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Sommer-Dschungelcamp: So spart RTL Millionen bei neuer Show


RTL verfolgt einen Plan
Der Millionentrick


18.08.2024Lesedauer: 5 Min.
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Sonja Zietlow und Jan Köppen: Das Moderationsduo steht im Vordergrund des Dschungelcamps, während im Hintergrund für RTL der Rubel rollt.Vergrößern des Bildes
"Ich bin ein Star – Showdown der Dschungel-Legenden": Jan Köppen und Sonja Zietlow moderieren die Jubiläumsausgabe. (Quelle: RTL/Montage t-online)

Zum 20-jährigen Jubiläum zeigt RTL eine Sommer-Ausgabe des Dschungelcamps. Damit gehen einige Veränderungen einher, die sich auch auf die Einnahmen von RTL auswirken.

Bei der Verteilung der Urwald-Pritschen gibt es Streit, Kandidat Gigi Birofio wird beim Zigarettenschmuggel erwischt, Veganer David Ortega will bei der Essensprüfung kein Gehirn essen – zunächst scheint die Dschungelcamp-Welt auch bei der Sommer-Ausgabe in Ordnung. Doch ziemlich schnell wird dem Zuschauer klar: Die Realityshow kommt in einem anderen Gewand daher.

Das wichtigste Indiz ist dabei die Dschungelkleidung der Kandidaten. Beim Blick auf ihren Rücken vermissen Fans der Sendung ein entscheidendes Detail: die Telefonnummern der einzelnen Teilnehmer. In den vergangenen 20 Jahren konnte das Publikum per Anruf stets entscheiden, wer die nächste Prüfung absolvieren soll oder wer aus dem Camp fliegt. Das geht bei "Ich bin ein Star – Showdown der Dschungel-Legenden" nicht, denn die Show wurde vor Wochen aufgezeichnet. Eine Entscheidung, die RTL in die Karten spielt.

"Vertrauliche Informationen"

Treue Dschungelcamp-Fans wissen, dass die Tageszusammenfassungen von "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" stets ein vorab produzierter Rückblick auf die vergangenen 24 Stunden waren. Doch die Moderatoren Sonja Zietlow und Jan Köppen begrüßten die Zuschauer bisher immer live aus dem Baumhaus, um das Geschehen direkt aus Australien zu kommentieren. Auch die Ergebnisse des Telefonvotings verkündete das Duo zeitgleich zur Ausstrahlung vor Ort in Murwillumbah.

Um dabei einen reibungslosen Ablauf der TV-Produktion zu garantieren, schickte RTL alle Beteiligten für mehrere Wochen nach Australien. Ein hoher finanzieller Aufwand – wie hoch, dazu schweigt der Sender. "Die Produktionskosten für das Dschungelcamp sind vertrauliche Informationen. Aber wir setzen immer alles daran, qualitativ hochwertige Unterhaltung zu bieten", erläutert eine RTL-Sprecherin jetzt auf t-online-Nachfrage. Laut einem Medienbericht aus dem Jahr 2019 sollen die Kosten ca. 30 Millionen Euro betragen haben.

Eine Sache räumt der Sender jedoch ein: Der Entschluss, das Sommer-Dschungelcamp nicht wie gewohnt live zu übertragen, hat einen positiven Nebeneffekt. "Durch die Entscheidung, die Postproduktion hier in Köln statt vor Ort durchzuführen, hatten wir finanzielle Vorteile, da wir nicht mit einer großen Anzahl von Personen um die halbe Welt reisen mussten", lautet die Erklärung. Ein Großteil der Arbeit fand also in Deutschland statt – nicht in Südafrika, wo "Ich bin ein Star – Showdown der Dschungel-Legenden" gedreht wurde. Das spart nicht nur Reise-, sondern auch Unterbringungskosten.

100.000 Euro für jeden Camper?

Ein Plus, das der Sender gut gebrauchen kann. Denn die Tatsache, dass beim Sommer-Dschungelcamp nicht x-beliebige Prominente, sondern echte Dschungel-Legenden teilnehmen, soll sich auch auf die Verträge auswirken. Von Georgina Fleur über Thorsten Legat bis Danni Büchner hat RTL erfahrene Ikonen des Reality-TV verpflichtet, alle haben während ihres ersten Busch-Aufenthaltes für reichlich Drama gesorgt. Krawallnudeln, die sich der Sender ordentlich was kosten lassen soll. Laut "Bild"-Informationen bekommen alle 13 Kandidaten eine Gage von 100.000 Euro. Der Sieger sackt dann noch einmal zusätzlich 100.000 Euro Prämie ein.

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Zahlen, die die Verantwortlichen nicht bestätigen wollen. "Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns generell und grundsätzlich nicht zu Vertragsinterna äußern und uns auch nicht an Spekulationen beteiligen", so eine RTL-Sprecherin zu t-online. Bekannt ist hingegen, dass die Kandidaten – anders als bei der Originalsendung – keine Begleitung zur seelischen Unterstützung mitbringen durften. Weiterhin mussten die ausgeschiedenen Prominenten direkt im Anschluss nach Hause fliegen. Ein von RTL gesponsorter Urlaub in Südafrika? Fehlanzeige!

