die Eingangsbilder gehen einem nicht aus dem Kopf. Verdutzt drängt sich die Frage auf: Warum tut sich eine Frau so etwas an, warum lässt sie sich aus freien Stücken so erniedrigen? Und auch die Tatsache, dass es ihr gefallen könnte, ändert nichts an den Fragezeichen, die dem Betrachter bei "Hardcore" fortwährend durch den Kopf geistern.

Bukkake, Gangbang oder ATM, was darf's sein?

Der Kreis der Verdächtigen ist groß. 26 potentielle (Sex)-Täter. Dazu kommt der Vater des Opfers, Oberstaatsanwalt Kysela (Götz Schulte), der mit der Nebentätigkeit seiner Tochter so seine Problemchen hat. Auch die konkurrierenden Pornofilmproduzenten Hauer (Frederic Linkemann) und Jordan (Markus Hering), denen das Wasser oder andere Flüssigkeiten aufgrund der frei zugänglichen Fleischbeschau des Internets bis zum Halse steht, wirken mit ihren Alibis nur wenig überzeugend. Die Tage der Goldgräberstimmung in der Münchner Pornoindustrie, der 1970er, 80er und Teile der 90er-Jahre, sind lange her. Jeder kämpft gegen jeden. Profis sind in der Szene rar geworden, Amateure bestellen das Feld. Amateure wie Marie Wagner alias Luna Pink.

Batic und Leitmayr wühlen sich durch einen Morast menschlicher Triebe. Abartige Sexpraktiken und die, die sie ausführen, gibt es en masse. Bukkake, Gangbang oder ATM, was darf's denn sein? Alles ist erlaubt, solange niemand zu Schaden kommt. Zumindest theoretisch, denn Marie ist tot.

Die Frage, die "Hardcore" immer wieder stellt, lautet: Wer guckt diese ganzen Sauereien? Und die Antwort, die viele von uns gern verdrängen, liegt näher als wir wahrhaben wollen.

Fazit: Im neuen Münchner "Tatort" rückt das eigentliche Verbrechen eher in den Hintergrund. Das unbequeme Thema Porno ist der alles bestimmende Grundtenor. Wer interessante und direkte Geschichten mag und den Blick in den Spiegel nicht scheut, sollte am Sonntagabend einschalten.

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