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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Christoph von der Maus" wird 70 "Plötzlich war Grün mein Markenzeichen"
Mehrere Generationen sind mit Christoph Biemann aufgewachsen. Mit t-online spricht er über das Alter, Glück und verrät, wie ein Shirt zum Markenzeichen wurde.
Seit Jahrzehnten lieben Kinder eine kleine, orangefarbene Zeichentrickmaus und ihn: "Christoph von der Maus". Dass der Mann mit dem grünen Sweatshirt Biemann mit Nachnamen heißt, weiß kaum jemand. Aber seine Lach- und Sachgeschichten kennen alle.
Angefangen hat Christoph Biemann bei der "Sendung mit der Maus" als Regisseur. Seit 1982 ist der Autor auch vor der Kamera zu sehen und beantwortet Fragen, die Kindern auf dem Herzen liegen: Warum ist der Himmel blau und wie kommt der Strom in die Steckdose? Auf all das weiß "Christoph von der Maus" eine Antwort. Zu seinem runden Geburtstag hat sich der Moderator den Fragen von t-online gestellt.
t-online: Herr Biemann, mit welchen Gefühlen betrachten Sie Ihren 70. Geburtstag?
Christoph Biemann: Mit Zwiespältigen! Früher dachte ich, mit 70 ist man alt. Jetzt bin ich 70 und fühle mich noch nicht wirklich so alt.
Weil Sie sich im Kopf jünger fühlen, als es der Körper ist?
Ja, so ist das – gut beobachtet. Ich bin eigentlich immer noch derselbe und so fühle ich mich auch.
Wie halten Sie denn Körper und Geist fit?
Die Arbeit hält mich im Kopf fit. Ansonsten bin ich viel im Garten, schwimme im Meer und bewege mich. Ein bisschen Schwitzen ist ab und zu ganz gut, aber ich betreibe keinen Leistungssport.
Die Arbeit ist ein gutes Stichwort. Würden Sie sagen, dass die Sie jung hält?
Auf jeden Fall! Ich habe mir über all die Jahre meine kindliche Neugierde erhalten. Im Prinzip ist Neugierde mein Beruf. Wir machen immer wieder neue Geschichten, lernen unterschiedliche Menschen kennen und beantworten neue Fragen. Ich denke schon, dass mich das jung hält.
Wie kamen Sie eigentlich dazu, Fernsehen für Kinder zu machen?
Ich habe mich schon in der Filmhochschule mit Kindern beschäftigt und es gab mehrere Gründe: Zum einen erkläre ich gerne, zum anderen ist Fernsehen für Kinder etwas, wo alles offen ist und man sich nicht festlegen muss. Es lief eigentlich von Anfang an darauf hinaus, dass ich beim Kinderfernsehen lande. Bereut habe ich es nie.
Allerdings wollten Sie ursprünglich Biologe werden.
Ja, das stimmt. Aber ich konnte nicht so gut durchs Mikroskop gucken. Irgendwie war das nicht mein Ding. Und dann habe ich halt durch die Kamera geguckt.
Sie haben bei der "Sendung mit der Maus" zuerst als Regisseur angefangen. Seit 1982 stehen Sie auch vor der Kamera. Wie war das eigentlich für Ihre eigenen Kinder, wenn sie die Sendung geguckt haben?
Also meine Tochter hat damals sehr zur Sendung beigetragen. Die Filmbeiträge waren am Anfang noch anders. "Na ja, spannend sind die Geschichten ja nicht wirklich", sagte sie eines Tages zu mir. Daraufhin haben wir uns überlegt, wie wir es besser machen können. Einen Helden, eine Person einführen, die ein Problem hat, das dann gelöst wird. Ja, und das waren dann Armin Maiwald und ich.
Man sieht Sie in der "Sendung mit der Maus" immer mit einem grünen Sweatshirt. Es ist sozusagen Ihr Markenzeichen. Wie kam es dazu?
Das ist 1986 mit Tschernobyl entstanden. Da haben wir die "Atom Maus" gemacht und es war klar, dass wir an dem Film länger drehen werden. Ich wollte an den Drehtagen keine unterschiedliche Kleidung tragen. Also schaute ich in meinen Schrank, aber da lagen nur ganz viele bunte Shirts. Dann fand ich zwei Grüne, die habe ich ausgewählt. Ich dachte, wenn eines schmutzig wird, habe ich noch das andere. Plötzlich war Grün mein Markenzeichen und ist es bis heute geblieben.
Seit fünf Jahrzehnten gibt es die "Sendung mit der Maus." Haben Sie manchmal Sorge, dass Ihnen die Ideen ausgehen könnten?
Nein! Es ändert sich ja ständig etwas und es geht immer weiter. Als wir angefangen haben, zeigten wir, wie Dinge hergestellt werden. Heute fragen wir auch nach, was damit passiert, wenn sie nicht mehr gebraucht werden – Stichwort Recycling. Das war damals gar nicht interessant. Es gibt noch viel zu erzählen. Zum Beispiel, wie Probleme angegangen werden können. So erklärt, dass Kinder es verstehen, Handlungsmöglichkeiten haben und sehen, dass Menschen sich damit beschäftigen, Lösungen zu finden.
Bei welchem Jubiläum waren Sie aufgeregter: Letztes Jahr zu 50 Jahre "Sendung mit der Maus" oder jetzt Ihr 70. Geburtstag?
50 Jahre "Sendung mit der Maus" war für mich definitiv das wichtigere Ereignis. Da steckt viel Arbeit drin, aber auch Glück und Erfolg.
Wo Sie das Thema Glück ansprechen: Ich habe gelesen, dass Zufriedenheit viel wichtiger für Sie ist?
Ich definiere für mich Glück so, dass es nur eine Momentaufnahme ist. Man sagt: "Ja, toll, jetzt ist alles super." Aber so ein Moment ist auch schnell wieder vorbei. Zufriedenheit hingegen hält viel länger an. Da hat man einfach mehr von.
Und wie zufrieden schauen Sie auf die sieben Jahrzehnte Ihres Lebens zurück?
Es gibt diese Momente, wo ich denke, alles richtig gemacht zu haben. Zum Beispiel, wenn ich beim Fraunhofer Institut bin oder ich mich mit jungen Wissenschaftlern treffe. Wenn die zu mir sagen: "Wegen dir bin ich Wissenschaftler geworden", ist das so ein Moment.
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie der Menschheit wünschen?
Ich würde sagen: Gib Hirn und Vernunft! Mir und anderen Menschen. Möge jeder so handeln, dass etwas Gutes dabei rauskommt. Ich bin aber ganz optimistisch, dass das passiert. Ich bin nämlich kein Schwarzmaler.
Werden wir Sie noch so lange auf dem Bildschirm sehen, bis es nicht mehr geht?
Genau! Sehr gut ausgedrückt. So ist es.
- Interview mit Christoph Biemann