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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Showmaster zieht Bilanz Giovanni Zarrella: "Das waren wirkliche Rückschläge"
Zum vierten Mal ging am Samstagabend die "Giovanni Zarrella Show" im ZDF über die Bühne – mit vielen Gästen aus der Schlagerszene. Im Interview lässt der Moderator seine Karriere Revue passieren.
Mit seiner eigenen Samstagabendshow ist Giovanni Zarrella auf dem Höhepunkt seiner zweiten Karriere als Schlagerstar angekommen. Damit schreibt der Italiener eine Erfolgsstory fort, an die er selbst schon nicht mehr so recht geglaubt hatte.
Denn nach dem Ende seiner bei "Popstars" gecasteten Band Bro'Sis erlebte der Musiker einen Karriereknick. Mit t-online spricht der Entertainer über den Weg zurück nach ganz oben, über die "Giovanni Zarrella Show" und verrät, ob er sich die Gäste für seine Sendung selbst aussucht.
t-online: Von "Popstars" zur Samstagabendshow. Geht da noch mehr, Herr Zarrella?
Giovanni Zarrella: Ich habe nicht daran geglaubt, dass so eine Reise überhaupt möglich ist. Diese Sendung ist beruflich wie ein Sechser im Lotto. Schon der zweite in meiner Karriere.
Bro'Sis war der erste Sechser?
Ja. Und für diesen bin ich auch sehr dankbar. Ohne diese Chance wäre alles andere auch nicht passiert.
Und der zweite Sechser ist also das Comeback.
Dass ich jetzt noch mal so einen großen Erfolg habe, damit habe ich nicht mehr gerechnet. Es ging los mit dem ersten Soloalbum – "La vita è bella". Ich hätte nicht gedacht, dass das Album so erfolgreich wird.
Wieso?
Ich hatte eine Phase, in der ich in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wurde und viele Dinge gemacht habe, die viele Leute gar nicht mitbekommen haben. Da habe ich die ein oder andere Nummer oder den ein oder anderen Albumtitel aufgenommen, der zwar veröffentlicht wurde, aber keinen interessiert hat. Das waren wirkliche Rückschläge.
Hat das geschmerzt? Rückschläge zu erleiden?
Absolut. Ich wusste nicht, wie ich da rauskomme oder ob ich da überhaupt rauskomme. 2019 ging es dann mit meinem Album wieder los. Das war mein zweiter Frühling: Das Album hat funktioniert und ich wurde in viele Shows eingeladen. Dann habe ich wieder mehr in den Medien stattgefunden und Preise gewonnen. Das Album wurde mit Gold und Platin ausgezeichnet.
Wenn Sie sich an Ihre Wurzeln zurückerinnern: Sie kommen aus einem bodenständigen Elternhaus, machten eine Lehre zum IT-Systemkaufmann. Jetzt die große Samstagabendshow im ZDF. Was fühlen Sie?
Dankbarkeit und Demut. Meine Familie, vor allem meine Eltern, ist ohnehin dankbar für das, was wir hier erreichen durften. Als meine Eltern nach Deutschland gekommen sind, waren die Umstände eine Herausforderung. Mein Papa hat die ersten Jahre in einer Garage gelebt. Meine Mama hat im Keller der Firma gelebt, wo der Papa gearbeitet hat.
Das klingt nach einer erfolgreichen Integrationsgeschichte.
Ja, die Italiener wurden sehr herzlich in Deutschland empfangen. Die Deutschen waren neugierig. Sie wollten wissen, was die Italiener anders machen – wie sie essen, wie sie reden, wie sie leben.
Sie sprachen Demut an. War der Karriereknick eine Lektion in Sachen Demut?
Ich musste durch dieses Loch gehen. Der Erfolg, den ich jetzt erleben darf, wird dadurch noch mal getoppt. Durch diese Talfahrt weiß ich es mehr zu schätzen, dass ich diese zweite Chance bekommen habe.
Hatten Sie Angst, dass Sie nie ein Comeback erleben würden?
Angst ist das falsche Wort, aber ich hatte viele Zweifel, ob ich es auch als Solokünstler einmal schaffen werde. Das war immer ein sehr großes Ziel von mir.
Ist da doch ein Fünkchen Sorge, dass die Karriere wieder bergab gehen könnte?
Daran denke ich im Moment überhaupt nicht. Aber ich weiß, dass nichts selbstverständlich ist und ich immer 100 Prozent geben muss.
Sie haben den Sendeplatz der alten "Carmen Nebel Show". Verspüren Sie Druck?
Ich spüre das Vertrauen in meine Person und es macht einfach nur Freude, die Zuschauer am Samstagabend im ZDF unterhalten zu dürfen.
Haben Sie manchmal Selbstzweifel?
Ich denke, dass jeder Mensch an der ein oder anderen Stelle seines Lebens an sich zweifelt. Künstler und Kreative haben da sicherlich einen stärkeren Hang zu. Mir geht es manchmal auch so.
Ist das gut oder schlecht?
Das hängt davon ab, wie man mit den Zweifeln umgeht. Ich versuche, sie ins Positive zu verwandeln. Nur wenige Minuten nachdem die letzte Show beendet war, habe ich mir gleich Notizen gemacht, was ich noch verbessern will. Die Zweifel treiben mich an, mich noch mehr anzustrengen und ich versuche, besser zu werden.
Verraten Sie uns, was in Ihren Notizen stand?
Das waren nur Kleinigkeiten. Zum Beispiel will ich nicht mehr so oft "Ich freu mich" sagen und zwischendurch weniger italienische Wörter verwenden. Ich schreibe mir so Sachen auf, um es zu verinnerlichen.
