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Ein Monat König Charles III.: "Er muss seinen Drang nach Einmischung zügeln"


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Ein Monat König Charles III.
"Das war ein deutliches Zeichen"


Aktualisiert am 11.10.2022Lesedauer: 3 Min.
König Charles III.: Vor einem Monat wurde er zum König ausgerufen.Vergrößern des Bildes
König Charles III.: Vor einem Monat wurde er zum König ausgerufen. (Quelle: Kirsty O'Connor - Pool/Getty Images))

Vor einem Monat wurde Prinz Charles zu König Charles III. Die Zwischenbilanz für Großbritanniens neuen Monarchen fällt gut aus. Doch es gibt eine Herausforderung.

Es waren nur knapp zehn Minuten, doch sie läuteten eine neue Ära ein. Die Queen ist tot, es lebe der König: Am 10. September 2022 wurde Charles III. mit Trompetenfanfaren und Kanonensalut in London offiziell zum König ausgerufen. Adelsexperte Thomas Kielinger zieht im Gespräch mit t-online eine positive Zwischenbilanz.

"Seine erste Reise nach dem Ende der offiziellen Trauerzeit nach dem Tod seiner Mutter unternahm er nach Edinburgh – ein deutliches Zeichen, dass auch er, wie Elizabeth II., dem Zusammenhalt des Königreiches erste Priorität einräumt und das mit dem Besuch in Schottland bestätigen wollte", erklärt der Autor.

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Ein König der Einheit

Charles' Botschaft in Schottland, das immer wieder eine Abspaltung vom Königreich anstrebt: Ihr gehört dazu. Hier traf er auch Vertreter indischer, pakistanischer und anderer Gruppen innerhalb der britischen Gesellschaft, um die Einheit der Bevölkerung zu demonstrieren. Ein weiteres wichtiges Signal dabei: nahbar sein, im Kontakt zum Volk stehen und nicht das Amt des Königs, sondern den Menschen dahinter hervorheben. "Als sehr positiv wurde empfunden, wie er und Königsgemahlin Camilla sich längere Zeit mit wartenden Zuschauern unterhielten, deren Reihen er zusammen mit seiner Frau lachend und Hände schüttelnd abschritt, leutselig, aber nicht herablassend, offensichtlich ohne Sorge, die Hoheit seiner Position dabei einzubüßen", so der Adelsexperte weiter.

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Thomas Kielinger im Jahr 2016 (Quelle: imago stock&people)

Wer ist Thomas Kielinger?

Thomas Kielinger ist ein in London lebender Adelsexperte. Der 1940 in Danzig geborene freie Journalist hat mehrere Bücher geschrieben. Unter anderem die Biografien "Die Königin: Elisabeth I. und der Kampf um England" (2019) sowie "Elizabeth II. – Das Leben der Queen" (2011). Kielinger erhielt 1995 den Order of the British Empire (OBE) sowie 2001 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse.

"Sein Drang nach Einmischung ist seine größte Schwäche"

Eine wichtige Imagepflege. Denn gerade zu Beginn seiner Regentschaft wirkte Charles III. durch ungeschickte Auftritte vor laufender Kamera keinesfalls volksnah. Als er sich beispielsweise über falsch positionierte oder defekte Schreibutensilien lautstark beschwerte, wurde schnell über die Überheblichkeit und Arroganz des Monarchen gelästert. Thomas Kielinger sieht aber eine ganz andere potenzielle Stolperfalle für ihn: "Er muss – seine größte Schwäche – seinen Drang nach Einmischung in aktuellen Debatten, was er als Prinz of Wales oft an den Tag legte, zügeln. Als Monarch muss er sich vielmehr streng an die absolute Neutralitätspflicht seiner Stellung halten und kann nicht Position beziehen auf dieser oder jener Seite einer Debatte: Das würde die jeweils andere Gruppe, die anderer Meinung sein mag, vor den Kopf stoßen. Er ist aber König aller Briten und muss als solcher für alle Seiten und Richtungen akzeptierbar bleiben oder es jedenfalls versuchen. Das gehörte zu den hervorragenden Eigenschaften der Queen: Sich in 70 Jahren von allen aktuellen Streitfragen herausgehalten und damit viel für ihre Akzeptanz getan zu haben."

Vergleiche mit seiner Mutter, der verstorbenen Queen, muss sich Charles wohl immer mal wieder gefallen lassen. Es ihr gleichtun könne niemand, so Kielinger: "Aber dem Erbe kann Charles III. nacheifern, er betont es bereits, wenn er den Nachdruck auf die Einheit des Königreiches legt, das von vielen zentrifugalen Kräften bedroht ist, nicht nur in Schottland. Auch Nordirland ist als Teil des United Kingdom zu einer Frage geworden, nachdem die katholische Bevölkerung im protestantischen Norden der Insel zur stärksten Gruppe herangewachsen ist und der Ruf nach Vereinigung mit dem Süden der Insel, mit der Republik Irland, weiter zunimmt."

"Eine besondere Stärke ist sein Alter"

Diese nationalen Eigenbewegungen sind in Zukunft die große Herausforderung für Charles: "Sie zu bändigen und dabei zu helfen, das Siegel 'United Kingdom' weiterhin als glaubwürdige Identität aller Briten attraktiv zu erhalten, wird seine wichtigste Aufgabe sein." Dabei könnte ihm laut Kielinger vor allem seine Erfahrung helfen: "So paradox es klingen mag, aber eine besondere Stärke des neuen Königs ist sein Alter: Niemand hat so lange als Prince of Wales auf die Thronnachfolge warten müssen wie er. Das heißt: Der älteste Monarch in der Geschichte des Königreiches, der er bei Beginn seiner 'Amtszeit' ist, ist zugleich der erfahrenste. Vertraut in die Rituale und Erfordernisse des Thrones, benötigt der 73-Jährige keine 'Lernzeit', sondern kann sich sofort auf die Krisen der Gegenwart einstellen und seinen Beitrag zur Beruhigung der Nerven, die überall zum Zerreißen gespannt sind, beizutragen versuchen."

Verwendete Quellen
  • Eigenes Interview mit Thomas Kielinger
  • Eigene Beobachtungen als Sat.1-Reporter in London und Windsor, Großbritannien
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