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Lohnt sich der "Polizeruf 110" über Fußball-Ultras?


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"110" über Fußball-Ultras
"Wir wollten uns ganz friedlich prügeln"

von Verena Maria Dittrich

26.05.2017Lesedauer: 2 Min.
Bukow (Charly Hübner) und Katrin König (Anneke Kim Sarnau) wissen nicht, ob sie sich lieben oder hassen sollen.Vergrößern des Bildes
Bukow (Charly Hübner) und Katrin König (Anneke Kim Sarnau) wissen nicht, ob sie sich lieben oder hassen sollen. (Quelle: NDR/Christine Schroeder)

In der Rostocker Fußballszene der Ultras rumort es. Ein "Hool" wurde nach einem "Match" vor einen LKW gestoßen. War es Mord oder ein Unfall? LKA-Analystin König und Hauptkommissar Bukow ermitteln wieder in der Stadt im hohen Norden.

Die Gesichter der jungen Männer sind vom Adrenalin verzerrt, ihre Körper hüpfen angespannt auf und ab, sie sind wie Raubtiere vor dem Sprung. Jaulend putschen sie sich hoch. Dann betritt eine andere Gruppe das Gelände unter einer Autobahnbrücke, irgendwo am Rande von Rostock. Und das "Match" kann beginnen.

Willkommen bei den "Red Rostocks", einer Ultra-Gruppierung der Rostocker Fußballszene. Brüllend stürmen die Kämpfer aufeinander los und versuchen ihr Gegenüber mit Schlägen und Tritten niederzustrecken. Knochen brechen, Blut spritzt. Wer am Boden liegen bleibt, wird in Ruhe gelassen, so legen es die Regeln fest. Gewinnen ist wichtig, aber erhobenen Hauptes verlieren auch.

Dann ertönen Sirenen. Ein Einsatzkommando der Polizei sprengt das "Match", alle strömen auseinander. Einer der Hools (Steffen C. Jürgens), im normalen Leben Zahnarzt, schafft es bis zu einer nahgelegenen Tankstelle. Doch weiter soll er nicht kommen, ein fester Stoß schleudert ihn rückwärts taumelnd vor einen LKW. Er ist sofort tot.

Gewalt als Lebenseinstellung

Der neue "Polizeiruf 110: Einer für alle, alle für Rostock" verströmt nicht gerade Lebensfreude: LKA-Analystin Katrin König (Anneke Kim Sarnau) hat mit den Folgen ihrer Beinahe-Vergewaltigung aus der Episode "Angst heiligt die Mittel" zu kämpfen, Hauptkommissar Alexander "Sascha" Bukow (Charly Hübner) ertränkt seinen Kummer im Alk und der Ausflug ins Alltagsleben der Rostocker Fußball-Ultras ist in seiner Rohheit auch ziemlich ernüchternd.

Da ist zum einen die Friseuse und Ex-Schlägerbraut Doreen (bestechend Lana Cooper), die mit ihrem kleinen Sohn, Thore und Ehemann Patrick (Frederic Linkemann) versucht, die Vergangenheit, in der sie mit Stiefeln auf Polizistenköpfe eingetreten hat, zu vergessen.

Und dann ist da Doreens Ex-Freund, Stefan Momke (Lasse Myhr), der nach sieben Jahren aus dem Knast entlassen wird, weil er den Polizisten Erik Kaschau (Jan Hasenfuß) ins Koma und für den Rest seines Lebens in den Rollstuhl geprügelt hat. Momke und Doreen gehörten derselben Ultragruppe an wie der Ermordete an der Tankstelle. Was, außer der Lust sich zu prügeln, verbindet die Drei?

Als das Ex-Hooligan-Pärchen wieder aufeinandertrifft, liegt Gewalt in der Luft. Liebe unter menschlichen Raubtieren, die die Brutalität brauchen, wie ein Baby seine Milch.

Wenn Wut das Handeln diktiert

"Wir wollten uns ganz normal friedlich prügeln", erklärt der Chef der "Red Rostocks" Ahrens (Till Wonka) bei seiner Vernehmung. Prügel einstecken und austeilen ist für diesen Menschenschlag ein Akt des sozialen Zusammenlebens.

Die Thematik der Gewalt zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte, alle Charaktere werden von ihr berührt und in ihrem Handeln beeinflusst. Die Grenze zwischen Polizisten und Ultras zerfließt, denn sie alle sind durch ihr Umfeld geprägt.

"Einer für alle, alle für Rostock" versucht in seiner Inszenierung ehrlich zu sein. Das führt leider zu einigen Längen und verführt so manchen Akteur zum Overacting. Was bleibt, ist ein packendes Psychogramm einer Gruppe, die ein Lebensmodell zelebriert, das vom Rand immer mehr in die Mitte unserer Gesellschaft vordringt.

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