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Hazel Brugger und Thomas Spitzer: "Wir stehen beruflich schon sehr unter Druck"


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Nachwuchs im Rampenlicht?
Hazel Brugger: "Das Kind hat sich das nicht ausgesucht"

  • Steven Sowa
InterviewVon Steven Sowa

Aktualisiert am 15.02.2021Lesedauer: 9 Min.
Hazel Brugger und Thomas Spitzer: Das Paar macht nicht nur zusammen Comedy, es lebt auch zusammen, ist verheiratet und gründet bald eine eigene Familie.Vergrößern des Bildes
Hazel Brugger und Thomas Spitzer: Das Paar macht nicht nur zusammen Comedy, es lebt auch zusammen, ist verheiratet und gründet bald eine eigene Familie. (Quelle: Montage von t-online/imago-images-bilder)

Warum machen sich Comedians so gerne über die Ehe lustig? Hazel Brugger und Thomas Spitzer haben heimlich geheiratet – und sprechen mit t-online nun über ihre Mission, der Ehe den Coolnessfaktor zu verpassen.

Sie ist durch die "heute show" in Deutschland bekannt geworden und er ist dafür verantwortlich, jedenfalls teilweise. Während Thomas Spitzer hinter den Kulissen der ZDF-Show Gags schreibt, steht Hazel Brugger mit dem Mikro auf AfD-Parteitagen und veräppelt Rechte in Anzügen. Das komödiantische Fundament ihrer Zusammenarbeit gilt aber nicht nur für ihre Berufswege – inzwischen albern sie in einer eigenen YouTube-Show herum, Brugger hat ein Netflix-Special spendiert bekommen und künftig plaudern sie in einem Spotify-Podcast –, sondern auch für ihre Paarbeziehung. Darüber sprechen sie im Doppelinterview bei t-online und verraten auch, wovor es ihnen mit Blick auf die nahende Elternrolle graut.

t-online: Allein durch Ihren gemeinsamen YouTube-Kanal "Hazel & Thomas" arbeiten Sie noch enger zusammen als beispielsweise das "jerks"-Comedypaar Christian Ulmen und Collien Ulmen-Fernandes. Jetzt müssen Sie nur noch zum "Tatort" oder zum "Traumschiff" und schon machen Sie diesem Promipaar auch in Sachen Bekanntheit Konkurrenz.

Hazel Brugger: Die Frage ist, wer von uns dann Christian Ulmen sein darf! Obwohl sich der "Tatort" bei uns überhaupt nicht aufdrängt, denn ich kann wahnsinnig schlecht mit Waffen umgehen. Ich könnte eine Leiche spielen, aber das war es dann auch. Wir sind eh nicht so das typische Promi-Couple und vielleicht auch zu unkonform, um im "Tatort" mitspielen zu können.

Aber nur wenige Comedians entscheiden sich dafür, mit Ihrer privaten Beziehung in die Öffentlichkeit zu gehen. Was sprach aus Ihrer Sicht dafür?

Hazel Brugger: Viele Comedian ziehen ihre Humorfähigkeit aus der Tatsache, dass sie sehr viel leiden. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass sie in sehr komplizierten oder unsteten Beziehungen stecken. Man muss schon eine sehr gefestigte Vorstellung von sich selbst, von den Erwartungen an eine Beziehung und von der Beziehung selbst haben, um sich damit in die Öffentlichkeit zu stellen.

Aus Ihrer Antwort klingt heraus: Sie machen es besser als die anderen.

Hazel Brugger: Das wollte ich damit nicht sagen.

Thomas Spitzer: Wir machen weder alles richtig noch alles falsch. Wir halten unseren Beziehungsentwurf nicht für reproduzierbar und wollen auch gar nicht, dass das andere genauso machen wie wir.

Ihr Beziehungsentwurf heißt in dem Fall: verheiratet sein. Gibt es daran etwas zu kritisieren?

Thomas Spitzer: Die Ehe ist ursprünglich ein Konstrukt der Kirche. Natürlich kann man das kritisieren. Aber eigentlich ist es etwas Schönes.

Und darüber wollen Sie nun gerne reden. In "Nur verheiratet", einem wöchentlichen Podcast auf Spotify.

