Tobias Regner "Ich würde nicht noch einmal bei DSDS mitmachen - sondern bei 'The Voice'"
Am Samstagabend wird auf RTL Deutschlands neuer Superstar gekürt. Die ganz große Karriere blieb den meisten der DSDS-Sieger aber versagt. Auch bei Tobias Regner, der vor genau zehn Jahren die Casting-Show gewann, erwies sich der schnelle Erfolg als wenig nachhaltig. Inzwischen sieht der 33-Jährige seine DSDS-Teilnahme eher kritisch.
Im Interview mit t-online.de verrät Regner, was er von der aktuellen DSDS-Staffel hält, warum er nicht noch einmal an der Show teilnehmen würde und weshalb er glaubt, dass er bei "The Voice" viel besser aufgehoben gewesen wäre.
t-online.de: Warum hast du damals bei DSDS mitgemacht?
Tobias Regner: Ich habe 2003 als Sänger und Gitarrist in einer Bierzelt-Party-Band angefangen. Ich habe ständig Lob bekommen und dachte, der nächste Schritt wäre eine Veranstaltung, bei der ich mich mit anderen Sängern messen kann. Nachdem ich durch die Band bereits ein bisschen Routine hatte, habe ich mich getraut diesen Schritt zu wagen.
War es der richtige Weg?
Wenn ich wüsste, wo ich heute stehen würde, wenn ich damals nicht zu DSDS gegangen wäre, dann könnte ich sagen, ob es der richtige Weg war oder nicht. Wenn ich es nicht gemacht hätte, würde ich heute wahrscheinlich genau dasselbe machen. Momentan spiele ich auf Konzerten und auf Hochzeiten, spiele mit meinen Kumpels in Coverbands und schreibe nebenbei meine eigenen Songs. Unter der Woche gebe ich auch noch Gitarrenunterricht. Mittlerweile dreht sich bei mir alles nur noch um die Musik und nicht mehr um den Trubel drum herum. DSDS hat mir aber sehr viel gebracht. Ich habe in sehr kurzer Zeit sehr viel Aufmerksamkeit bekommen. Ich habe mir einen Namen gemacht, der auch heute noch sehr präsent ist.
DSDS hat sich in den vergangenen Jahren ganz schön verändert.
Ich habe nach der sechsten Staffel aufgehört, DSDS zu verfolgen. Daniel Schumacher habe ich noch mitbekommen, dann war Schluss. Ich habe den Eindruck, dass bei DSDS nicht nur Sänger bekannt gemacht werden, sondern auch richtige "Produkte". Das war auch schon in meiner Staffel so. Kandidaten haben nicht nur mit ihrem Gesang unterhalten, sondern auch mit ihrer Lebensgeschichte. Jeder Kandidat wurde richtig vermarktet mit allen privaten Geschichten, die er mitgebracht hatte. Es ging nicht nur um die Stimme, sondern auch um andere Qualitäten. Das ist im Laufe der Jahre immer heftiger geworden.
Das muss ich jetzt einfach loswerden: Ich habe vor kurzem mal durchgezappt und bin bei DSDS hängengeblieben. Da hat eine Kandidatin "Marmor, Stein und Eisen bricht" gesungen. Dann ist Michelle aufgestanden und hat ihr den goldenen Scheißhaufen überreicht, einen aus Plastik gegossenen goldenen Scheißhaufen. In dem Moment habe ich mir gedacht, ab jetzt schalte ich das nie wieder an. Wo sind wir denn, dass sowas im Samstagabend-Programm läuft. Das ist echt das letzte. Das hat mich echt geärgert.
Es ist ein Teil des Konzepts geworden. Die öffentliche Hinrichtung von Kandidaten war ja auch schon damals Teil des Konzepts. Damit muss jeder rechnen, dass das passieren könnte, wenn man zum DSDS-Casting geht. Aber viel schlimmer ist es eigentlich, dass es so viele Leute gibt, die das mit Vergnügen im Fernsehen anschauen.
Würdest du nochmal bei DSDS mitmachen?
Nö. Wenn ich noch einmal bei einer Castingshow mitmachen würde, dann bei "The Voice". Ich glaube, da würde ich besser reinpassen. Ich bin ein Typ, der die Leute nur mit seiner Musik berühren möchte, und so gut es geht mit nichts anderem. Für mich war immer nur die Musik wichtig. Wenn ich die Leute nicht nur mit meiner Musik erreichen kann, dann schaffe ich es halt gar nicht. Ich will kein Produkt sein. Bei "The Voice" kann man sich besser als Musiker präsentieren und nicht nur als Gesamtprodukt.
Was würdest du deinem früheren Ich raten?
Ich würde meinem früheren Ich raten, dass es sich wirklich mal aktiv auf die Suche machen sollte nach kreativen Menschen, mit denen man zusammenarbeiten könnte. Ich hätte mehr auf die Erfahrungen und Meinungen anderer Künstler hören sollen. Ich habe immer stur gehandelt. Ich wollte nur das machen, was mir auch gefällt. Wenn mir die Musik nicht gepasst hat, habe ich es auch nicht gemacht. Aber als Musiker musst du einfach auch etwas verkaufen und vielleicht hätte ich die Musik und die Songs, die ich gesungen habe, auf den Konsumenten abstimmen müssen. In der Hinsicht bin ich kein guter Geschäftsmann, sondern einfach nur ein sturer Musiker. Wer weiß, vielleicht wäre mein Charterfolg dann länger gewesen.
Ärgerst du dich manchmal darüber?
Nein, weil ich mir selbst treu geblieben bin. Wer weiß, was passiert wäre, hätte ich meine Musik angepasst.
Wie läuft's mit der Musik?
Ich habe viele verschiedene Baustellen. Ich schreibe gerade meine eigenen Songs. Ich spiele Konzerte, aber davon kann ich nicht leben. Deswegen gebe ich unter der Woche noch Gitarrenstunden. Als nächstes starten wir die Aufnahmen für das neue Album.
Das neue Album ist noch für 2016 geplant. Sein bislang letztes Album "Ohne Netz und doppelten Boden" veröffentlichte Tobias Regner im April 2015.
Das Interview führte Ricarda Heil.