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Zum journalistischen Leitbild von t-online.TV-Star Oliver Reinhard verrät Darum wurde "Nikola" wirklich nach acht Jahren abgesetzt
Kaum eine Serie war so erfolgreich wie "Nikola". Acht Jahre lang flimmerte die RTL-Sitcom über die Bildschirme. Dann wurde die Krankenhausserie nach acht Jahren plötzlich eingestellt. Aber warum?
Einmal die Woche lockte Schwester Nikola (gespielt von Mariele Millowitsch) ein Millionenpublikum vor die Bildschirme. Die Krankenhausserie zählte zu den beliebtesten TV-Produktionen von RTL, sahnte einen Preis nach dem anderen ab. Dennoch wurde die Sitcom nach acht Jahren, neun Staffeln und über 100 Folgen abgesetzt. Grund für das plötzliche Aus waren aber nicht die Einschaltquoten, denn die waren bis zum Schluss mehr als zufriedenstellend. Allein bei der finalen Folge im Dezember 2005 schalteten mehr als sieben Millionen Menschen ein.
Tatsächlich wurde die Serie eingestellt, weil die Hauptdarstellerin nicht mehr wollte. Mariele Millowitsch hatte andere Zukunftspläne. Das bedeutete für "Nikola" das Aus. Eine Entscheidung, die ihr Kollege Oliver Reinhard damals völlig nachvollziehen konnte. Er selbst war acht Jahre lang in der Sitcom zu sehen, spielte ihren schrillen Nachbar Tim. Anlässlich seines 55. Geburtstages blickt der Schauspieler gemeinsam mit t-online.de zurück, spricht über die Zeit nach "Nikola" und verrät wie er das endgültige Ende der Serie verarbeitet hat.
t-online.de: Herr Reinhard, acht Jahre lang standen Sie für "Nikola" vor der Kamera. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an die Zeit zurückdenken?
Oliver Reinhard: Freude. Das war eine schöne Zeit. Als Tim hatte ich unglaublich viele Möglichkeiten, um auf die Pauke zu hauen. Solche Chancen und Gelegenheiten hat man als Schauspieler im Fernsehen eigentlich weniger. Ab und zu sehe ich mir die Serie sogar noch ganz gerne an. Sie läuft ja immer noch regelmäßig im TV.
Sie spielten Nikolas besten Freund Tim, eine sehr auffällige Figur. Werden Sie mit der Rolle heute noch immer in Verbindung gebracht?
Wenn ich heute drehe, ist die "Nikola"-Zeit vorbei. Es ist viel Zeit vergangen. Ich werde zwar noch immer mit der Rolle in Verbindung gebracht, aber Gott sei Dank habe ich mich rollentechnisch äußerlich und altersmäßig weiterentwickeln können. Es wäre ja schade, wenn man immer nur die gleiche Rolle spielt. Für viele Seriendarsteller ist das aber das Schicksal. Eine Serie kann Fluch und Segen zugleich sein.
"Nikola" zog jeden Freitagabend ein Millionenpublikum vor die Bildschirme. Warum war die Serie so beliebt?
Das hat vor allem damit zu tun, dass Mariele Millowitsch eine unglaubliche Identifikation beim Zuschauer ausgelöst hat. Sie ist schlicht und ergreifend eine Schauspielerin, die man gerne sieht. Besetzung ist einfach ein ganz wichtiger Teil. Aber klar, die beste Besetzung nutzt einem nichts, wenn die Drehbücher blöd sind. In dem Fall hat halt alles gestimmt.
Bis zum Schluss war die Einschaltquote gut, dennoch wurde die Serie 2005 abgesetzt.
RTL hätte gerne mit uns weitergemacht. Mariele war diejenige, die aufhören wollte. Sie war die Hauptdarstellerin. Nach acht Jahren intensivster Arbeit wollte sie mal was anderes machen. Sie hat sich dafür entschieden, aufzuhören, wenn es am schönsten ist. Das war Marieles Entscheidung, die habe ich immer verstanden.
Wie haben Sie von dem Aus der Serie erfahren?
