Rätselhafter Fall Starpianist wegen Prostitution festgenommen
In China wurde er als Star gefeiert, jetzt droht ihm Lagerhaft. Weil sich Yundi Li mutmaßlich mit einer Prostituierten traf, wurde der Pianist festgenommen. Er soll gestanden haben. Doch wer hat ihn verraten?
Neben dem Klaviervirtuosen Lang Lang, der auch über die Grenzen Chinas große Erfolge feiert, ist der autoritär geführte Staat noch auf einen weiteren Wunderknaben stolz. Yundi Li wird in seiner Heimat "Piano-Prinz" genannt. Doch der Prinz ist in Ungnade gefallen. Der 39-Jährige wurde wegen des Vorwurfs der illegalen Prostitution festgenommen.
Die Behörden in Peking erklärten am Donnerstag, dass sie gegen einen Mann und eine Frau ermitteln würden. Dabei wurde der Name von Yundi Li zwar nicht genannt, in der Öffentlichkeit sprach man dagegen nur in anonymisierter Form von "Li di", was für chinesische Polizeimeldungen durchaus üblich ist.
Beide gestanden die Tat bereits
Mehrere Medienberichte, darunter etwa Meldungen von BBC und "The Guardian", deuten darauf hin, dass es sich bei dem Beschuldigten um den bekannten Pianisten Yundi Li handelt. Er habe sich mit einer 29-jährigen Prostituierten getroffen.
Der Fall ist auch deswegen ungewöhnlich, weil Prostitution in China zwar illegal ist, die willkürliche Verfolgung und Bestrafung von Freiern und Prostituierten durch das Parlament allerdings vor zwei Jahren abgeschafft wurde. Zuvor waren Verhaftungen in dem Zusammenhang an der Tagesordnung, zum Teil landeten die Beschuldigten danach in Umerziehungslagern.
Nun jedoch sollen sowohl Li als auch seine Begleitung die Tat bereits gestanden haben. Hinweise zur illegalen Prostitution im Zusammenhang mit Yundi Li bekam die Polizei wohl aus Bevölkerungskreisen. Rätselhaft bleibt, woher Lis Nachbarn gewusst haben sollen, dass es sich bei der Begleitung um eine Prostituierte handelt.
Pianist studierte in Deutschland
Für Yundi Li besonders bitter: Er wurde aufgrund der Verhaftung bereits aus dem chinesischen Musikerverband ausgeschlossen. Für den Starpianisten ergeben sich also nicht nur rechtliche, sondern auch erhebliche berufliche Konsequenzen.
Dabei fing alles so gut an. Yundi Li begann im Alter von sieben Jahren mit dem Klavierspielen. Mit neun Jahren wurde er von Dan Zhao Yi, dem berühmtesten Klavierlehrer Chinas, unterrichtet. Schon im Teenageralter bekam er zahlreiche Preise. Später ging er nach Deutschland und studierte an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover.
Mit 18 Jahren wurde Li der jüngste Gewinner des Internationalen Chopin-Wettbewerbs. Außerdem war er der erste chinesische Klavierspieler, dem diese Auszeichnung verliehen wurde. Seit 2012 tritt er unter seinem Vornamen Yundi auf.
- BBC: "Li Yundi: China's 'Piano Prince' detained for hiring prostitute" (englisch)
- The Guardian: "China’s ‘piano prince’ Li Yundi detained for allegedly hiring sex worker" (englisch)