Regisseurin und Autorin Promi-Geburtstag vom 26. Mai 2020: Doris Dörrie
München (dpa) - Mit der turbulenten Beziehungskomödie "Männer" fing alles an. Als der Film mit Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht 1985 im Kino Erfolge feierte, wurde Doris Dörrie gerühmt für ihre scharfe Beobachtungsgabe, die Leichtigkeit ihres Humors und ihrem Gespür für den Nerv der Zeit.
Viele Werke folgten und Dörrie fand zu einer ganz eigenen Filmsprache, mit der sie Themen wie Familie, Selbstfindung und Zwischenmenschliches auslotete. Auch in ihren Büchern ist vieles davon zu finden. Am Dienstag (26. Mai) wird die Regisseurin, Autorin und Wahlmünchnerin 65 Jahre alt.
Ein Höhepunkt ihres bisherigen Schaffens: ihr vielgerühmtes Drama "Kirschblüten - Hanami" mit Elmar Wepper und Hannelore Elsner. Ein Film, der sich mit Tod und Vergänglichkeit auseinandersetzt. Und der in Japan spielt, einem Land, dem sich Dörrie sehr verbunden fühlt und das immer wieder in ihren Werken eine Rolle spielt, etwa in der Fortsetzung "Kirschblüten & Dämonen" oder in "Grüße aus Fukushima", einem eindringlichen Werk über die Region rund um das Atomkraftwerk, die bei einer Kernschmelze 2011 nuklear verseucht wurde. Sogar eine ihrer Operninszenierungen verlegte sie nach Japan: "Admeto" von Georg Friedrich Händel.
Woher stammt diese Japan-Begeisterung? "Keine Ahnung, warum es mich da so hinzieht", sagte Dörrie vor gut einem Jahr dem Berliner "Tagesspiegel". Sie kämpfe auch mit dem Land, seiner Machomentalität und der reaktionären Politik. "Dagegen steht die große Aufmerksamkeit für alles, was unser Leben ausmacht. Die Neigung, allen Dingen gleichwertig Beachtung zu schenken. Das hat viel mit Shintoismus und Animismus zu tun, die Dinge nicht voneinander zu trennen, sondern sie immer in Verbindung zu sehen."
Es sind schmerzhafte Themen, die sie oft aufgreift. Ein Mann, der nach dem Tod seiner Frau nach Japan reist, um ihre Träume nachzuholen wie in "Kirschblüten - Hanami". Oder die Gefühlsstarre der Menschen, die nach der Atomkatastrophe in Fukushima in einer apokalyptisch anmutenden Welt ausharren. Auch Dörrie selbst hat schwere Zeiten hinter sich. 1996 starb ihr Mann, der Kameramann Helge Weindler, nach schwerer Krankheit. Sie habe lange gebraucht, um über den Verlust hinwegzukommen, erzählte sie später dem "Süddeutsche Zeitung Magazin". "Und wenn man, als Hinterbliebener, so durchlässig wird, so viel Schmerz fühlt, fühlt man auch mit anderen stärker mit. Der Schmerz macht uns zu Menschen."
In der Tat ist es das Gespür für das Menschliche, für kleine Gesten, was sich in vielen ihrer Filme und Bücher zum Ausdruck kommt, immer wieder gepaart mit Vergnüglichem. "Wie ihre Kinogeschichten oszilliert auch Doris Dörries Prosa zwischen dem Ernsten und dem Seichten, dem Existenziellen und dem Gefälligen, ohne sich je auf eine Seite festlegen zu lassen", schrieb die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" zum 60. Geburtstag der gebürtigen Hannoveranerin.
Seit 1997 gibt Dörrie ihre Erfahrungen an den Nachwuchs weiter, als Professorin an der Hochschule für Fernsehen und Film in München, wo sie selbst in den 1970er Jahren studierte. Ein Anliegen, das ihr besonders wichtig ist: Die Rolle der Frauen in der Branche zu stärken, etwa durch eine Frauenquote bei der Vergabe von Regie-Jobs. Auch gegen Rechtspopulismus bezog sie öffentlich Stellung. Sich Gehör zu verschaffen und unbequem sein - für Dörrie kein Problem, lässt sie sich doch ungern in eine Schublade stecken, wie sie mal in einem Interview einräumte: "So bin ich anscheinend immer schon gestrickt gewesen: Dass mich jede Grenze auffordert, sie überwinden zu wollen oder sie zu hinterfragen. Ich habe nie irgendwo reingepasst! Ich war immer zwischen den Stühlen".