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Panagiota Petridou: "Eine Therapie hat mir geholfen"


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"Biete Rostlaube, suche Traumauto"-Star
Panagiota Petridou: "Eine Therapie hat mir geholfen"

InterviewVon Janna Halbroth

12.09.2018Lesedauer: 12 Min.
Panagiota Petridou: Die Autoverkäuferin hat ein Buch mit dem Titel "Das Scheiße-Gold-Prinzip" geschrieben.Vergrößern des Bildes
Panagiota Petridou: Die Autoverkäuferin hat ein Buch mit dem Titel "Das Scheiße-Gold-Prinzip" geschrieben. (Quelle: Andreas Rentz/Getty Images)
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Panagiota Petridou war mehrere Jahre lang die erfolgreichste Neuwagen-Verkäuferin Deutschlands. Im Interview mit t-online.de spricht sie über das Behaupten in einer Männerdomäne und ihre Erfahrungen als Kind griechischer Einwanderer.

Ich treffe Panagiota Petridou in einem Berliner Szenehotel, alleine, nur sie und ich. Das ist durchaus unüblich, Manager, Pressesprecher, oder sonstige Menschen finden sich eigentlich bei Interviews mit Prominenten immer anbei, haken ein, wenn es unangenehm werden könnte, spielen gewissermaßen Wachhund. Doch Panagiota bekommt ihr Business auch gut alleine hin. Panagiota, ja so nenne ich die TV-Moderatorin schnell, sie bietet mir zuerst das Du an, siezen gefällt ihr nicht so, mir ist das ganz recht.

Panagiota Petridou ist TV-Moderatorin der Vox-Show "Biete Rostlaube, suche Traumauto". Dafür wurde sie entdeckt, weil sie sich innerhalb kurzer Zeit zur erfolgreichsten MINI-Neuwagen-Verkäuferin hocharbeitete. Die 39-Jährige ist außerdem ehemalige professionelle Handballspielerin.

Zuerst einmal bestellen wir uns Kaffee und Smoothie, suchen uns eine gemütliche Ecke, lernen uns kennen. Bis wir das Interview überhaupt offiziell beginnen, vergeht so viel Zeit, wie man sie mit anderen Künstlern manchmal insgesamt nur hat. Aber Panagiota will es nun einmal gemütlich, entspannt haben. Das läge an ihren griechischen Wurzeln erklärt sie mir und über die werden wir im weiteren Verlauf des Gesprächs noch häufiger sprechen.

t-online.de: In deinem Buch geht es darum, aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, etwas Schönes zu formen. Was war der größte Brocken, der sich auf deinem Lebensweg breitgemacht hat?

Panagiota Petridou: Als ich 18 Jahre alt war, ist mein Vater gestorben. Das war sehr hart! Ich bin das jüngste von drei Kindern. Ich wollte auf der Uni Schauspiel studieren. Das hat dann aber nicht mehr geklappt, weil ein Studium zu teuer gewesen wäre. Mein Vater saß vor seinem Tod im Rollstuhl, meine Mutter hat ihn zuhause gepflegt. Eine Woche vor meinem Abitur ist mein Vater gestorben. Alle Zukunftspläne und Träume sind geplatzt. Für mein Studium war einfach kein Geld da. Dann hieß es: Du musst jetzt arbeiten gehen und dein Geld selber verdienen. Ich musste gucken, wie ich klarkomme und eine Ausbildung anfangen.

Ist das auch das Scheiße-Gold-Prinzip?
Ja, es ist das Prinzip, wie man mit Optimismus und Erfolg als Einstellungssache sein Leben formen kann.

