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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Grund genug, eine Pause einzulegen" Barbara Schöneberger und ihr unbemerkter Wandel
Ist das schon eine Strategie oder nur ein Schleichweg am Rande des Showgeschäfts? Barbara Schöneberger hat etwas verändert – und das auf ungewöhnlich stille Art.
In der deutschen Unterhaltungsbranche gibt es so etwas wie ein ungeschriebenes Gesetz. Manchmal wird nur hinter vorgehaltener Hand darüber getuschelt, ab und zu steht es auch in der deutschen Presse. Dieser inoffizielle TV-Paragraf wird dann mit Sätzen wie diesen beschrieben: "Die Wahl fiel erneut auf Allzweckwaffe Barbara Schöneberger, sozusagen die Mutter aller Preisverleihungen."
Wenn in Deutschland ein gewichtiger Preis verliehen wird, so offenbar die Gesetzmäßigkeit, dann führt eine Frau mit blonden Locken und schlagfertigem Humor durch den Abend. Eigentlich gibt es keine Gala, die Barbara Schöneberger noch nicht moderiert hat. Ob Bambi, Deutscher Filmpreis, Echo, Deutscher Radiopreis, Romy oder Das Goldene Lenkrad. Ob Adolf-Grimme-Preis oder Deutscher Fernsehpreis: Schöneberger präsentierte die Abende mal unregelmäßig, mal mehrere Jahre in Folge, mal einmalig. Doch gefühlt war sie immer da.
12-mal Radiopreis, 6-mal Fernsehpreis
Von großen TV-Sausen wie dem Eurovision Song Contest ganz zu schweigen. Die Omnipräsenz Barbara Schönebergers war so sicher wie Deutschlands schlechtes Abschneiden beim ESC. Doch Moment mal, denkt da der pfiffige Beobachter der deutschen Entertainment-Landschaft: Wurde nicht kürzlich erst der Deutsche Radiopreis in Hamburg verliehen und von Katrin Bauerfeind moderiert? Und was ist mit dem Fernsehpreis, der in dieser Woche über die Bühne geht? Tatsächlich hat sich nahezu unbemerkt ein Wandel vollzogen.
Still und heimlich hat Barbara Schöneberger ihre Dauerkarte für deutsche Preisverleihungen abgegeben. So findet im Jahr 2023 eine Art Zäsur statt: Plötzlich haben andere Persönlichkeiten die Gelegenheit, Gastgeber großer Galas zu sein. So wird das am Donnerstag beim Deutschen Fernsehpreis gleich für mehrere Stars des Landes gelten. Die Preise präsentieren dann unter anderem Michaela May, Tim Raue, Anja Kling, Jörg Pilawa, Esther Schweins oder Giovanni Zarrella. Von Barbara Schöneberger keine Spur.
Eine bewusste Entscheidung oder mehr Zufall denn Strategie? Wie t-online erfährt, ist die Dauermoderation der letzten Jahre auch Schöneberger selbst nicht verborgen geblieben – und sie hat daraus ihre Schlüsse gezogen. Auf eine Anfrage zu dem Thema lässt sie t-online wissen: "Ende 2022 habe ich festgestellt, dass ich den Deutschen Radiopreis 12-mal und den Deutschen Fernsehpreis 6-mal hintereinander moderiert habe. Für mich und vielleicht auch für viele andere Grund genug, eine Pause einzulegen."
"Viel Glück bei der Wahl des Outfits"
An mangelnden Angeboten lag es nicht, so ist aus der Branche zu hören. Eher ist es ein aktives Zurücktreten der Moderatorin selbst. Dabei ist es nicht so, dass sich Barbara Schöneberger selbst in den Vordergrund gespielt oder gar gedrängt hat. Es war eher ein Automatismus, oder eine Entwicklung, die schleichend Einzug erhielt – und sich immer mehr verselbstständigte. Schöneberger jedenfalls freut sich auf das "neue Kapitel". Zu t-online sagt sie: "Ich wünsche allen, die am Donnerstag auf der Fernsehpreis-Bühne stehen, einen wunderschönen Abend, wie ich ihn jedes Mal hatte und zuvor viel Glück bei der Wahl des Outfits."
Der typische Schöneberger-Humor, er ist auch vorhanden, wenn eine Moderation mal ohne sie stattfindet. Die 49-Jährige wird am Donnerstag gar nicht in Köln beim Fernsehpreis vor Ort sein und sich die anderen Präsentatoren live anschauen können. Sie habe einen Termin bei der Kinder- und Jugendstiftung, es werde gedreht, auch eine Politikerin sei anwesend. Eine Verschiebung konnte laut Management nicht organisiert werden.
Mit einem anderen Aspekt habe die Absage jedenfalls nichts zu tun: Schließlich ist Barbara Schöneberger selbst nominiert und könnte bereits zum dritten Mal nach 2016 und 2020 einen Preis für ihre, klar, Moderation gewinnen. Doch die Nominierungen werden erst kurz vor der Verleihung bekannt gegeben und Barbara Schöneberger hatte bereits zuvor entschieden, dieses Jahr nicht durch den Abend zu führen.
Von einem Schöneberger-Rückzug kann dennoch nicht die Rede sein. Präsent wird die TV-Allzweckwaffe allein dadurch bleiben, dass die nächste Staffel "Verstehen Sie Spaß?" vor der Tür steht. Die nächste Liveshow ist am 7. Oktober im Ersten zu sehen. Also kein Grund zur Sorge: Frau Schöneberger macht weiter wie bisher, nur eben mit weniger Preisverleihungen – aber dafür vielleicht mit mehr großen Samstagabendshows? Schließlich gibt Thomas Gottschalk dieses Jahr "Wetten, dass..?" ab und über die Nachfolge herrscht noch Unklarheit ...
- Eigene Beobachtungen
- Anfrage bei Barbara Schöneberger