Thomas Spitzer: Ja, wir haben einfach gemerkt, dass es viele Menschen spannend finden, wie wir zusammenleben. Vielleicht machen wir ja etwas richtig und können davon erzählen? Aber es ist nicht so, dass wir in die Welt posaunen: "Schaut her, wir sind das tolle Power-Couple, warum macht ihr es nicht alle so, wie wir?"

Wie lange leben Sie denn eigentlich schon zusammen?

Thomas Spitzer: Stand jetzt sind wir seit sechs Jahren zusammen und seit dem Frühling 2020 verheiratet.

Wie war es, mitten in der Pandemie zu heiraten?

Thomas Spitzer: Wir wollten eigentlich Ende Juni groß feiern. Aber im Rahmen des ersten Lockdowns wurde uns klar, dass das nichts wird, und haben alles abgeblasen. Dann haben wir in ganz kleinem Kreis standesamtlich in Köln geheiratet. Mit jeweils Eltern und Trauzeugen, Kaffee und Kuchen im Innenhof, alle mit Maske – das war wirklich genau das Gegenteil von dem, was wir uns eigentlich vorgestellt haben. Trotzdem war das okay.

Wollen Sie eine große Feier noch nachholen? Oder kommt es darauf an, welcher TV-Sender als erstes ein lukratives Angebot für eine Begleitshow vorlegt?

Hazel Brugger: Wir müssen das auf jeden Fall machen, bevor ein TV-Sender Wind kriegt und das produzieren könnte. Denn das wäre meine absolute Horrorvorstellung.

Thomas Spitzer: Die Hochzeit ist verschoben, die Feierlichkeiten sollen im Herbst 2021 stattfinden. Aber es kann sein, dass das Hotel, welches hauptsächlich von Hochzeiten lebt, dann gar nicht mehr existiert. Zur Zeit verändert sich so viel, da ist es schwierig etwas zu planen. Wir sind auch offen für die Idee, dass wir die Hochzeit vielleicht nie feiern werden.

Jedenfalls haben Sie sich nun ein ambitioniertes Ziel gesteckt: Sie wollen ein "negativ konnotiertes Partnerschaftskonstrukt auflockern", die Ehe. Warum?

Hazel Brugger: Die Ehe, wenn sie in der Öffentlichkeit lustig präsentiert werden soll, wird immer nur negativ dargestellt. Aber das wird der Sache nicht gerecht.

Widersprüchlichkeiten offenlegen ist in der Comedy der Treibstoff, um einen Gag zum Zünden zu bringen. Verheiratet sein und dabei cool, jung und lustig sein – ist das der Gegensatz, den Sie ausleuchten wollen?

Thomas Spitzer: Wir wollen aufzeigen, dass es locker und cool sein kann, wenn man in einer Beziehung ist. Denn oft sind es die Leute in der Unterhaltungsbranche, die wir idealisieren, die schon unglaublich lange in guten Beziehungen sind.

Warum ist das so, was denken Sie?

Thomas Spitzer: Weil es ein Anker sein kann, wenn man solch einen stressigen Beruf hat und wenn man permanent unter Druck und in der Öffentlichkeit steht. Shitstorms, Klagen, ständig auf Reisen – Prominente sind unentwegt mit Dingen konfrontiert, die sie nicht kontrollieren können. Deshalb kann es gut tun, in den eigenen vier Wänden einen gewissen Halt zu haben.

Wie ist das bei Ihnen: Haben Sie privat viel Spaß zusammen oder stimmt das Gerücht, dass Comedians zu Hause wahnsinnig langweilig sind?

Thomas Spitzer: Wir haben total viel Spaß zusammen. Aber wir sind zu Hause noch sehr viel alberner als wir öffentlich wahrgenommen werden. Das Wichtigste für mich ist: Hazel mindestens einmal am Tag zum Lachen zu bringen.

Und wie lautet die Bilanz, Frau Brugger?

Hazel Brugger: Ich glaube, es ist ihm tatsächlich bisher gelungen. Aber das braucht man auch als Paar: Dass man von den privaten Momenten zehren kann, wenn es beruflich ernst wird. Während der Arbeit muss es konzentriert zugehen und da sollte man sich nicht gegenseitig Zeit stehlen. Diese Balance hält Thomas sehr gut.

Apropos Arbeit: Ist es schon vorgekommen, dass Thomas im Rahmen seiner Tätigkeit als Autor in der "heute show" für Sie direkt einen Gag geschrieben hat?