Als wir alle zusammensaßen, hat es Mariele verkündet. Wir haben das alle sehr verständnisvoll aufgenommen. Ich kann es nachvollziehen. Als Darsteller will man auch einfach mal was Neues machen. Ich will jetzt niemanden enttäuschen, aber in den acht Jahren gab es auch bei mir Momente, in denen ich gesagt habe, dass ich auch mal wieder was anderes spielen möchte. So schön es auch war, man kann nicht immer dieselbe Nummer machen.
Waren Sie nicht enttäuscht, dass die Serie zu Ende geht, obwohl "Nikola" noch immer gefragt war?
Ich konnte Marieles Entscheidung nachvollziehen. Wir waren darauf vorbereitet. Eine Serie ist kein Endlosprogramm. So ist das im Fernsehgeschäft. Irgendwann ist es auch einfach vorbei. Eine Serie ist nun mal nicht wie die Tagesschau.
Hätte man "Nikola" retten können, indem man die Hauptrolle austauscht?
Nie und nimmer! Davon bin ich felsenfest überzeugt. Ich bin der Meinung, dass man bei einer Serie den Cast nicht einfach austauschen kann. Bei "Für alle Fälle Stefanie" hat man mittendrin die Hauptdarstellerin ausgetauscht. Das tut einer Serie nicht gut. Das wäre auch bei "Nikola" keine gute Idee gewesen. Unter diesen Umständen hätte ich dann wahrscheinloch sogar gesagt, dass ich die Serie ebenfalls verlasse.
Im Dezember 2005 lief die letzte Folge. "Nikola" war endgültig vorbei. Wie war das für Sie?
Egal, wie gut man darauf vorbereitet ist, es ist immer komisch, wenn eine Sache vorbei ist, die man so lange gemacht hat. Es verändert vieles. Man fällt in ein Loch, andererseits ist man aber auch froh. Man fühlt sich ein paar Kilo leichter, kann wieder andere Sachen machen.
Wie haben Sie sich aus diesem Loch raus geholfen?
Ich war von Anfang abgelenkt. Ich bin vier Wochen nach Drehschluss mit meiner Frau in die Schweiz gezogen. Mein Sohn war da noch ganz klein. Ich habe viele Dinge zu tun gehabt, deshalb ist mir der Abschied gar nicht so schwer gefallen. Man darf nicht so lange trauern. Irgendwann muss man es einfach so hinnehmen. So ist das in der Branche.
Hatten Sie damals Probleme neue Rollenangebote zu finden?
Der Absprung von einer Serie ist sehr schwer. Wenn Filme oder Serien besetzt werden, wird leider oft in Schubladen gedacht. Das ist das Schicksal von vielen Schauspielern weltweit. Nach "Nikola" kamen zum Glück relativ schnell andere Angebote, ich habe aber auch vieles abgesagt. In der Schweiz habe ich eine Serie gedreht, ich fing wieder an Theater zu spielen. Es lief. Mit der Zeit verändern sich aber auch die Rollen. Ich bin heute altersmäßig weit von Tim entfernt. Für die Rolle würde ich heute gar nicht mehr in Frage kommen. Wie man unschwer erkennen kann, bin ich älter geworden.
Was machen Sie aktuell?
Ich habe vor drei Jahren einen Regisseur kennengelernt, mit dem ich mittlerweile drei Filmen gedreht habe. Dominik Graf. Ich mochte ihn immer sehr, obwohl ich ihn persönlich gar nicht kannte, nur seine Arbeit. Irgendwann kam das Angebot von ihm, in einem seiner Filme mitzuspielen. Im Sommer drehen wir wahrscheinlich wieder miteinander. Das ist eine Entwicklung über die ich sehr froh bin, die mich auch rollenmäßig in eine völlig andere Abteilung bringt. Über schöne Rollen freut man sich immer als Schauspieler.
Haben Sie Ihren Kollegen von "Nikola" eigentlich noch Kontakt?
Nein. Wir sind in unserem Beruf alle treulose Tomaten. Während der Dreharbeiten verstehen wir uns immer total super, danach bricht der Kontakt ab. Mariele und ich haben sogar mal in Hamburg in einem Haus gelebt. Man kann sagen, ein Teil der Serie war Wirklichkeit. Jetzt sind wir alle in verschiedenen Städten.
Vielen Dank für das Interview.