Grimme-Preise verliehen Sandmännchen und schrille Kostüme
Bei der diesjährigen Grimme-Preisverleihung stand eine Sendung von Fernsehkoch Tim Mälzer im Mittelpunkt. Eine besondere Ehre wurde Marin Kroymann zuteil.
Das Sandmännchen, politische Satire mit Jan Böhmermann und das queere Styling-Team "Queer Eye Germany" in schrillen Kostümen: Bei der Gala zur Grimme-Preisverleihung sind am Freitagabend im Marler Stadttheater 16 der undotierten, aber heiß begehrten TV-Preise für besonders gelungene Sendungen vergeben worden. Hinzu kamen drei Sonderpreise. Die Direktorin des Grimme-Instituts, Frauke Gerlach, lobte einen "ausgezeichneten Preisjahrgang".
Besonders hervor stach die Vox-Sendung "Zum Schwarzwälder Hirsch - eine außergewöhnliche Küchencrew und Tim Mälzer". Sie erhielt neben einem Jury-Preis in der Kategorie Unterhaltung zusätzlich einen Publikumspreis. TV-Koch Mälzer arbeitet in der Sendung mit Menschen mit Trisomie 21 zusammen und trainiert sie für den nervenaufreibenden Job in der Küche und im Service eines Restaurants.
Ehrung für Maren Kroymann
André Dietz, der die Sendung als Mentor betreut hat, sagte bei der Ehrung: "Inklusion ist keine Illusion. Wir haben vielen Chefs zu denken gegeben: Warum habe ich selbst eigentlich keine Leute mit Behinderung im Laden?"
Die besondere Ehrung des Volkshochschulverbandes (DVV), des Preisstifters, ging an die Kabarettistin Maren Kroymann. Als erste Frau mit eigener Satiresendung im deutschen Fernsehen habe sie immer wieder das Medium genutzt, um gegen die Überrepräsentanz eines vom männlichen Geschmack geprägten Frauenbildes zu protestieren, hieß es in der Begründung des DVV.
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"Ich war sperrig. Einige Hierarchen haben mich gehasst", sagte Kroymann der dpa. Ihr Einsatz sei dabei aber durchaus erfolgreich gewesen. Frauenthemen wie sexuelle Belästigung oder Vergewaltigung in der Ehe, die sie schon in den 1990er Jahren aufgegriffen habe, würden heute nicht mehr abgetan. Das Ziel wirklicher Gleichberechtigung sei aber noch lange nicht erreicht. Dabei gehe es ihr nicht um Männerfeindlichkeit. "Ich bin nicht gegen Männer, ich bin nur gegen Machos."
Erstmals wird das Sandmännchen ausgezeichnet
Der jahrzehntealte Klassiker in Kinderprogramm, das Sandmännchen, erhielt erstmals eine Auszeichnung. Die Produktion für den RBB "Sandmann-Rahmen: Recycling-Fahrzeug" zeigt, wie aus Müll, defekten oder alten Teilen etwas Neues entstehen kann.
Dabei nutze er wie seine Vorgänger die klassische Animationstechnik mit einstellbaren Puppen, sagte Regisseur Stefan Schomerus der dpa. "Der Sandmann ist ein Ritual des Zur-Ruhe-Kommens am Abend." Das sei heute angesichts der unruhigen Zeiten vielleicht noch wichtiger als früher, sagte Schomerus. "Das Wichtigste ist der Traumsand am Schluss. Er sorgt für gute Träume."
Einen weiteren Grimme-Preis vergab die Jury für das RBB-Politmagazin "Kontraste" und dessen investigative Recherche im rechtsradikalen Milieu. Der Preis sei ein großer Ansporn für das Team, sagte Redaktionsleiter Georg Heil, Bruder des Bundesarbeitsministers Hubertus Heil. Die Recherchen seien zwar nicht wirklich gefährlich, aber immer wieder unangenehm gewesen. "Es gab auch mal Rempeleien", sagte Heil der dpa.
"Queer Eye Germany" und Böhmermann
Der Streamingdienst Netflix bekam den Preis für sein Format "Queer Eye Germany", in dem queere Lifestyle-Experten Tipps für das Leben ihrer Kandidaten geben. Die fünf Mitglieder des Teams sorgten mit glitzernden und schrillen Kostümen und sexy Posen für Stimmung am roten Teppich. "Wegen des Bahnstreiks sind wir mit dem Bus von Berlin gekommen und haben morgens schon den ersten Schampus getrunken", sagte "Queer Eye" Avi Jakobs.
Jan Böhmermann wurde am Freitag zusammen mit seinem Team ausgezeichnet, das in einer seltenen Kombination Satire mit investigativer Recherche verbindet, wie es hieß. Es ist bereits sein sechster Grimme-Preis. Sein Team bestehe aus etwa 50 Menschen, betonte Böhmermann. "Ich mag Grimme-Preise wahnsinnig gern." Dahinter stünden aber "viel mehr als hier auf der Bühne stehen".
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Die Qualität der als vorbildlich ausgezeichneten Produktionen solle auch bei der laufenden Debatte über die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bedacht werden, sagte Gerlach. Die Zukunftsfähigkeit und Akzeptanz der Sender müsse gewahrt werden. "Daran muss sich jeder Reformschritt ausrichten."
- Nachrichtenagentur dpa