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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Yvonne Catterfeld "Ich habe nach den Vorstellungen anderer gelebt"
Yvonne Catterfeld ist ein echtes Multitalent. Sie singt, schauspielert, synchronisiert und steht für "The Voice of Germany" vor der Kamera. Mit t-online.de hat die 39-Jährige über Vorurteile, ihre Partnerschaft mit Schauspieler Oliver Wnuk und das Muttersein gesprochen.
Das Interview mit Yvonne Catterfeld findet an einem Sonntag statt. Es ist kurz nach elf Uhr und trotz der für ein Wochenende verhältnismäßig frühen Stunde ist die Schauspielerin bereits voller Elan. Auf eine freundliche Begrüßung folgt eine muntere Unterhaltung, die erstaunlich ehrliche Antworten zutage fördert.
t-online.de: Frau Catterfeld, in "Tabaluga – Der Film" spielen Sie eine Eisprinzessin. Waren Sie eigentlich als Kind ein Mädchen, das unbedingt Prinzessin sein wollte?
Yvonne Catterfeld: Nein, das genaue Gegenteil war ich. Ich war eher der Junge und die, die mit Mädchen nicht so viel anfangen konnte, sondern immer nur mit Jungs gespielt hat. Deshalb dachte ich auch bei "Tabaluga": Ich weiß jetzt nicht, ob ich Lust habe, eine Prinzessin zu sprechen (lacht). Aber sie ist ja in dem Sinne eine sehr bodenständige Figur. Natürlich hat sie was feenhaftes, aber auch eine forsche Seite. Und dann bin ich auch direkt Feuer und Flamme gewesen, als ich gemerkt habe, dass ich auch diese andere Seite rein bringen kann.
Yvonne Catterfeld wurde am 2. Dezember 1979 in Erfurt geboren. Ihren musikalischen Durchbruch schaffte die Sängerin 2003 mit dem Titel "Für dich", der auf Platz 1 der Singlecharts stand. Ab September 2001 spielte sie die Rolle der Julia Blum in "Gute Zeiten, schlechte Zeiten". Von 2004 bis 2007 war Catterfeld mit dem Schauspieler Wayne Carpendale liiert.
Hat sich Ihr Blick gerade auf Kinderfilme verändert, seit Sie selbst Mutter eines kleinen Sohnes sind?
Ich suche natürlich bewusst aus und gucke dann auch gerne mit. Ich liebe selbst Animationsfilme! Kinder reden ja auch gerne darüber und wir Erwachsenen können sehr viel von Kindern lernen. Gerade wenn es um Vorurteile geht, sind uns Kinder auch weit voraus. Sie haben meistens gar keine Vorurteile, wenn man ihnen die nicht vorlebt. Sie benennen zwar ehrlich etwas, werten dies aber nicht unbedingt sofort. Das Problem ist nur, dass sie diese irgendwann durch die Gesellschaft vorgelebt bekommen.
Bleiben wir mal bei Vorurteilen: Welches wird Ihnen denn häufig entgegengebracht?
Ich glaube, Vorurteile liegen jetzt weit hinter mir. Ich habe es in den letzten 18 Jahren irgendwie geschafft, die Schablone von mir wegzuschieben und auch durchscheinen zu lassen, wie ich eben bin. Das war immer mein Ziel, aber es ist eben nicht so leicht, wenn andere etwas über einen sagen, Vorstellungen und eigenes projizieren. Ich finde es schwer, mit Vorurteilen zu leben.
Inwiefern?
Gerade wenn man eben nicht so ist und man immer mit einer anderen Person konfrontiert wird. Ich ertappe mich ehrlich gesagt auch manchmal, dass ich Vorurteile habe gegenüber anderen. Wenn man genauer hinschaut und sich für Menschen interessiert, erkennt man schnell, dass wir alle ähnliche Bedürfnisse haben und gleich sind. Ich finde es wichtig, seiner eigenen Menschenkenntnis zu vertrauen.
Sie leben in einer Partnerschaft mit Oliver Wnuk, der ebenfalls Schauspieler ist. Geben Sie sich gegenseitig Tipps?
Wir unterhalten uns schon darüber, aber gehen nicht tiefer in die Materie. Da macht wirklich jeder so sein Ding. Hinterher sehen wir uns die Filme an und dann wird das auch ein bisschen bewertet (lacht). Wir lernen auch voneinander. Ich glaube, diese Rückmeldung ist in einer Beziehung schon sehr wichtig. Das Urteil meiner Freunde, meines Partners oder meiner Familie ist manchmal mehr wert, als das von jemandem aus der Branche.
Inhaltlich tauschen Sie sich nicht aus?
Wir erzählen uns schon, wie manche Dinge zu Stande gekommen sind, aber wir reden tatsächlich mehr über Werte. Damit beschäftigt sich Oliver auch sehr viel. Ich lebe bestimmte Werte wie Wertschätzung, Ehrlichkeit und Freundlichkeit und ich glaube, dass ist es, was andere an mir zu schätzen wissen.
Sie machen Musik, sind bei "The Voice of Germany" zu sehen und drehen Filme. Wie bringen Sie Familie und Beruf unter einen Hut?
Indem ich auf ganz viel beruflich verzichte und nur zusage, wofür ich wirklich brenne. Das passt wieder zu Tabaluga, der sucht ja auch sein Feuer, seine Leidenschaft im übertragenen Sinne. Es ist gar nicht möglich, alles miteinander zu vereinen. Meine Priorität liegt bei meinem Sohn. Ich plane auch im Voraus schon ganz viele Urlaube in meinem Kalender, den ich selber steuern kann. Das ist der Vorteil vom Älterwerden und auch davon, ein eigenes Label zu haben und nicht mehr unter der Kontrolle von anderen zu stehen. Das ist mir extrem wichtig.
Hatten Sie diese Möglichkeit früher nicht?
Ich habe das mit 20 fünf Jahre lang durchgemacht, dass ich von anderen einen Plan vorgegeben bekomme und nach den Vorstellungen anderer gelebt habe. Ich schätze es, dass ich das heute wirklich selber einteilen kann. Aber natürlich liebe ich meinen Beruf und bin gerne Musikerin sowie Schauspielerin.
"Tabaluga – Der Film" ist ab heute in den deutschen Kinos zu sehen.