"Promi Big Brother" Fremdschäm-Marathon mit 3,2 Millionen Zuschauer
Über 3,2 Millionen Zuschauer schalteten am Freitagabend ihre TV-Geräte ein, um dem Einzug der "prominenten" Kandidaten ins Promi-Big-Brother-Haus beizuwohnen. Das bedeutete sogar den Tagessieg bei der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen - noch vor Jauchs "Wer wird Millionär"-Special. Ob Sat.1 diese Zahlen in den kommenden Tagen bestätigen kann, ist allerdings fraglich. Bei Zuschauern und Presse löste das Trash-Format vorwiegend Reaktionen zwischen Fremdschämen und Entsetzen aus.
Dem RTL-Dschungelcamp will Sat.1 Konkurrenz machen. Allerdings mangelt es Promi Big Brother schon am Grundsätzlichen: den Promis. Während bei "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" allseits bekannte B-Prominente zu den diversen Ekelprüfungen antreten, scheint bereits ein wenig beachteter Auftritt in einer Castingshow zu genügen, um die Eintrittskarte in den Big-Brother-Container zu lösen.
"Wir sehen ja gerne C-Prominenten beim Zicken, Weinen und Flirten zu. Doch dann sollten es doch wenigstens C-Promis sein", fasst der "Focus" die Personal-Misere zusammen. "Aber was präsentiert uns der Sender im Gegensatz zum Konkurrenten RTL? Kandidaten von 'Catch the Millionaire' und die 14. bei 'DSDS'. Ernsthaft?"
"Promi Big Brother" fast ohne Promis
Und der Branchendienst "DWDL" beobachtet treffend: "Unterdessen ließ sich im Haus die Prominenz der meisten Kandidaten daran erkennen, dass sie sich rund um den Küchentisch vereint erst einmal gegenseitig vorstellen mussten." Unser User "Fiftyeight" zieht daraus den Schluss: "Ein Promi, also einer, der es verdient hat, ein Promi zu sein, der was geleistet hat, der was auf sich hält... der würde da gar nicht erst reingehen!"
Vielleicht steckt hinter der fehlenden Bekanntheit der meisten Kandidaten aber sogar ein tieferer Sinn. So stellt der "Spiegel" fest: "Zwischen angestoßenen Ehemaligen wie Martin Semmelrogge und abgetakelten Figuren wie dem Discosänger Fancy strahlen 'Stars' wie Jenny Elvers-Elbertzhagen und natürlich David Hasselhoff dann tatsächlich annähernd prominent". Sieht man sich das heutige Medienecho an, dann bestätigt sich das. Beinahe ausnahmslos dominieren Elvers-Elbertzhagen und Hasselhoff die Berichterstattung über "Promi Big Brother". Aber ob das reicht, um die Zuschauer 14 Tage lang bei der Stange zu halten?
Zahnlose Moderatoren
Auch die Moderatoren Cindy aus Marzahn und Oliver Pocher stehen in der Kritik. Stellten und stellen die schlagfertigen, hintersinnigen und zuweilen bösartigen Kommentare von Sonja Zietlow und Dirk Bach beziehungsweise Daniel Hartwich eine der großen Qualitäten des Dschungelcamps dar, so wirkte das Big-Brother-Duo dagegen die meiste Zeit plump und öde. "Harm- und zahnlos nahmen Oliver Pocher und Cindy aus Marzahn die Parade der Tragik-Prominenz ab", meint dazu der "Spiegel".
Und "Focus" fragt: "Auch die sonst so schlagfertige Cindy aus Marzahn biedert sich bei den TV-Starlets an. Sie umarmt und knuddelt die in ihren Programmen so verhassten Z-Sternchen. Was ist da los?"
Herausforderungen für den Kindergeburtstag
Ein weiterer Schwachpunkt sind die lächerlichen Herausforderungen, denen sich die sogenannte Prominenz stellen muss. Anstatt Ziegenhoden zu verspeisen oder in eine mit Spinnen gefüllte Badewanne zu tauchen - was kein Mensch freiwillig machen möchte - erwartete die BB-Kandidaten mit der "bestialische Brandmauer" eine Aufgabe, die selbst auf einem Kindergeburtstag höchstens gelangweiltes Schulterzucken ausgelöst hätte. Oder wie es der "Stern" formuliert: "Die 'bestialische Brandmauer' könnte jede rüstige Rentnerin problemlos durchlaufen."
"Trash kann nur der Marktführer"
Zusammenfassend muss man sagen, dass Sat.1 daran gescheitert ist, dem Dschungelcamp etwas Adäquates entgegenzusetzen. Der "Focus" kommt zu dem Schluss: "'Promi Big Brother" ist an Peinlichkeiten nicht zu überbieten, Schade Sat.1, aber Trash kann eben doch nur der Marktführer." Inwieweit sich dies auf die Zuschauerzahlen auswirkt, werden wir in den kommenden Tagen erfahren,