Dreck, Ungeziefer, Gewalt In diesem Gefängnis soll Boris Becker seine Strafe absitzen
Das Urteil ist gefallen: Boris Becker muss für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis – ohne Bewährung. Der Tennisstar soll bereits auf dem Weg ins Wandsworth Prison sein. Das erwartet ihn dort.
Anfang April wurde Boris Becker in einem Verfahren wegen Insolvenzverschleppung in vier von 24 Anklagepunkten schuldig gesprochen. Am Freitagmittag machte sich der Tennisstar Hand in Hand mit seiner Lebensgefährtin Lilian de Carvalho Monteiro auf den Weg zum Southwark Crown Court in London, wo das Strafmaß verkündet wurde.
Mit dabei hatte er eine gepackte Tasche für den Ernstfall – und dieser trat ein. Gegen 16.45 Uhr verkündete Richterin Deborah Taylor das Strafmaß: zweieinhalb Jahre Gefängnis – ohne Bewährung. Alle Details lesen Sie hier. Der dreifache Wimbledon-Sieger wurde umgehend in Gewahrsam genommen, vom Gericht geht es für ihn direkt ins Gefängnis.
Promiknast ohne Sonderbehandlung
Wie der Sender RTL von vor Ort in London sowie weitere Medien berichten, soll Boris Becker seine Strafe im Wandsworth Prison absitzen. Die Mitte des 19. Jahrhunderts eröffnete Einrichtung im Süden Londons ist die zweitgrößte Strafanstalt Großbritanniens und bietet Platz für rund 1.500 Gefangene.
Unter diesen gab es bereits einige prominente Namen. So saßen Wikileaks-Gründer Julian Assange oder Musiker Pete Doherty, Ex von Supermodel Kate Moss, in Wandsworth ein. Einen Promibonus gibt es hier allerdings nicht, wie der britische Autor und Filmemacher Chris Atkins in seinem Buch "A Bit of a Stretch", das in Auszügen in der Zeitung "Guardian" veröffentlicht wurde, erzählt. Atkins wurde 2016 wegen Steuerhinterziehung verurteilt und war ein Jahr lang in Wandsworth.
"Von Ungeziefer befallen"
Die Häftlinge werden in rund sechseinhalb Quadratmeter kleinen Zellen untergebracht. Atkins zufolge "dreckige Räume mit Graffiti, abblätternder Farbe, Betonboden, Plastikmatratze und sitzloser Toilette." Das bestätigt laut "Independent" auch eine aktuelle Umfrage unter Insassen, die von einem "bröckelnden, überfüllten und von Ungeziefer befallenen Gefängnis" sprachen und weitere erschreckende Details enthüllten.
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Fast drei Viertel gaben an, dass sie an Wochentagen mehr als 22 Stunden in ihren Zellen eingeschlossen waren, und an den Wochenenden waren es sogar 91 Prozent. Es gebe außerdem ein großes Problem mit "Ratten, Mäusen und Tauben". Auch die Gewaltvorfälle hätten sich in der vergangenen Zeit gemehrt. Der Umgang im Knast sei schroff, die Wärter für ihre Härte bekannt.
Bis 1998 war in Wandsworth sogar noch der Galgen funktionstüchtig. Erst nachdem Großbritannien 1998 die Todesstrafe auch im Militärbereich abgeschafft hatte, wurde er demontiert. Heute dient der ehemalige Hinrichtungsraum laut "Guardian" als Speiseraum für die Angestellten.
- Guardian: "A Bit of a Stretch by Chris Atkins review – how to survive in prison" (englisch)
- Independent: "Inmates going weeks without time outdoors in overcrowded and rodent-infested prison" (englisch)