Haben Sie auch eine Liste mit Namen, die Sie gerne in der Sendung begrüßen würden?
Wir wollen den Zuschauern in jeder Sendung das bestmögliche Line-up bieten. Auf unserer Liste stehen internationale und nationale Interpreten, aber auch talentierte Newcomer. Bei uns ist alles möglich.
Suchen Sie die Gäste selbst aus?
Bei der Auswahl der Gäste bin ich sehr involviert, weil ich möchte, dass die Redaktion weiß, zu wem ich welchen Bezug habe. Als ich Roland Kaiser das erste Mal getroffen habe, haben wir das Eis gebrochen, indem wir über Fußball gesprochen haben. Solche Geschichten möchte ich dann auch in meiner Anmoderation einbauen, damit die Menschen merken, dass ich nicht immer das Gleiche rede.
Und Florian Silbereisen? Sie waren mehrfach in seiner Show. Darf er auch zu Ihnen ins ZDF kommen?
Florian Silbereisen ist grundsätzlich in jede unserer Shows eingeladen. Zuletzt ist er am Samstagabend immer an DSDS vergeben. Wenn die Staffel vorbei ist, würde ich mich sehr freuen, wenn er uns beehren würde.
Sie gehen bald auf Tour, laut Pressemitteilung Ihre erste Solotour. Waren Sie seit Bro'Sis nicht mehr unterwegs?
Es ist meine erste Solotour, ja. Bisher wollte die noch keiner sehen (lacht). 2005 war die letzte Bro'Sis-Tour. 2006 war es dann ja leider mit der Band vorbei.
Haben Sie da Lampenfieber oder sind Sie durch die "Giovanni Zarrella Show" in Übung, zwei, drei Stunden für gute Laune zu sorgen?
Ich möchte mindestens ein zweistündiges Konzert machen. Das ist natürlich etwas anderes als unsere TV-Show, wo 20 verschiedene Künstler auftreten. Ich habe viel vor und freue mich einfach nur darauf.
Werden Sie neue Musik im Gepäck haben?
Das dritte Album, was jetzt im Sommer noch vor der Tour kommt, wird das schönste, was ich bis jetzt gemacht habe. Ich will wirklich etwas ganz Besonderes machen und ich glaube, das wird auch gelingen. Ich freue mich, mit diesen drei Alben auf Tour gehen zu können.
Mit dem letzten Werk konnten Sie das nicht, oder?
Nein, leider nicht! So schön der Erfolg der letzten beiden Alben auch war, live konnte ich die Songs bislang kaum zeigen. Im Sommer 2019 kam das erste Album. Mit den Auftritten wäre es im Sommer 2020 losgegangen, aber dann kam die Pandemie. Ich hatte 2020 83 Auftritte geplant, habe davon aber nur eine Handvoll gespielt. Ich scharre also mit den Hufen, weil ich drei Alben habe und damit noch keine 30 Konzerte spielen durfte.
Hat Sie die Zwangspause der Kulturbranche also auch erwischt?
Die Pandemie war für uns alle wie eine Ohnmacht. Das hat alle Genres miteinander verbunden: Theater, Musical, Pop, Schlager, international. Wir alle haben irgendwann mal mit der Musik angefangen, weil wir gespürt haben, dass es besonders kribbelt, wenn wir auf einer Bühne stehen. Dieses Gefühl von Aufregung und Adrenalin, der Applaus – dafür machen wir Musik.
Lena Meyer-Landrut hat diese Woche wegen der Pandemie ihre Tour abgesagt. Wie hoffnungsvoll blicken Sie auf die Daten im September?
Mein Gefühl ist ein positives. Klar ist, dass wir verantwortungsvoll mit dem Thema umgehen werden. Die Gesundheit steht selbstverständlich an erster Stelle.
Was sind denn Ihre Erwartungen nach gut 17 Jahren Tourpause?
Eine Tour ist die beste Zeit im Leben eines Künstlers. Ich bin 44 und ich habe noch keine Solotour in meinem Leben gespielt. Jetzt ist es endlich so weit und ich freue mich unglaublich darauf.
Nehmen Sie dann Ihre Familie mit?
Es werden leider keine Schulferien sein, wenn die Tour stattfindet. Meine Frau und meine Kinder werden mich aber sicherlich an den Wochenenden besuchen. In Düsseldorf wird meine Tochter mit ihrer ganzen Klasse kommen.
Wieso denn auch die Schulkameraden?
Ich habe vor einigen Wochen Musikunterricht gegeben. Die Lehrerin hat die Eltern gefragt, was wir machen könnten, um die Kids ein bisschen abzulenken und dann habe ich angeboten, ein bisschen Musik- und Gesangsunterricht zu geben.
Wie fanden Sie sich als Lehrer?
Mir hat das auch viel Spaß gemacht. Wir haben "Senza te" gesungen. Ich habe den Giovanni gemacht und die Kids haben Pietro Lombardis Part übernommen. Weil sie so einen Spaß daran hatten, habe ich sie zu meinem Konzert in Düsseldorf eingeladen. Dann kommen die Kinder auf die Bühne und machen den Lombardi. Die Kinder und Eltern haben sich wahnsinnig gefreut. Jetzt habe ich nur das Problem, dass sie alle mit ihren Geschwistern kommen. Ich muss dem Veranstalter noch erklären, dass da 150 Mann aus Köln kommen und Platz brauchen (lacht).
- Interview mit Giovanni Zarrella in Berlin