US-Wahl Biden vs. Trump: Hollywood jubelt schon
Los Angeles/Washington (dpa) - US-Sänger John Legend feiert mit einem berühmten Song, Schauspielerin Eva Longoria vergießt Freudentränen und Bestseller-Autor T.C. Boyle hält den Champagner bereit: auch ohne einen ausgerufenen Sieger in der US-Präsidentschaftswahl fiebern Hollywood-Stars und Künstler einem Machtwechsel im Weißen Haus entgegen.
Dass Donald Trumps demokratischer Herausforderer Joe Biden in der laufenden Auszählung in entscheidenden Bundesstaaten vorne lag, reichte nach tagelanger Anspannung schon für Jubel und Dankesbotschaften aus dem eher linkslastigen Hollywood, verbunden mit scharfen Worten gegen Noch-Präsident Trump.
Grammy-Preisträger Legend, ein erklärter Biden-Unterstützer, postete am Freitag auf Twitter seine emotionale Version des Ray-Charles-Klassikers "Georgia On My Mind". Kurz zuvor hatte Biden nach einer langen Aufholjagd knapp die Führung im US-Bundesstaat Georgia übernommen. Seit Bill Clinton im Jahr 1992 hat kein Demokrat mehr in Georgia gewonnen.
Legends Frau, Model Chrissy Teigen, verlinkte das Video ihres singenden Mannes mit dem Hinweis, er habe fünf Stunden darauf gewartet, den Song zu posten. "Ich liebe dich, Georgia", dankte Legend am Ende den Wählern in dem Bundesstaat.
"Hidden Figures"-Star Octavia Spencer teilte auf Twitter einen Auftritt von Ray Charles mit der Hymne "America the Beautiful" und sprach den Helfern in den Wahllokalen, den Stimmenauszählern und "jedem, der gewählt hat" ihren Dank aus. "Ja!!! Präsident Biden ist auf dem Weg", jubelte Eva Longoria ("Desperate Housewives") am Freitag in einem Tweet. Sie würde Tränen vergießen, die Demokratie habe gewonnen.
Auch Schauspielerin Gabrielle Union ("Sleepless - Eine tödliche Nacht") konnte es sich nicht verkneifen, einem neuen Team im Weißen Haus zu gratulieren. "Wache zu Präsident Biden und Vize-Präsidentin Harris auf", schrieb der schwarze Star "so glücklich und so stolz" auf Twitter. Senatorin Kamala Harris wäre bei einem Wahlsieg die erste Frau und erste Schwarze in dem Amt.
Trump hatte sich schon in der Wahlnacht am Dienstag vorzeitig zum Sieger erklärt und seither immer wieder gefordert, die Auszählung solle gestoppt werden. Er hat Betrugsvorwürfe erhoben und droht mit einer Klagewelle. Zahlreiche Stars feuerten zurück, er solle die Niederlage einräumen. "Komm schon, Donald. Gib's auf. So wie du es auch mit deinen Casinos, deinen Ehefrauen, deinem Gewicht und Covid-19 getan hast", schrieb "Star Trek"-Schauspieler George Takei.
"Brautalarm"-Regisseur Paul Feig fasste es ironisch in höfliche Worte: "Lieber Donald Trump, bitte bereite dich auf den Auszug aus unserem Haus vor". Den Tweet unterschrieb er: "Mit freundlichen Grüßen, die Mehrheit der Amerikaner."
Komiker Seth MacFarlane teilte seinen Twitter-Followern mit, es sei keine Freude, "das Ausrasten" des Verlierers Trump mit anzusehen. Er sei sehr besorgt über dessen Angriffe auf das demokratische System. "Captain America"-Star Chris Evans nannte Trump eine "zum Leben erwachte Toilette", die Lügen speit. Auf Twitter verlinkte er ein Video aus dem Jahr 2008, auf dem der Republikaner John McCain damals seine Wahlniederlage gegen Barack Obama einräumt. Dies sei ein Beispiel für wahre, politische Führung, lobte Evans.
Ein weiteres Video, das von Schauspielern wie Vincent D’Onofrio und Rachel Brosnahan auf Twitter verlinkt wurde, ging am Freitag im Internet viral. In einer abgewandelten Kampfszene aus "Avengers: Endgame" trumpfen Demokraten wie Biden als Captain America, Barack Obama als Black Panther und Bernie Sanders als Doctor Strange gegen Trump als Marvel-Bösewicht Thanos auf.
Die Zitterpartie bei der Stimmenauszählung ist noch nicht vorbei. US-Komiker Jimmy Fallon räumte ein, ständig am Computer die neuesten Zahlen abzurufen. "Ich hole mir noch das Karpaltunnel-Syndrom vom Anklicken", lamentierte Fallon.
Schriftsteller T.C. Boyle ("Dr. Sex") sprach am Freitag auf Twitter von aufregenden und zugleich anstrengenden Zeiten. Er hoffe "inbrünstig" darauf, sehr bald einen Grund zum Feiern zu haben - mit Champagner und Freudentänzen in den Straßen.
Die US-Autorin Siri Hustvedt ("Was ich liebte") sieht die USA an einem Scheideweg. "Wenn Biden gewinnt, retten wir die demokratische Republik, wie fehlerhaft sie auch sein mag, vor einem aufkeimenden autoritären Regime", sagte die 65-Jährige der "Augsburger Allgemeinen". Sie mache sich aber Sorgen, "dass Milizen und Gruppierungen, die an weiße Vorherrschaft glauben, im Falle eines Sieges von Biden gewaltsam reagieren werden".
Hustvedt und ihr Mann, der Schriftsteller Paul Auster, haben die Vereinigung "Writers against Trump" (Schriftsteller gegen Trump) gegründet.