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Hazel Brugger: Ja, Thomas hat für mich auch schon in der "heute show" Gags geschrieben. Aber einen guten Comedyautor – und da würde ich Thomas dazuzählen – macht es aus, dass er im Hintergrund verschwindet.

Thomas Spitzer: Man läuft nicht in der Gegend herum und spricht Leute auf die Gags an, nach dem Motto: "Der war witzig, oder? War übrigens von mir!"

Hazel Brugger: Der Gag gehört der Allgemeinheit, sobald er erzählt wurde.

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Der Gag wird zu einer Art Kulturgut?

Hazel Brugger: Ja, da kommt dann die Unesco vorbei und bindet eine Schleife drum.

Thomas Spitzer: Mal im Ernst: Als Comedyautor wird man sehr gut bezahlt. Deshalb gehört diese Diskretion zum Jobprofil.

Nun haben Sie neben dem neuen beruflichen Projekt auch private Neuigkeiten verkündet. Sie erwarten ein Kind. Wann ist es bei Ihnen so weit?

Hazel Brugger: So ganz genau kann und will ich das nicht sagen. Ich möchte da nicht unnötig Druck mit einem Termin ausüben. Ich empfinde ohnehin schon viel Druck, wenn ich in meinem privaten Umfeld den Termin anspreche und Leute dann auf mich zukommen und meinen: "Dein Bauch ist ja schon riesengroß" und andere meinen "Dein Bauch ist ja noch gar nicht groß". Ich finde das ist die letzte Bastion der Freiheit, dass man in einer Schwangerschaft selbst sagen kann, wie weit man mental und körperlich ist.

Wie richten Sie sich auf das Familienleben ein? Wurde schon eine abgelegene, komplett unterkellerte Immobilie mit Garten gekauft und die Tischecken mit Schaumstoff abgeklebt?

Thomas Spitzer: Wir haben so ein Zimmer, wo wir ein bisschen Heu ausgelegt haben und da stehen eine Trinkschale und ein Seifenstein.

Hazel Brugger: In Wahrheit sind wir sehr gut vorbereitet. Wir haben einen Kinderwagen, eine Trage, eine Liege – also im Prinzip alles, was für ein Kind nötig ist.

Haben Sie jetzt schon Panik davor, mit Eltern in Köln auf dem Spielplatz zusammenstehen zu müssen und sich über den veganen, selbst pürierten Babybrei zu unterhalten?

Hazel Brugger: Da habe ich tatsächlich keine Lust drauf. Ich bin schon froh, dass diese Geburtsvorbereitungskurse wegen Corona ausgefallen sind. Dort sind mir unangenehme Begegnungen erspart geblieben.

Thomas Spitzer: Andererseits freut man sich gerade auch wegen Corona über Begegnungen jeder Art.

Hazel Brugger: Aber dieses Spießige, dieses Familienleben, bei dem jeder immer erzählt, dass er es besser macht, fand ich schon immer furchtbar. Ich war früher mit meinem Hund immer in der Hundeschule, der war richtig gut erzogen. Ich fand immer alles total cool was mit dem Hund zu tun hatte, aber mit den anderen Hundebesitzern sprechen, war immer sehr schwierig. Auch wenn ich auf keinen Fall Hundebesitzer und Eltern gleichsetzen möchte.

Aber die Gemeinsamkeiten sind tatsächlich frappierend, denn wenn sich Hundebesitzer und Eltern im Park beim Spaziergang treffen, ist immer das gleiche Phänomen zu beobachten: Sie unterhalten sich über ihre Hunde, oder eben über ihre Kinder – und wissen kaum etwas über die andere Person.

Hazel Brugger: Wenn ich mit jemanden rede, will ich immer bereit sein für die Idee, dass ich meine Meinung ändere. Aber bei Eltern, die sich über ihre Kinder unterhalten, ist es oft so ein Vergleichen und Angeben, wie viel das eigene Kind schon kann. Das ist auch etwas, was Thomas und ich überhaupt nicht brauchen. Weil wir beruflich schon sehr unter Druck stehen, wollen wir uns nicht privat auch noch unter Druck setzen.

Grault es Ihnen davor am meisten?

