"Dino Nazionale" Italiens Rekord-Torwart Dino Zoff wird 80

Rom (dpa) - Die Größe von Dino Zoff erahnt man schon an seinem Spitznamen: "Dino Nazionale", das klingt nach Volksheld, nach einem Mann, mit dem ein ganzes Land fiebert, zu dem Millionen aufsehen.
Der frühere Ausnahme-Torhüter war Welt- und Europameister, als einziger italienischer Fußballer. Mit dem WM-Sieg 1982 im Finale gegen Deutschland krönte er eine beeindruckende Karriere und sich selbst zum bis heute ältesten Weltmeister der Geschichte. Als Trainer stand er mit den "Azzurri" im Jahr 2000 ganz kurz vor dem EM-Erfolg.
Dass er dabei stets schweigsam und bescheiden blieb, macht ihn in dem sonst so aufgeregten Land des Calcio nur noch außergewöhnlicher. Am Montag (28. Februar) wird Zoff 80 Jahre alt, gefeiert wird in familiärer Runde. "Mehr lässt die verdammte Pandemie ja nicht zu", sagt er am Telefon, wirkt dabei aber nicht sehr unglücklich.
Die Show und das Rampenlicht beim Fußball suchten andere, dem gelernten Automechaniker aus dem Friaul war jene Aufregung immer zuwider. Er beneidet die Profis von heute nicht, weder um deren Gehalt ("Der Markt macht eben die Preise"), noch um die permanente Öffentlichkeit. "Der Fußball hat sich verändert", sagt Zoff der Deutschen Presse-Agentur vor dem Geburtstag. "Die Spieler haben sich verändert, sind heute medial viel präsenter, vielleicht zu präsent."
Das war zu Zoffs Zeiten anders. Mit 19 Jahren unterschrieb er den ersten Profivertrag bei Udinese Calcio, nachdem er als Jugendlicher für einen Torwart zu klein war und von den Jugendabteilungen in Udine und bei Inter Mailand abgelehnt worden war. Erst ein Wachstumsschub ließ seinen Traum wahr werden. 1967 gelang ihm beim SSC Neapel der Durchbruch, ab 1972 wurde er bei Juventus Turin zum Weltstar.
Bei den Turinern absolvierte der Keeper 330 Serie-A-Spiele am Stück, ohne auch nur ein Match zu verpassen. Nach dem EM-Titel 1968, sechs Meistertiteln und dem Erfolg im UEFA-Cup 1977 folgte 1982 der finale Höhepunkt in Zoffs Karriere: Im Alter von 40 Jahren und als Kapitän eroberte er mit seinen Nationalmannschaftskollegen in Madrid den WM-Pokal, im Endspiel wurde die Bundesrepublik 3:1 geschlagen.
"Das war schon eine außergewöhnliche Genugtuung", erinnert er sich heute. "Wir hatten eine fantastische Mannschaft, da hatte ich im Tor gar nicht so viel zu tun." Das mag im Finale so gewesen sein, zuvor sicherte er den "Azzurri" mit einer der berühmtesten Paraden des italienischen Fußballs im Spiel gegen Brasilien erst den Einzug ins Halbfinale. "Darauf werde ich heute noch angesprochen", sagt der insgesamt 112-malige Nationalspieler.
Nach dem Final-Triumph ging es zurück nach Rom, im Flugzeug vertrieb sich Zoff die Zeit beim Kartenspiel mit Teamkollege Franco Causio, Trainer Enzo Bearzot und dem damals 85 Jahre alten Staatspräsidenten Sandro Pertini. "Wir haben uns ganz spontan zusammengesetzt", erinnert sich Zoff. "So etwas wäre heute gar nicht mehr möglich, da hätten die Presseabteilungen schon 50 Tage lang etwas geplant."
Seiner Trainerkarriere haben die immer aggressiveren Medien und Kommentatoren in Italien geschadet. Bei der EM 2000 kam er mit den Italienern bis ins Finale, wo das Golden Goal zum 2:1 für Frankreich in der Verlängerung die Entscheidung brachte. Daheim gab es daraufhin teils harsche Kritik, unter anderem Ministerpräsident und Medienzar Silvio Berlusconi warf dem Coach Fehler und indirekt sogar mangelnde Intelligenz vor. Verärgert über diese Entwicklung trat Zoff zurück.
Die Freude am Fußball ist geblieben, noch heute schaut er sich fast jeden Abend daheim am Fernseher Spiele aus Italien, England und auch Deutschland an. Den Videoschiedsrichter findet er in entscheidenden Situation gut und fair, solange sich die Technik nicht zu häufig einmischt. "Wenn es zu streng wird, dann gefällt es mir nicht mehr."
Zittern wird er Ende März, wenn die "Azzurri" in den Playoffs kämpfen müssen, nicht zum zweiten Mal nacheinander eine Weltmeisterschaft zu verpassen. "Ich bleibe zuversichtlich, dass wir das schaffen", prognostiziert der Altmeister vor den Aufgaben gegen Nordmazedonien und dann entweder in Portugal oder in der Türkei.
Vor seinem runden Geburtstag erreichten "Dino Nazionale" schon viele Glückwünsche und Briefe aus der ganzen Welt, wie Zoff erzählt und meint: "Inzwischen könnte man auch Dino Internazionale sagen."