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Eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau, richtig?
Ja. Das war für mich ziemlich schlimm. Es war nicht nur so, dass ich plötzlich eine Halbwaise war, sondern auch, dass sich meine Zukunft ganz plötzlich ändern sollte. Die Ausbildung war sehr hart für mich. Mein Bruder hatte sie für mich ausgesucht, ich wollte eigentlich immer etwas anderes machen. Ich musste ständig Kompromisse eingehen und Dinge tun, die andere für mich entschieden haben. Ich bin aber immer positiv aus diesen Geschichten herausgegangen und bin damit dann tatsächlich wahnsinnig erfolgreich geworden, zurecht! (lacht)

Wie genau hast du das geschafft?
Das Glück ist bei denen, die es heraufbeschwören und daran glauben. Ich habe mich immer darauf verlassen, dass von irgendwoher noch eine Lösung kommt. Ich würde niemals sagen: "Bei meinem Pech klappt das nie!" Ich gehe immer davon aus, dass ich Glück habe. Das ich so erfolgreich bin, liegt an meiner inneren Einstellung. Ich denke immer, alles wird gut und bisher ist auch immer alles gut gegangen. Ich habe keine Beschwerden über mein Leben. Selbst, wenn etwas nicht funktioniert, dann nehme ich es hin und mache es so nicht noch einmal. Bei jeder Niederlage denke ich mir, ich habe etwas gelernt.

Du bist also selbst in schlechten Zeiten glücklich?
Natürlich ist es manchmal hart. In meiner Kindheit hat mich die Bescheidenheit meiner Mutter manchmal traurig gemacht. Aber ich habe immer versucht, das nicht als Nachteil zu sehen. Wenn ich keine Barbie hatte, bin ich zu meinen Freundinnen gegangen und habe mit deren Barbies gespielt. Ich hatte vieles nicht, was andere Kinder hatten.

Vermutlich steht dir jetzt wesentlich mehr Geld zur Verfügung. Wie gehst du mit dieser Umstellung um?
Ich muss mir heute keine Gedanken darüber machen, was ich mir morgen aufs Brot schmiere, dass stimmt. Aber ich bin immer noch sehr eigen in manchen Sachen. Ich habe mal eine 0,2 Pfandflasche von Berlin bis nach Solingen, wo ich wohne, geschleppt. Nur um sie dann im Supermarkt in den Pfandautomaten zu stecken. Das Pfand spende ich jedes Mal, ich habe also gar nichts von dem Geld, aber ich will es auch nicht wegschmeißen. Das sind so Kleinigkeiten, ein riesen Aufwand für eine Pfandflasche, da frag ich mich schon selbst, was das soll. Aber ich bin eben manchmal auch sehr einfach und extrem bodenständig. Es gibt aber auch Momente, da gehe ich in den Laden und gönne mir etwas richtig Dickes, weil ich denke, ich habe es mir verdient. Ich kann gut wenig Geld ausgeben, ich kann aber auch gut viel Geld ausgeben.

Deine Eltern mussten damals für ihr Geld hart arbeiten, wie hat sich das auf deine Kindheit ausgewirkt?
Meine Eltern haben sich, als sie nach Deutschland gekommen sind, selbstständig gemacht. Wir hatten eine Kneipe, die sieben Tage die Woche geöffnet war. Ich hatte deswegen als Kind nie so viel Aufmerksamkeit, wie ich mir gewünscht hätte. Eine Mutter, die mit mir zusammen einfach nur Zeit verbringt, hatte ich einfach nicht. Ich weiß gar nicht, wie das ist, mit der Mutter einfach nur ein Bild zu malen, so etwas ist mir komplett verwehrt geblieben. Es gab mal eine Situation in der Schule, da habe ich gesehen, wie Mädchen an den Haaren gezogen wurde und sie dann geweint haben und sich beleidigt in die Ecke gestellt haben. Zwei drei Leute haben sich dann um dieses Mädchen gekümmert und für mich war klar: So bekommt man also Aufmerksamkeit. Zuhause habe ich das dann gleich ausprobiert, habe mich beleidigt in die Ecke gestellt und geweint. Meine Mutter hat dann gesagt: "Geh in dein Zimmer zum Weinen, wir haben Kundschaft!" Ich habe also relativ schnell gelernt, dass eingeschnappt sein und weinen nichts bringt. Deswegen bin ich auch jetzt in meinem Leben selten beleidigt. So ist mein Charakter entstanden. Ich bin überhaupt kein sensibler Typ und nehme Sachen selten persönlich. Es gibt immer Gründe, wenn etwas schief läuft, der letzte Grund ist bei mir immer meine Persönlichkeit. Das hilft mir total, kein Griesgram zu sein.

