Gegenwind für "Hart aber fair" Neuauflage der Skandal-Folge: dasselbe Thema, dieselbe Gästeliste
Aus dem Geschlechterkampf entwickelt sich ein Medienzoff: Erst wurde die umstrittene Folge der "Hart aber fair"-Talkshow aus der Mediathek entfernt, jetzt soll es eine Neuauflage des Gender-Talks "Nieder mit dem Ampelmännchen" geben. Dasselbe Thema, (fast) dieselbe Gästeliste - was soll dabei herauskommen?
Wolfgang Kubicki provoziert schon jetzt
FDP-Mann Wolfgang Kubicki hatte schon angekündigt, Moderator Plasberg als Erstes fragen zu wollen: "Lieber Herr Plasberg, was darf ich sagen, ohne gleich wieder aus der Mediathek zu fliegen?"
Am 7. September wird er dazu Gelegenheit haben. Die "Bild"-Zeitung will erfahren haben, dass dann das Thema noch einmal von den gleichen Gesprächspartnern aufgegriffen werden soll: Anne Wizorek, Anton Hofreiter, Wolfgang Kubicki, Sophia Thomalla und Birgit Kelle, außerdem soll eine der Beschwerdeführerinnen ins Studio kommen. Alle außer Anton Hofreiter, Co-Vorsitzender der Grünen-Bundestagsfraktion, der im Urlaub ist, hätten laut "Bild" ihre erneute Teilnahme zugesagt.
Die Redaktion fragt darüber hinaus zu dem Thema aber auch andere mögliche Gäste an. "Es ist üblich, dass die Redaktion in der Vorbereitung einer 'Hart aber fair'-Sendung mit vielen möglichen Diskussionspartnern spricht. Darunter sind für die erneute Sendung über Gleichstellung auch Personen, die in der Sendung 'Nieder mit den Ampelmännchen' vom 2.3.2015 zu Wort gekommen sind", teilte der Sender mit.
Sender sieht keine Selbstzensur
WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn wies den Vorwurf der Selbstzensur in diesem Zusammenhang deutlich zurück: "Für den WDR weise ich das entschieden zurück. Die 'Hart aber fair'-Sendung 'Nieder mit den Ampelmännchen' ist frei von äußerer Einflussnahme produziert, ausgestrahlt und von knapp drei Millionen Zuschauern gesehen worden."
Es sei auch nicht ungewöhnlich, einen Beitrag aus der Mediathek zu entfernen. Im Archiv ist er noch zu finden, ebenso kann man ihn auf Youtube aufrufen.
Frank Plasberg, Moderator der Sendung "Hart aber fair", ergänzt:"Bei uns ist Thema, was die Menschen bewegt oder aufregt. Das gilt natürlich auch, wenn wir es selber sind, die die Gemüter erhitzen. Das haben wir mit unserer Gender-Sendung definitiv getan, ein guter Grund also, das Thema und die Reaktionen auf unsere Sendung Anfang September noch einmal bei 'Hart aber fair' zu debattieren. Dass wir das mit der gewohnten redaktionellen Freiheit tun, die im WDR ein hohes Gut ist, versteht sich von selbst."
Wird das ein Präzedenzfall?
Gleiche Gäste, gleiches Thema - kritische Zuschauer fragen sich, was das am Ergebnis ändern soll. Werden jetzt alle Gäste vor der Sendung Kreide fressen und ihre Meinung zur Gender-Thematik ändern? Oder das gesellschaftlich relevante Thema jetzt seriös und angemessen diskutieren beziehungsweise vorsichtiger formulieren?
Es ist zu befürchten, dass dieses Verhalten weitere Gruppen auf den Plan rufen könnte, die ihre Anliegen ebenfalls nicht seriös und angemessen diskutiert sehen, und eine Wiederholung fordern.