Unter Korruptionsverdacht Ehemaliger König Juan Carlos verlässt Spanien
Noch in seiner Zeit als König soll Juan Carlos mutmaßlich 100 Millionen Dollar Schmiergeld aus Saudi-Arabien erhalten haben. Gegen den 82-Jährigen wird aktuell ermittelt. Jetzt will er ins Ausland ziehen.
Der unter Korruptionsverdacht stehende spanische Ex-König Juan Carlos will das Land verlassen und ins Ausland gehen. Wie das spanische Königshaus am Montag mitteilte, informierte der wegen zahlreicher Affären ins Zwielicht geratene Juan Carlos seinen Sohn König Felipe VI. in einem Brief über seinen Entschluss.
"Aus der Überzeugung heraus, dem spanischen Volk, seinen Institutionen und Dir als König am besten zu dienen, informiere ich Dich über meine Entscheidung, in dieser Zeit ins Exil außerhalb Spaniens zu gehen", zitierte das spanische Königshaus aus dem Schreiben von Juan Carlos. Felipe VI. habe die Entscheidung seines Vaters akzeptiert und sich bei ihm bedankt.
Schmiergeldzahlungen aus Saudi-Arabien
Der Oberste Gerichtshof Spaniens hatte im Juni ein Ermittlungsverfahren zur Verwicklung des ehemaligen Monarchen in eine mutmaßliche Korruptionsaffäre eingeleitet. Bei den Ermittlungen geht es um mögliche Schmiergeldzahlungen bei der Auftragsvergabe für den Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke zwischen Mekka und Medina in Saudi-Arabien an ein spanisches Konsortium.
In dieser Sache ermittelt die spanische Justiz bereits seit 2018, aber wegen der Immunitätsrechte von Juan Carlos kann nur der Oberste Gerichtshof Ermittlungen gegen den 82-Jährigen führen. Zudem darf die Untersuchung nur Vorfälle betreffen, die sich nach seiner Abdankung als König 2014 ereigneten. Es gehe um "Fakten, die sich nach Juni 2014 ereigneten", hatte das Gericht entsprechend im Juni erklärt.
100 Millionen Dollar kassiert
Berichten zufolge soll Juan Carlos vom saudiarabischen Königshaus über ein Schweizer Konto bis zu 100 Millionen Dollar erhalten haben – allerdings offenbar bereits 2008. Zudem hatte seine ehemalige Geliebte Corinna zu Sayn-Wittgenstein angegeben, der König habe im Zusammenhang mit dem 6,7 Milliarden Euro schweren Schnellbahn-Projekt eine Kommission bekommen. Diese Angaben hatten 2018 die spanische Justiz auf den Plan gerufen.
Juan Carlos hatte 2014 nach 39 Jahren auf dem Thron zugunsten seines Sohnes Felipe abgedankt. Seit dem vergangenen Jahr hat er sich vollständig aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen. Lange Zeit war Juan Carlos wegen seiner Rolle beim Übergang Spaniens von der Diktatur zur Demokratie im Volk sehr beliebt. Doch eine Reihe von Skandalen, darunter eine Luxusreise des Monarchen inmitten einer schweren Wirtschaftskrise des Landes, hatten seine letzten Jahre auf dem Thron überschattet.
- Nachrichtenagenturen dpa, afp