"Wir freuen uns über 'Wiederholungstäter'"

Damit sich das Sommer-Dschungelcamp trotz großzügiger Gagen rentiert, setzt RTL auf Werbeeinnahmen. Das Format erfreut sich nicht nur beim Publikum, sondern auch bei namhaften Firmen großer Beliebtheit. Marken wie funny-frisch, Kuemmerling oder Gutfried profitieren seit Jahren von der Zusammenarbeit. Das scheint auch bei der Jubiläumsausgabe der Fall zu sein. "Der Dschungel gehört – ob Sommer oder Winter – zu unseren Highlights und wir sind sowohl im klassischen Werbeblock als auch bei den Ad-Specials sehr zufrieden mit der Resonanz der Werbekunden", so der Sender zu t-online.

Dabei geht es nicht nur um klassische Werbespots, sondern auch um gesonderte Produktplatzierungen oder Kampagnen, die zum Teil während der Show unabhängig von Werbeunterbrechungen eingeblendet werden. "Wir freuen uns über einige 'Wiederholungstäter', aber auch Neukunden und 'First Mover'-Umsetzungen", berichtet RTL. Als First Mover werden Unternehmen bezeichnet, die ein Produkt in den Markt einführen, das es bisher nicht gegeben hat.

"Ich bin ein Star – Showdown der Dschungel-Legenden" wird von den Firmen somit als durchaus attraktives Werbeumfeld bewertet. Die Spots, die während der Free-TV-Ausstrahlung gezeigt werden, haben daher ihren Preis. "Im Durchschnitt kostet ein 30-Sekünder knapp 60.000 Euro brutto", verrät RTL. Eine stolze Summe, die jedoch in keinem Vergleich zu den Werbekosten beim Original stehen. Noch im Januar bestätigte eine Sendersprecherin t-online, dass sich RTL einen 30-Sekünder während der Ausstrahlung bis zu 122.000 Euro kosten lässt. Auf dem Werbemarkt ist es jedoch nicht untypisch, dass die Preise saisonal schwanken. Da die Sehbeteilung im Sommer für gewöhnlich niedriger ist, sinkt auch der Wert pro Sekunde.

Eine mögliche Taktik, um diese Differenz auszugleichen, wären mehr Werbeblöcke. "Ich bin ein Star – Showdown der Dschungel-Legenden" bietet dafür den idealen Rahmen, denn die Sommer-Ausgabe ist deutlich länger als das Original: "Insgesamt zeigen wir ca. 29 Stunden und 30 Minuten Unterhaltung aus Südafrika." Anfang des Jahres umfasste die 17. Staffel laut Senderangabe ca. 24 Stunden und 30 Minuten – dem Dschungelcamp wird also immer mehr Programmfläche gewidmet. Ein Trend, der sich in den vergangenen Jahren bereits andeutete: Während das Material 2022 noch rund 24 Stunden und 12 Minuten umfasste, wurde die Ausstrahlung 2023 auf etwa 24 Stunden und 30 Minuten erweitert.

RTL+ spielt entscheidende Rolle

Neben mehr Sendestrecke bietet das aktuelle Legenden-Dschungelcamp auch ganz neue Möglichkeiten zur Vermarktung. Erstmals sind die einzelnen Folgen vorab bei RTL+ verfügbar. Bereits 24 Stunden vor der Free-TV-Ausstrahlung können Kunden des sendereigenen Streamingdienstes die neueste Folge abrufen.

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Seit Jahren setzt der Kölner Privatsender den Fokus darauf, RTL+ als Marke zu stärken. Auf der Plattform sind nicht nur Inhalte aus dem Free-TV zu sehen, mit Shows wie "Are You the One?" und "Ex on the Beach" werden mittlerweile auch Sendungen produziert, die ausschließlich auf dem Streamingdienst veröffentlicht werden. "Bei RTL analysieren wir kontinuierlich, wo und wie wir unsere Formate am besten präsentieren können, um unser Publikum optimal zu erreichen. Daher haben wir uns entschieden, den Legenden-Dschungel einen Tag vorab auf unserem Streamingservice unserer All-inclusive-Entertainment-App RTL+ anzubieten. Dadurch bauen wir das Angebot von RTL+ weiter aus und bieten den Zuschauern eine größere Auswahl an exklusiven Inhalten", so RTL zu t-online.

Die Strategie geht auf. Laut Pressebereich ist RTL+ mit über 5,3 Millionen Abonnenten "der führende deutsche Streamingdienst im Markt". Das erhöhte Interesse im Zuge des Sommer-Dschungelcamps weiß der Service für sich zu nutzen. Pünktlich zum Online-Start am 15. August wurde ein neues Preismodell eingeführt. Künftig stehen Nutzern vier Optionen zur Wahl: Neben dem frei zugänglichen Bereich sowie dem "Premium"- und "Max"-Bereich gibt es jetzt auch einen "Basic"-Tarif. Der mit 5,99 Euro pro Monat verfügbare Zugang ist das günstigste Abonnement – und der perfekte Einstieg in die Welt von RTL+. Ein erschwinglicher Preis in Kombination mit vorab verfügbaren Inhalten: Ein cleverer Schachzug, um eingefleischte Dschungel-Fans zum digitalen Angebot zu locken – und ganz nebenbei auch noch zusätzliche Einnahmen aufs sendereigene Konto zu spülen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Anfrage an RTL
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