Thomas Spitzer: Das klingt alles sehr negativ. Es ist eine neue Rolle, darauf freue ich mich und vielleicht verliere ich mich sogar darin, wer weiß? Nur der Papa oder nur die Mama sein, klingt für mich nach einer Chance, etwas Neues auszuprobieren.

Ist das ab einem gewissen Alter so? Dass es nun Zeit wird, etwas "Neues" auszuprobieren?

Thomas Spitzer: Wir sind jetzt nicht super alt, aber ab 30 läuft man schon Gefahr, so seine Routinen zu haben, ohne letztendlich etwas Neues zu wagen. Vielleicht ist das Elterndasein die letzte Möglichkeit, um sich neu zu erfinden.

Das Sujet des chaotischen Familienlebens ist in der Comedy jedenfalls längst etabliert. Freuen Sie sich auf diese neue private wie berufliche Herausforderung und werden Sie das miteinander verbinden?

Thomas Spitzer: Ja, klar.

Also wird auch Ihr gemeinsames Kind in Ihren beruflichen Projekten wie dem Podcast thematisiert?

Thomas Spitzer: Ich denke schon. Pikante Details werden wir nur Stück für Stück preisgeben, um nicht eine Welle der Begeisterung oder Empörung auszulösen. Wir sind Fans davon, die Reaktionen überblicken zu können. Deshalb sind wir bis jetzt gut damit gefahren, private Details öffentlich zu machen, aber den Zeitpunkt und die Art und Weise zu kontrollieren.

Was haben Sie sich dabei für Grenzen gesteckt?

Thomas Spitzer: Wir würden das Gesicht unseres Kindes nie zeigen. Davon wird es im Internet kein Bild geben.

In gewisser Weise wird Ihr Kind also Teil der Öffentlichkeit, gleichzeitig wollen Sie es aber bestmöglich davor schützen?

Hazel Brugger: Wir haben es uns ausgesucht, und ganz gezielt aufgebaut, dass wir Personen der Öffentlichkeit sind. Das Kind hat sich das nicht ausgesucht. Natürlich ist es auch Teil der öffentlichen Wahrnehmung, weil es Eltern hat, die in der Öffentlichkeit stehen. Wenn ich vor Publikum darüber spreche, wie es ist, eine Mutter zu sein, bleibt das auch mein gutes Recht. Aber nur solange es darum geht, dass ich eine Mutter bin. Und nicht, dass ich von dem Kind spreche und dabei geht es gar nicht mehr um mich als Mutter.

Das klingt kompliziert.

Hazel Brugger: Es ist ganz simpel. Es ist okay, wenn es mir schlecht geht, weil ich mein Kind nicht wickeln kann und darüber spreche. Aber es ist nicht okay, wenn ich ständig darüber rede, was mein Kind macht, was es gut kann, worin es schlecht ist. Solange ich die Hauptakteurin der Geschichte bin, geht es um das Muttersein und nicht um das Kind selbst.

Ihre Vita liest sich beachtlich: Erst eine Anstellung beim ZDF, dann eine eigene Show auf YouTube, plötzlich gibt es ein Stand-up-Special bei Netflix und jetzt einen Podcast bei Spotify. Was kommt als nächstes?

Thomas Spitzer: Wir arbeiten an einem Wimmelbuch. Das wird tatsächlich schon dieses Jahr herauskommen.

Hazel Brugger: Das letzte Jahr hat uns gelehrt, dass es nur begrenzt Sinn ergibt, Dinge im Voraus zu planen. Aber wir haben 2020 sehr viel gelernt und ich denke, das können wir noch verschärfen. Es muss nicht immer etwas Neues sein. Manchmal reicht es, wenn man die Dinge, die man ohnehin ganz gut macht, noch besser macht oder zumindest nicht schlechter.

Jetzt haben wir viel über die Dinge gesprochen, die Sie gerne und gut machen. Zum Abschluss also die Frage: Was können Sie überhaupt nicht?

Hazel Brugger: Ich kann gar nicht gut schwimmen. Also ich kann schon schwimmen, damit ich nicht untergehe. Aber ich kann zum Beispiel nicht kraulen. Ich kann es einfach nicht.

Thomas Spitzer: Ich kann nicht gut kochen. Und ich kann nicht aufhören zu essen, wenn ich keinen Hunger mehr habe.

Verwendete Quellen
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