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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schlagerstar wird 85 Jahre alt Roberto Blanco: "Irgendwo muss es auch Grenzen geben"
Am 7. Juni wird Roberto Blanco 85 Jahre alt. Warum er sich keine Enkelkinder wünscht und mit dem N-Wort kein Problem hat, verrät er im Interview mit t-online.
Roberto Blanco scheint die gute Laune für sich gepachtet zu haben. Immerhin ruft er seinem pflichtbewussten deutschen Publikum seit mehr als sechs Jahrzehnten zu: "Ein bisschen Spaß muss sein" – und überhaupt: "Samba si, Arbeit no". So viel aber schon mal vorweg: Sein Lebensmotto ist ein anderes, wie er im Gespräch mit t-online erzählt.
Mit fast 85 Jahren wirkt Roberto Blanco so, als sei er mit sich im Reinen. Am Telefon spricht ein sehr glücklicher, zufriedener und keineswegs verbitterter Mann, der dabei immer mal wieder freundlich und liebevoll von seiner Ehefrau Luzandra unterbrochen wird.
Seit mehr als 65 Jahren ist er im Showgeschäft tätig. Viele Stars alter Fernsehtage sind längst vergessen, Roberto Blanco ist immer noch da. Momentan spielt er an der Seite von Dieter Hallervorden Theater in Berlin, am 6. Juni erscheint sein neues Album. Nur beim Thema Familie wirkt er genervt und beim Thema Rassismus trotzig ...
t-online: Was wünschen Sie sich zum 85. Geburtstag?
Roberto Blanco: Gesundheit – für mich, meine Familie und die ganze Welt. Ich wünsche mir, dass die Pandemie endlich besiegt wird und dass sich die Menschen auf diesem Planeten verstehen und respektieren. Auch eine schöne Feier mit meiner Frau wünsche ich mir.
Worauf sind Sie stolz in Ihrem Leben?
Ich bin stolz auf meine Hautfarbe, meine Herkunft, meine Religion und das, was ich im Leben erreicht habe.
Bereuen Sie etwas?
Ich bitte Sie, jeder bereut doch etwas im Leben. Das ist normal. Wir wollen mal nicht übertreiben. Ich bin ein Mensch, wie jeder andere auch.
Wie schön wäre denn noch ein Enkelkind in Ihrem Leben?
Ich bin bald 85 Jahre alt. Wenn ich 90 bin, wäre das Enkelkind fünf. Irgendwo muss es auch Grenzen geben.
Das wäre also nichts für Sie? Ihre Tochter Patrizia spricht ja immer wieder über ihren Kinderwunsch …
Nein. Wenn das Kind fünf, zehn oder 15 Jahre alt ist, wäre ich doch schon viel zu alt. Was hätte ich denn davon? Wenn meine Tochter ein Kind haben will, wünsche ich ihr nur das Beste.
Haben Sie die Drogenbeichte Ihres Sohns Robin verfolgt?
Es tut mir leid, was ihm passiert ist. Aber ich möchte nicht über meine Kinder sprechen. Es gibt so viele Kinder, die nicht mit ihren Eltern sprechen und umgekehrt. In jeder Familie gibt es Probleme und die Leute sollten vor ihrer eigenen Tür kehren. Familie hat man, Freunde sucht man sich aus. Mein Motto: Leben und leben lassen.
Sie haben es im Deutschland der 1970er-Jahre geschafft, als Schwarzer Karriere in der Unterhaltungsindustrie zu machen. Haben Sie dabei Rassismus erlebt?
Als ich in den 1950ern von Spanien nach Deutschland zog, hieß es, dass alle Deutschen Nazis seien. Aber ich habe damals meine eigenen Erfahrungen gemacht und gemerkt: Das stimmt nicht.
Sie haben also gar keine Erfahrungen dahingehend gemacht?
Bislang hat niemand zu mir gesagt: "Hey, du Neger!" Das habe ich nicht erlebt. Als mich der damalige bayerische Innenminister Joachim Herrmann als "wunderbaren Neger" bezeichnet hatte, fragten mich viele, ob ich ihn dafür verurteilen würde. Ich habe damals nur gesagt: Seid ihr wahnsinnig?
Wieso? Es ist doch ein Schimpfwort. Fanden Sie das nicht schwierig?
Der Ton macht die Musik. Ich bin ein Neger, das weiß ich. Das kann ich nicht ändern. Aber ich habe das Wort nicht erfunden, das existiert schon sehr lange. Dazu gibt es von meiner Seite aus nichts mehr zu sagen.
Sie sind Ende der 1950er-Jahre zusammen mit Josephine Baker aufgetreten. Was hat sie Ihnen für Ihre Karriere mitgegeben?
Sie hat mir damals gesagt: Du musst als Sieger auf die Bühne kommen und deinen eigenen Gesangsstil finden, damit die Leute dich sofort erkennen. Das war ein sehr wichtiger Rat, den ich noch heute befolge. Sie hat mir mit ihrer Erfahrung damals sehr geholfen.
Ihr neues Album erscheint im Juni und heißt "Jetzt erst recht": Ist das nun Ihr Lebensmotto?
Immer schon. Im Showbusiness weiß man nie, wie es weitergeht. Ich bin nun schon seit 65 Jahren dabei und habe immer gesagt: jetzt erst recht! Das Album wurde in Los Angeles aufgenommen und es hat zwei Jahre gedauert, bis es fertig war. Mit fast 85 habe ich immer noch die nötige Kraft und Stimme – also: jetzt erst recht!
Woher nehmen Sie diese Kraft?
Das sind die Gene, die muss man haben. Und dann muss man natürlich auf seinen Körper achten. Es ist wie bei einem Auto: Wenn man ein seltsames Geräusch hört, geht man doch auch zur Werkstatt. Wenn ich Durst habe, trinke ich etwas. Wenn ich Hunger habe, esse ich etwas. Wenn ich müde bin, lege ich mich hin. Mein Körper zeigt sich dankbar. Ich habe auch immer sehr viel Sport betrieben und mache das noch heute.
Was machen Sie für Sport?
Tennis. Das ist mein Lieblingssport. Ich habe mit vielen bekannten Tennisspielern gespielt: von Boris Becker bis Björn Borg.
Was sagen Sie zum Schicksal von Boris Becker?
Ich verehre ihn als Sportler, als Tennisspieler ist er für mich ein Idol. Ich habe ihn immer als großartigen Sportler angesehen. Was er privat macht, ist eine andere Sache. Das, was jetzt passiert ist, ist passiert, weil er etwas falsch gemacht hat. Das war ein Riesenfehler und es ist ja auch nicht das erste Mal, dass er dahingehend Probleme hat.
"Ein bisschen Spaß muss sein" wird dieses Jahr 50 Jahre alt. Sind Sie manchmal genervt von diesem Lied?
Nein, das wäre undankbar. Als Künstler kann man sich glücklich schätzen, wenn man einen Hit hat und damit bekannt wird. Und "Ein bisschen Spaß muss sein" ist mein Hit. Die Fans verlangen jedes Mal nach diesem Lied und wenn ich spazieren gehe und die Leute mich erkennen, stimmen sie den Refrain an. Das ist doch toll.
- telefonisches Interview mit Roberto Blanco
- eigene Recherchen