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René Weller (†69): Aus dem Ring ins Reality-TV


Vom Ring ins Reality-TV
René Weller nahm die Worte seines Idols ernst

Von t-online, dpa, Kgl

Aktualisiert am 23.08.2023Lesedauer: 3 Min.
René Weller in Aktion: Als Boxer war er ein Star.Vergrößern des BildesRené Weller in Aktion: Als Boxer war er ein Star. (Quelle: Weihs/imago-images-bilder)

Er zählte zu den erfolgreichsten deutschen Boxern. Wie sein Idol Muhammad Ali erkrankte auch René Weller schwer. Nun ist er im Alter von 69 Jahren gestorben.

"René geht es nicht gut" – mit diesen Worten machte Maria Weller im Juli 2021 die Demenzerkrankung ihres Mannes, Ex-Boxer René Weller, öffentlich. "Er glitt mir buchstäblich zwischen den Fingern weg", erklärte seine Frau diesbezüglich der "Bild". Er habe nichts mehr allein gekonnt. "Sich nicht mehr anziehen, kaum noch laufen, zitterte am ganzen Körper und wusste nichts mehr", schilderte sie damals.

In den vergangenen Monaten verschlechterte sich der Zustand des Ex-Sportlers zunehmend. Am 22. August 2023 starb er im Alter von 69 Jahren, wie seine Frau mit einem emotionalen Abschiedspost bei Instagram bekannt gab. Der gesundheitliche Verfall stand am Ende eines bewegten Lebens, das Weller vom gefeierten Boxstar zum Reality-TV-Promi werden ließ – und in dem er sogar sein großes Vorbild treffen durfte.

Nur nicht langweilig sein

Am Ende einer gemeinsamen PR-Tour für einen Getränkehersteller im Jahr 1979 war das. René Weller stellte seinem Idol Muhammad Ali damals eine Frage. "Champ", fragte der Leichtgewichtler Weller das Schwergewicht aus den USA, "was ist das Geheimnis des Boxens?" Und Ali antwortete: "Spaß zu haben! Alles andere ist langweilig."

Langeweile? Sowieso ein Fremdwort für Weller. 1953 als Sohn eines Boxers geboren, trat er bereits mit zwölf Jahren dem örtlichen Boxklub bei. Er finanzierte sich mit dem Verkauf seiner Briefmarkensammlung den ersten Tiefschutz und musste nur zwei Jahre später mit dem frühen Krebstod seines Vaters die größte Niederlage seines Lebens verkraften.

Der "Golden Boy"

Bis zu seinem Wechsel ins Profilager 1980 absolvierte der Olympiateilnehmer von 1976 insgesamt 355 Amateurkämpfe und gewann davon sagenhafte 338. Viel wichtiger noch als all die Haken, Jabs und Ausweichmanöver war aber: Er schuf sich ein Image, das ihn auch außerhalb des Rings populär machte. "Ich musste auffallen, um populär zu werden", erinnerte sich Weller. "Wer interessierte sich in Deutschland schon für einen ganz normalen Leichtgewichtsboxer?"

Also nannte er sich selbst "Golden Boy", trug im Ring glitzernde Shorts mit knalligen Botschaften zu Bauschaumfrisur und Oberlippenbart, posierte halb nackt mit fingerdicken Goldketten auf Motorrädern, sang 1985 den "René Weller Rap" ein und spielte im selben Jahr die Hauptrolle im Spielfilm "Macho Man". Die Medien hatten Weller da schon zum "schönen René" ernannt und der Frauenheld nahm diese Rolle gerne an. "Ich bin der einzige Deutsche, der nackt besser aussieht als angezogen", sagte er.

Vier Jahre in Haft

Bereits 1983 erkämpfte er sich durch einen K.o.-Sieg in der ersten Runde gegen den Amerikaner James Ortega die Weltmeisterschaft im Superfedergewicht. Ein Jahr später wurde Weller Europameister und verlor erst die fünfte Titelverteidigung gegen den späteren WBO-Champion Gert Bo Jacobsen. Das blieb die einzige Niederlage seiner Profikarriere.

Als wesentlich schlimmere Pleite bewertete der fünffache "Boxer des Jahres" später seine Festnahme und Verhaftung 1999. Unter anderem wegen Hehlerei und Kokainhandels wurde Weller zu sieben Jahren Haft verurteilt, vier davon musste er absitzen.

Vom Boxer zum Realitystar

Nach seiner Entlassung versuchte sich Weller als Schauspieler, Musiker, Boxtrainer, Initiator einer Unterhaltungsshow und tingelte durch diverse Reality-TV-Formate. Dabei gelang es ihm 2005, nach nur einer Woche aus dem "Big Brother"-Dorf geschmissen zu werden: Er hatte seinen Mitbewohnern den blanken Hintern präsentiert. Später war er unter anderem zweimal beim "Perfekten Promi-Dinner" auf Vox zu sehen und belegte 2016 mit seiner Partnerin im "Sommerhaus der Stars" den vierten Platz.

Seit 2013 war er mit Ehefrau Maria, einer früheren Journalistin, verheiratet. Bereits vor seiner Demenzerkrankung hatte sie es sich zur Aufgabe gemacht hat, dass ihr Gatte nicht vergessen wird. "Ich hoffe, er stirbt vor mir. Ohne mich ist er hilflos", meinte sie einst.

"Beides hat meistens ganz gut funktioniert"

Ihr Wunsch wurde erfüllt. "Ich wollte immer der Stärkste sein und Spaß dabei haben. Beides hat meistens ganz gut funktioniert", sagte Weller zu seinem 65. Geburtstag im Jahr 2018. Nur wenige Jahre später war er ein Schatten seiner selbst.

"Pforzheims Ali", bester Boxer Europas, Weltmeister, Teilhaber einer Lederfabrik, Goldschmuckverkäufer, sympathisches Großmaul, Frauenschwarm, Männerheld, Rotlichtidol und Teilnehmer der ProSieben-Völkerball-Meisterschaft – langweilig wurde es mit René Weller nie. Muhammad Ali wäre darauf sicher stolz.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • bild.de: "Große Sorge um Box-Champ René Weller"
  • bild.de: "Box-Legende René Weller (67): DEMENZ!" (kostenpflichtig)
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