"Polizeiruf" der Extraklasse aus Rostock Erweiterter Selbstmord und das offene Ende einer Affäre
Es ist ihr zehnter Fall und wieder einmal hat das Team des Rostocker "Polizeirufs 110" einen Krimi der Extraklasse abgeliefert. Denn der Film mit dem Titel "Familiensache" ist ein tragischer, emotionaler und fulminanter Krimi, der trotz der Schwere seines Themas Raum ein paar leichte Szenen hat und mit einer überraschenden Wendung für ein offenes Ende sorgt.
"Das Erste, das der Mensch im Leben vorfindet, das Letzte, wonach er die Hand ausstreckt, das Kostbarste, was er im Leben besitzt, ist die Familie", sagt Henning Röder (Uwe Preuss), 1. Hauptkommissar der Mordkommission Rostock zu Beginn des Streifens. Da feiern die Polizisten noch ausgelassen das Dienstjubiläum ihres Chefs. Doch diese Fröhlichkeit wird ihnen schon am nächsten Morgen vergehen.
Andreas Schmidt brilliert als Psycho-Wrack
Denn bei ihren Ermittlungen erleben die Kommissare Bukow und König (Charly Hübner und Anneke Kim Sarnau) genau das Gegenteil. Sie erleben, wie eine Familie zerstört wird, und müssen anfangs tatenlos zusehen, wie dieses Kostbarste im Leben eines Menschen von einer verzweifelten Person - dem psychisch völlig erledigten Familienvater Arne Kreuz (großartig verkörpert von Andreas Schmidt) - ausgelöscht wird.
Thema "erweiterter Selbstmord"
Erweiterter Selbstmord nennen Fachleute diese Tat. Davon spricht man, wenn ein Elternteil beschließt, sich das Leben zu nehmen, und es nicht in Frage kommt, die Kinder alleine zurückzulassen. Aufwühlend und dramatisch genug für einen Sonntagabendkrimi, könnte man meinen. Doch Regisseur und Drehbuchautor Eoin Moore belässt es nicht bei der Inszenierung der nervenaufreibenden Hatz nach dem Täter. Er lässt daneben die Affäre der Frau von Kommissar Bukow (Fanny Staffa) mit dessen Kollegen Thiessler (Josef Heynert) auffliegen. Und verschärft somit die Spannung noch einmal.
Der als beklemmendes Kammerspiel gestartete und zum rasanten Psychothriller mutierte Fall zieht dadurch Parallelen zwischen dem Amok laufenden Mörder und dem Privatleben des Kommissars. An Intensität ist dieses Szenario kaum zu überbieten. Das liegt auch daran, dass Eoin Moore bei aller Hochspannung ein Gespür für subtil komische Momente hat. Etwa bei der fast schon tragikomischen Szene, als Bukow von der Affäre erfährt. Oder wenn die Kommissare bei der Verfolgung eine langsame Fähre nehmen müssen, weil ein Fluss zwischen ihnen und dem Täter liegt und keine Brücke in der Nähe ist.
Til Schweiger lobt "Polizeiruf"
Auch am Ende hält der Film noch eine Überraschung parat, welche sicher noch Folgen haben wird. Der Grundstein für weitere tolle Krimis aus Rostock ist gelegt.
Selbst Til Schweiger, in Hamburg als "Tatort"-Ermittler Nick Tschiller unterwegs, lobt den Krimi aus Rostock. Auf seiner Facebook-Seite schreibt er: "Anschauen! Es ist der spannendste 'Tatort'/'Polizeiruf' des Jahres... grandiose Schauspieler, die einen vergessen lassen, dass hier gespielt wird, weil sie so authentisch sind... Nick Tschiller ist diesmal richtig sprachlos...!!!!!"