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Bodensee-"Tatort" heute: So gut ist "Wofür es sich zu leben lohnt"


Bittere Tränen bei Klara Blum
Letzter Bodensee-"Tatort" ist ein Highlight

t-online, Nina Bogert-Duin

Aktualisiert am 04.12.2016Lesedauer: 2 Min.
Kommissarin Klara Blum und ihr Kollege Kai Perlmann feiern in der "Tatort"-Episode "Wofür es sich zu leben lohnt" ihren Abschied.Vergrößern des Bildes
Kommissarin Klara Blum und ihr Kollege Kai Perlmann feiern in der "Tatort"-Episode "Wofür es sich zu leben lohnt" ihren Abschied. (Quelle: SWR/Patrick Pfeiffer)

Man nehme drei herausragende, routinierte Schauspielerinnen, gebe diesen eine gute Story, sowie ein gut eingespieltes Team an die Hand, mixe das Ganze mit stimmungsvollen Naturaufnahmen und würze alles mit einer Garnitur erlesener Musik: fertig ist ein Krimischmaus von erlesener Güte. Der Abschied vom Bodensee-"Tatort".

Dem "Tatort" vom Bodensee hat man im Laufe seiner Geschichte oft Unrecht getan, indem man seine Fälle als zu träge, leise, bodenständig oder wenig spannend abgetan hat. Doch warum soll es keine bodenständige Kommissarin geben, die ihre Verbrechen mit Bedacht aufklärt? Braucht man denn immer volle Pulle Action?

Der allerletzte Fall

Der 31. Fall "Wofür es sich zu leben lohnt" ist nun nach 14 Jahren Ermittlungsarbeit der allerletzte mit Kommissarin Klara Blum (Eva Mattes) und ihrem Kollegen Kai Perlmann (Sebastian Bezzel). Und er ist ein Highlight der Krimireihe. Regisseurin Aelrun Goette und Drehbuchautor Sathyan Ramesh haben für den Abschied der Schauspielerin Eva Mattes drei ihrer alten Kolleginnen zusammengetrommelt: Hanna Schygulla, Irm Hermann und Margit Carstensen. Zusammen mit Mattes haben die drei in den 1970er Jahren in mehreren Filmen von Regisseur Rainer Werner Fassbinder ("Die bitteren Tränen der Petra von Kant") gespielt – ein Klassentreffen großer deutscher Filmladys gewissermaßen. Sehr lohnenswert.

Darum geht es

Schygulla, Hermann und Carstensen spielen in der Episode drei alte Gärtnerinnen, die in einer Villa am Bodensee hausen. Gemeinsam mit Eva Mattes dringt man in dieses Haus wie in einen anderen Kosmos ein und lässt sich von den drei Damen um den Finger wickeln. Auch Klara Blum fühlt sich hingezogen zu den Frauen, zu ihren sanften Lebensweisheiten und unerschütterlichen Überzeugungen. Sie findet dort die Ruhe, die ihr der Arzt aufgrund ihres alarmierenden Gesundheitszustandes verordnet hat. Klaras letzte Ermittlung ist eine auf Abruf - ihr Herz macht nicht mehr richtig mit.

Mord an einem rechtspopulistischen Prediger

Nebenbei muss sie den Mord an einem rechtspopulistischen Prediger aufklären, der - aufgebahrt wie ein König - in einem geschmückten, von Fackeln umkränzten Boot über den See trieb. Was haben seine Frau und die halbwüchsige Tochter zu verbergen? Kommissar Perlmann konzentriert sich auf diese Seite der Ermittlungen, während es Blum immer wieder zu den drei Grazien zieht. Eine verschworene Gemeinschaft ehemaliger Klassenkameradinnen – Hexen oder Heilige?

Dafür lohnt sich das Einschalten

Schygulla, Hermann und Carstensen spielen mit ihrem exzentrischen Gehabe den kompletten übrigen Cast an die Wand. Selbst Mattes bleibt staunende Beobachterin. In einem unsichtbaren Gespinst verbunden, spürt man die Erfahrung und die gemeinsame Vergangenheit der Frauen im Film, wie im wahren Leben. Einzig Grimmepreisträger Matthias Habich ("Ein halbes Leben"), der in der Rolle des doppelgesichtigen Großunternehmers Max Heinrich brilliert, kann dem Damentrio annähernd das Wasser reichen. Musik und Kameraführung sind zudem das Tüpfelchen auf dem i.

Dass es am Ende fast überdramatisch wird, ist dem finalen Charakter dieser "Tatort"-Ära geschuldet und darum völlig in Ordnung. Unbedingt einschalten.

"Tatort: Wofür es sich zu leben lohnt", 04. Dezember 2016, 20.15 Uhr, ARD

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