Aber griesgrämige Tage kennst auch du, oder?
Mein Motto: Man wird nur dann zum Superheld, wenn man sich selbst für super hält. Wenn ich aufstehe und es mir richtig schlecht geht, dann sage ich mir selbst: "Jotta, du bist eigentlich eine absolute Vollrakete, du weißt das. Du bist lustig, du siehst gut aus, du bist sportlich, du bist gesund, du hast eigentlich keine Probleme!" Klar, habe ich auch Probleme, aber dann denke ich an Griechenland und weiß, die haben da echte Schwierigkeiten. Die haben keine Arbeit, keine Schulbildung, da sind die Dinge hier in Deutschland lächerlich. Wir regen uns hier auf, wenn wir keine Sojamilch kriegen, in Griechenland interessiert sich niemand für Soja.

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Das klingt gut! Aber im Nachhinein betrachtet: Hättest du dir von deiner Mutter mehr Zuneigung gewünscht?
Ja. Aber ich musste erst eine gewisse Reife erreichen, um das zu bemerken. Ich habe das später auch mal bei meiner Mutter angesprochen. Irgendwann habe ich mich mit ihr zusammengesetzt und ihr gesagt, dass es wenige Momente gab, in denen sie mich in den Arm genommen hat. Ihre Antwort: "Natürlich, aber hattest du nicht immer etwas zum Essen und ein Dach über dem Kopf?" Ich kann alte Bäume nicht mehr verpflanzen. Ich kann einer Frau, die 1942 mit sechs Geschwistern und ohne Vater in Griechenland großgeworden ist, nicht sagen: "Ich hätte es schön gefunden, wenn du mir abends mal ein Buch vorgelesen hättest." Sie hat ja nicht mal lesen gelernt. Wenn du relativ einfache Eltern hast, kannst du nicht erwarten, dass sie eine gewisse Weitsicht besitzen.

Hast du das jemals verarbeiten können?
Eine Therapie hat mir geholfen. Ich habe über das Thema viel mit einer Therapeutin gesprochen und ich gehe auch heute noch regelmäßig zur Therapie. Das hilft! Das hilft mir enorm dabei Klarheit zu bekommen und mich selbst zu verstehen. Ich habe durch meine Erziehung auch zwischenmenschliche Defizite. Meine Freundinnen können sich zum Beispiel nicht bei mir ausheulen und den Kopf an meine Schulter legen. So bin ich nicht. Ich habe dann 50 Argumente, damit du aufhörst zu weinen, aber den Kopf streichele ich dir dann nicht. Ich bin eher lösungsorientiert. Ich habe in der Therapie gelernt, dass ich vielleicht auch manchmal ein bisschen zu grob bin.

Sollten deiner Meinung nach mehr Menschen zur Therapie gehen?
Unbedingt! Wir gehen mit jedem Wehwehchen zum Arzt, aber wenn die Birne nicht stimmt, oder das Seelchen traurig ist, dann ist es total verpönt einen Therapeuten aufzusuchen. Ich glaube jeder hat sein Paket zu tragen. Ich würde das sehr bevorzugen, wenn wir nicht nur zwei Mal zum Zahnarzt gehen, sondern auch regelmäßig zur Therapie.

