Nach Protesten Geschlechterdebatte bei "Hart aber Fair" aus Mediathek gelöscht
Ein halbes Jahr lang war eine Folge der "Hart aber fair"-Talkshow zum Thema Geschlechterdebatte in der ARD-Mediathek abrufbar, jetzt wurde sie vom WDR gelöscht. Der Grund: Gleichstellungsbeauftragte und Frauenverbände hatten sich beschwert und es hagelte zahlreiche Protestbriefe. Konsequenz: Die Sendung wurde erst aus der Mediathek entfernt und wird wiederholt - mit den gleichen Gästen.
"Die Auswahl der Gäste und die Gesprächsleitung waren für die Ernsthaftigkeit des Themas nicht ausreichend", sagte WDR-Rundfunkrats-Vorsitzende Ruth Hieronymi gegenüber der "Bild"-Zeitung. Der WDR-Rundfunkrat teilt somit die Beschwerde und reagierte sofort mit der Empfehlung, die Folge noch in dieser Woche aus dem Netz zu nehmen.
Jetzt sollen Frank Plasberg und seine Gäste eine neue Chance erhalten. Der Termin für die Neuauflage des Gender-Talks steht fest, die Gäste auch. Am 7. September trifft sich die gleiche Runde aus Anne Wizorek, Anton Hofreiter, Wolfgang Kubicki, Sophia Thomalla und Birgit Kelle noch einmal, um das Thema Gleichberechtigung unter dem Motto "Nieder mit dem Ampelmännchen" zu diskutieren. Außerdem soll, so "Bild", eine der Beschwerdeführerin ins Studio kommen.
Alle außer Anton Hofreiter, Co-Vorsitzender der Grünen-Bundestagsfraktion, haben ihre erneute Teilnahme zugesagt, will "Bild" erfahren haben. Der WDR sagt dazu noch nichts, auch die Homepage der sendugn "Hart aber fair" bietet keine weitere Information.
Die Sendung lief im März 2015 unter dem Titel "Nieder mit den Ampelmännchen - Deutschland im Gleichheitswahn?". 2,98 Millionen Zuschauer verfolgten an den Bildschirmen eine rege Diskussion zwischen Schauspielerin Sophia Thomalla, FDP-Politiker Wolfgang Kubicki, Autorin Birgit Kelle, Grünen-Vorsitzendem Anton Hofreiter und Netzfeministin Anne Wizorek.
Plasberg habe seine neutrale Position verlassen
Jetzt heißt es plötzlich vom WDR-Programmausschuss, mit einem gesellschaftlichen Thema sei in einer unseriösen Weise umgegangen worden. Gleichzeitig übt man Kritik am Verhalten von Frank Plasberg. In ihrem Schreiben an WDR-Intendant Tom Buhrow sprachen die Gleichstellungsbeauftragten von "ungeheuerlichem Machtmissbrauch des Moderators." Er habe seine neutrale Position verlassen.
Weiter wurde kritisiert, dass das Thema Geschlechterforschung gezielt durch polarisierende Beispiele wie Unisextoiletten, Ampelmännchen und brünftige Hirsche lächerlich gemacht worden wäre.
Auf Anfrage der "Bild"-Zeitung äußerte sich der WDR abschließend zu dem Thema: "Die Redaktion musste zur Kenntnis nehmen, dass viele Frauen die Sendung offenbar anders empfunden haben, als sie gemeint war."
Gleiche Gäste, gleiches Thema - kritische Zuschauer fragen sich, was das am Ergebnis ändern soll. Werden alle Gäste Kreide fressen und ihre Meinung zur Gender-Thematik ändern? Oder sie nur angemessener beziehungsweise vorsichtiger formulieren? Es ist zu befürchten, dass dieses Verhalten weitere Gruppen auf den Plan rufen könnte, die ihre Anliegen sich ebenfalls nicht seriös und angemessen diskutiert sehen, und eine Wiederholung fordern.
FDP-Mann Wolfgang Kubicki hatte schon angekündigt, Moderator Plasberg als Erstes Folgendes fragen zu wollen: "Lieber Herr Plasberg, was darf ich sagen, ohne gleich wieder aus der Mediathek zu fliegen?"