Hollywoodstar und Aktivist Harry Belafonte feiert seinen 95. Geburtstag
Er ist eine lebende Legende: Harry Belafonte feiert am heutigen Dienstag seinen 95. Geburtstag. Ein Blick auf die Weltkarriere des Entertainers.
Schauspieler, Sänger, TV-Entertainer, Moralist – das sind im Ungefähren Harry Belafontes Betätigungsfelder. In jeder Kategorie ist er berühmt geworden. Oscar, Grammy und zahlreiche andere Preise hat er für seine Arbeit erhalten. Am 1. März feiert der Weltstar nun seinen 95. Geburtstag
"Wollte der erste schwarze Hamlet werden"
Während des Zweiten Weltkriegs diente Belafonte in der US-Navy, nach seiner Rückkehr stand der Entschluss fest: Er wollte Schauspieler werden, schaffte die Aufnahme in die berühmte Theaterschule "Dramatic Workshop" des deutschen Schauspielers Erwin Piscator.
"Ich wollte der erste schwarze Hamlet werden", sagte Harry Belafonte mal in einem Interview. Es ist anders gekommen. Hollywood lockte – und bald war er mit Filmen wie "Bright Road", "Carmen Jones", "Island in the Sun", "The World, the Flesh and the Devil" oder "Odds Against Tomorrow" der erste schwarze Weltstar.
Er war zudem ein hochbegabter Jazzsänger und arbeitete in New Yorker Clubs mit Größen wie Miles Davis oder Charlie Parker. Doch mit seiner unvergleichlichen Interpretation von karibischer Volksmusik stieg er in den Olymp der Unsterblichen auf. Der "King of Calypso" schuf Ohrwürmer wie "Island in the Sun", "Matilda" oder den Superhit "Banana Boat Song", zu dem die halbe Welt mitsang: "Daaay-O". Insgesamt hat er über 100 Millionen Platten verkauft.
Und Belafonte hatte in den 80er-Jahren als erster die Idee, eine Benefiz-Single für das hungernde Afrika aufzunehmen. So entstand 1985 das Projekt "USA for Africa".
"So sieht die Hölle aus – in Verkleidung des Himmels"
Der Mensch Harry Belafonte musste auch mit seinen dunklen Seiten fertig werden. "Stellen Sie sich vor, Sie sind ein armer Junge aus Harlem, der Rassismus und Ausgrenzung kennengelernt hat", sagte er in einem Interview, "und auf einmal fliegt dir alles zu: Geld, Drogen, Mädchen. Und zwar in einem absurden Ausmaß. So sieht die Hölle aus – in Verkleidung des Himmels."
Er trank, und er spielte. In seiner Autobiographie "My Song" berichtet er von seiner Spielsucht. "Sie waren entsetzt, als sie mitbekamen, dass ich ein Vermögen verspielt hatte", sagte Belafonte in einem Interview mit "Bild". Plötzlich habe er keinen Penny mehr in der Tasche gehabt, obwohl er der "damals am besten bezahlte Künstler Amerikas" war. Erst nach langen Gesprächen mit seinem Therapeuten sei er von der Sucht losgekommen.
Besonderes Verhältnis zu Deutschland
Ein ganz besonders Verhältnis hat Harry Belafonte zu seinem deutschen Publikum. Die Deutschen seien seine größten Fans. Sein erster Besuch in Deutschland habe sich ihm eingebrannt. Er wollte erst gar nicht kommen, die Erinnerungen an den Krieg und an das Dritte Reich waren noch zu frisch. Mit einem "mulmigen Gefühl" begann er seinen Auftritt, schilderte Belafonte einst der "Welt". Dann sang er das hebräische Lied "Hava Nageela". Das Publikum sang mit.
"War das nicht seltsam?", schreibt er in seiner Autobiografie. "Ein deutsches Publikum, das voller Begeisterung ein jüdisches Volkslied sang? Nur 13 Jahre nach dem Krieg?" Das sei das Schlüsselerlebnis gewesen, das seine Sicht auf Deutschland dauerhaft verändert habe: "Die Dankbarkeit, die Liebe und Herzlichkeit, die mir von diesem deutschen Publikum entgegengebracht wurde, zählt zu den schönsten Erinnerungen meiner Karriere."
Offene Kritik gegen Politiker
Seit seiner Jugend kämpft Belafonte gegen Armut, Rassismus, Umweltverschmutzung in den USA und auf der ganzen Welt. Aus dem "King of Calypso" war ein singender Bürgerrechtler geworden, der von der UNICEF zum Botschafter ernannt wurde.
Belafonte kann durchaus zornig werden. So bezichtigte er den US-Präsidenten George W. Bush des Terrorismus und sagte einst in der "Bild am Sonntag": "Wer gibt uns das Recht, die Menschen im Irak zu töten? Bush behauptet, dass Amerika zum ersten Mal Terroristen jagt. Dabei ist Terrorismus ein Teil des amerikanischen Systems. Amerika hat eine ganze Rasse vernichtet, die Indianer. Das ist Terror." Den damaligen Außenminister Colin Powell bezeichnete er als einen "Haussklaven", der seinem Herrn Bush ohne Widerspruch und eigene Meinung gehorche.
Auch von Präsident Barack Obama war Harry Belafonte enttäuscht. "Ihm fehlt es an einer fundamentalen Empathie für die, die wirklich gar nichts haben. Ganz egal, ob sie schwarz oder weiß sind. Ich habe Hoffnung in jeden guten Präsidenten gesetzt, aber nicht wegen seiner Hautfarbe, sondern wegen dem, was ihn als Mensch ausgemacht hat."
Vor der Wahl zum US-Präsidenten 2020 sprach sich Belafonte zudem gegen Donald Trump aus. In der "New York Times" teilte er seine Gedanken. Schwarze Menschen hätten ihre Sicherheit verloren, "da dieser Präsident hinter der Polizei steht, die uns auf der Straße tötet".
- Nachrichtenagentur spot on news