Ohnsorg-Theater-Star gestorben Heidi Kabel ist tot
Die beliebte Volksschauspielerin Heidi Kabel ist tot. Der einstige Star des Hamburger Ohnsorg-Theaters starb am Dienstag im Alter von 95 Jahren. "Sie ist heute Morgen um 6.00 Uhr friedlich eingeschlafen", sagte der Intendant des Ohnsorg-Theaters, Christian Seeler, der dpa. Kabel lebte zuletzt in einem Altenstift.
Jahrzehntelang war Heidi Kabel der Star des niederdeutschen Ohnsorg-Theaters in Hamburg, dessen Produktionen seit 1954 bundesweit im Fernsehen zu sehen waren. In mehr als 65 Jahren stand sie in weit über 160 plattdeutschen Stücken auf der Bühne. Sie überzeugte mit Mutterwitz und Menschenkenntnis in den Frauenrollen des deutschen Volkstheaters und machte das Plattdeutsche weit über den Norden hinaus theaterfähig.
Traumberuf Pianistin
Dabei wollte Heidi Kabel zunächst gar keine Schauspielerin werden, sondern Pianistin. Mit 18 Jahren begleitete sie 1932 eine Freundin zum Vorsprechen an die "Niederdeutsche Bühne", die Richard Ohnsorg 1902 gegründet hatte - und wurde selbst engagiert, dabei hatte ihre Mutter ihr noch hinterher gerufen: "Heidi, du nicht!". 1937 heiratete sie Hans Mahler, der Ende der 40er Jahre Ohnsorg-Chef wurde und bekam drei Kinder: die Söhne Jan-Rasmus und Heiko und die Tochter Heidi. Hans Mahler starb 1970. Tochter Heidi Mahler begann ihre Karriere in den 60er Jahren ebenfalls an dieser Bühne und spielte oft neben ihrer Mutter.
Hamburgs berühmteste "Deern"
Heidi Kabel war für viele Fans Hamburgs berühmteste "Deern". Sie begeisterte das Fernseh- und Theaterpublikum als tratschsüchtige Nachbarsfrau, keifender Hausdrachen, bauernschlaue Mutter oder schrullige Alte. An der Seite von Henry Vahl garantierte Kabel jahrelang ein volles Haus. Über hanseatische Grenzen hinaus populär wurde Kabel in den 50er Jahren, als das Fernsehen die Aufführungen aus dem Ohnsorg-Theater ausstrahlte. Neben dem Kölner Willy Millowitsch gehörte Heidi Kabel schnell zu den beliebtesten Schauspielern des volkstümlichen Theaters. Mit über 70 erweiterte sie ihr Fernsehrepertoire um Charakterrollen - darunter "Mutter und Söhne" und die Serie "Heidi und Erni" mit der bayerischen Volksschauspielerin Erni Singerl.
Eiserne Disziplin
Beruflich zahlten sich Disziplin und Fleiß für Heidi Kabel aus, das zeigen schon die Preise, mit denen sie überschüttet wurde. Die Werte hatte ihr die strenge Mutter beigebracht. "Wie sehr dieser Disziplin-Wahn über die Jahre an ihr genagt hat, weiß nur sie selbst", meint ihr Enkel Jan Hinnerk Mahler, der auch eine Biografie über seine berühmte Oma geschrieben hat. Im März 1970 bestand sie darauf, die Vorstellung von "Suuregurkentied" zu Ende zu spielen, obwohl sie in der Pause die Nachricht vom Tod ihres Mannes erhalten hatte. "Sie ist so erzogen worden, dass man keine Gefühle zeigt und dass man das mit sich selber ausmachen soll", sagt ihre Tochter. Darunter habe vor allem ihre Mutter gelitten, "aber sie hat uns gegenüber immer ihre ganze Liebe gezeigt".
Abschied von der Bühne mit 84 Jahren
Am Silvesterabend des Jahres 1998 hatte Heidi Kabel im Alter von 84 Jahren Abschied von der Bühne genommen. Fünf Jahre später verschlechterte sich ihr gesundheitlicher Zustand, weswegen sie sich zunehmend aus der Öffentlichkeit zurückzog. 2007, im Alter von 92 Jahren, übernahm sie in Detlev Bucks Film "Hände weg von Mississippi" eine letzte kleine Rolle an der Seite ihrer Tochter Heidi Mahler.