Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.TV Waldemar Hartmann spricht Klartext: "Sie wollten mich ins Kiesbett treiben"
33 Jahre war Waldemar Hartmann als Sportmoderator bei der ARD tätig, hatte dort mit "Waldis Club" bis zuletzt sogar eine eigene Show im Anschluss an die Fußball-Länderspiele. Im Dezember musste er jedoch die Segel streichen, weil der Sender seinen Vertrag nicht verlängern wollte. Kurz vor seiner Rückkehr mit "Waldis Club" im MDR spricht Hartmann auf "dwdl.de" nochmals Klartext über seinen Zoff mit der ARD, der er mangelnde Loyalität und Intrigen vorwirft.
"Ich hatte nie Krieg. Es gab allerdings große Auseinandersetzungen mit ein paar Nasen in der ARD", erklärt Hartmann dem Mediendienst. "Darunter Volker Herres (ARD Programmdirektor), Axel Balkausky (ARD-Sportkoordinator), Steffen Simon (ARD-Sportreporter), Thomas Gruber (Intendant) und Gerhard Fuchs (ehemaliger Fernsehdirektor des Bayerischen Rundfunks), die mir das Leben in den letzten zwei, drei Jahren durch Nicht-Entscheidungen oder Wegtauchen versäuern wollten. Diese Herren werden mich vermutlich nicht mehr in ihr Abendgebet einschließen. Ich übrigens auch nicht. Aber damit kann ich gut leben."
Alles aus Neid und Missgunst
Nachdem Hartmann bei der Fußball-Europameisterschaft im vergangenen Jahr an ARD-freien Tagen als Experte im Schweizer Fernsehen zu sehen war, habe ihm Balkausky "einen bösen Brief" geschrieben. "Er habe erfahren, ich würde im Schweizer Fernsehen quasi 'Waldis Club' machen und drohte mit Konsequenzen. Daraufhin bat ich Herres um einen Termin, zudem es aber nicht kam, weil er keinen Gesprächsbedarf sah", so Hartmann. "Das war für mich ein Schlag. Wenn in einem Kommunikationsunternehmen nicht mehr kommuniziert wird, dann weiß ich auch nicht weiter."
Der Sportexperte habe damals mit Harald Schmidt gesprochen, der die Anzeichen für einen baldigen Abschied ja schon kannte: "Die Karten werden förmlicher und das Hüsteln lauter. Da wurde mir allmählich klar, dass ich das nicht mehr lange mitmachen würde." Man habe ihn mehr als einmal aus dem Programm drängen wollen. "Sie wollten mich in Kiesbett treiben", so Hartmann weiter. Die Ursache dafür seien Neid und Missgunst, "weil die sagen: Der Hartmann macht sich die Taschen voll und verdient mehr als der Direktor."
"Ich wurde geärgert"
Auf die Frage, über wen er sich nach dem Aus von "Waldis Club" am meisten geärgert habe, sagte Hartmann: "In erster Linie über Steffen Simon und Tom Bartels. Das sind in diesem Zusammenhang zwar die kleinsten Lichter, aber sie haben dieses ARD-Produkt beschädigt." Diese hätten während der Übertragung von Fußballspielen fast kaum noch auf seine Sendung hingewiesen. "Ich wurde geärgert und wusste genau, dass das natürlich gedeckt ist durch alle Oberen. Der Teamchef war Schönenborn und Balkausky muss es gedeckt haben, weil er sonst eingegriffen hätte. Und Herres auch, denn es war ja sein Produkt."
Die ihm angebotene Vertragsverlängerung um ein Jahr lehnte Hartmann, der gerne bis zur WM 2014 gesendet hätte, schließlich ab. "Das ist so, als wenn man bei einem Fußballspiel die Übertragung nach der ersten Halbzeit abbricht." Ihm sei klar gewesen, dass sie aus allen Löchern kommen und sich an allem stören würden, was er mache. Mit knapp 65 wolle er sich einfach nicht mehr ärgern.
"Ich kann damit leben, bald ein 'Has Been' zu sein"
Zugleich sagte er im Interview, dass er sich vor zehn Jahren sicher anders entschieden hätte. "Da hätte ich den Jahresvertrag genommen und versucht, den 'Intrigantenstadl' für mich zu nutzen. Inzwischen aber war ich - auch dank Rudi - finanziell abgesichert", so Waldemar Hartmann mit Blick auf Rudi Völlers Wutausbruch, der dem Sportmoderator einen bis heute gültigen Werbevertrag bescherte. Er habe seine Entscheidung aufzuhören "bei klarem Verstand und mit allen Konsequenzen getroffen", sagte Hartmann. "Ich kann damit leben, bald ein 'Has Been' zu sein."
Dass er am Mittwoch (05. Juni, 22 Uhr) nun doch wieder "Waldis Club" im MDR machen würde, sei "extrem geil". MDR-Fernsehdirektor Wolf-Dieter Jacobi habe die Sendung zum Abschiedsspiel von Michael Ballack auf eigene Faust zurückgeholt. Hartmann: "Das musst du in diesem Senderverbund erst mal machen! Ich weiß nicht, ob sie das zurückbezahlt bekommen, aber das hat für helle Aufregung in der ARD gesorgt."