Wie hat es sich in deiner Kindheit bemerkbar gemacht, dass deine Eltern aus Griechenland stammen?
Ich habe oft gemerkt, dass ich anders bin, auch an Kleinigkeiten. Beim Thema Essen zum Beispiel. Bei einer Freundin zuhause wurden oft die Kartoffeln abgezählt. Wenn ich bei meiner Freundin zum Spielen war, hieß es mittags plötzlich: "Panagiota, du kannst nicht mitessen, wir haben nicht genug gekocht." Da war ich fassungslos. Meine Mutter hat mir dann erklärt, dass einige deutschen Familien da anders sind, bei uns wird fünfmal am Tag gegessen, wir haben immer genug im Haus. Meine Mutter hat dann vorgeschlagen, dass die Familie ihre Essen teilen soll. Ich habe dann beim nächsten Mal vorgeschlagen, dass jeder ein bisschen abgibt von seinem Essen und das hat dann auch geklappt. Da habe ich gemerkt: Es hilft, zu sagen, was man möchte. Und es hilft, nicht bescheiden zu sein, denn so wird man satt.

Die Integration hat bei dir offensichtlich funktioniert, was hat dir am meisten geholfen?
Ich bin hier geboren, das ist vielleicht auch von Vorteil. Was uns auch geholfen hat, sind Kleinigkeiten. Wir hatten nur deutsches Fernsehen. Wir durften Zuhause nur deutsch sprechen, meine Mutter hat uns deutsche Namen gegeben, damit sich die deutschen Kunden die Namen in der Kneipe besser merken konnten. Ich wurde in meiner Schulzeit nur Jutta genannt. Es gab ständig Probleme mit meinem Namen: Panacotta, was ist Vor-, was ist Nachname. Diese Schwierigkeit ist weggefallen und es hat wirklich geholfen, uns zu integrieren. Ich war außerdem im evangelischen und im katholischen Religionsunterricht. Es gab ja auch keinen griechisch-orthodoxen Religionsunterricht. Meine Mutter hat dann gesagt, mach was du willst. Sie war da entspannt, ich glaube, das hilft ungemein, wenn du den Kindern keine Dogmen mitgibst. Wenn es um die Religion geht, hilft es, etwas aufzulockern.

Bist du heute religiös?
Ich bin nicht gläubig. Ich habe kein Kreuz an der Wand, nur eine Madonna von meiner Mama, aber die hängt da eher aus Höflichkeit.

Was wäre dein Vorschlag für eine bessere Integration?
Ich würde vorschlagen, dass jedes Kind blanco auf die Welt kommt. Irgendwann kann es dann sagen, diese oder jene Religion interessiert mich und aus den und den Gründen bin ich Jude, Moslem oder was auch immer. Die Religion spaltet mehr, als dass sie uns zusammenführt. Wenn jeder seine eigene Religion hat, ist das manchmal hinderlich. Menschen werden ausgeschlossen und auseinandergerissen. Ich finde, man kann sich alles aussuchen, was man möchte. Wir hatten damals auch immer einen Weihnachtsbaum, obwohl wir nie in der Kirche waren. In Deutschland haben alle einen Baum aufgestellt und Geschenke bekommen. Viele türkische Freunde von mir haben das genauso gemacht, weil es für die Kinder traurig ist, wenn sie ausgeschlossen werden. Ich finde es in Ordnung, wenn man ein bisschen was von allen Kulturen aufnimmt und das auch weitergibt.

Was denkst du über die aktuelle Situation in Deutschland in Bezug auf Fremdenhass?
Ich komme ja aus Solingen. Wir hatten damals 1993 den Brandanschlag, bei dem eine türkische Familie verbrannt wurde. Da war ich elf oder zwölf, da gab es in mehreren deutschen Städten fremdenfeindliche Übergriffe. Ich weiß noch, dass ich dann auf die Straße gegangen bin und demonstriert habe. Wir haben das Thema in der Schule besprochen, wir hatten mehrere Workshops und haben sogar CDs gegen Rassismus aufgenommen. Wir sind mit dieser Thematik groß geworden. Trotzdem finde ich es immer noch bitter und traurig. Ich finde es aber auch erschreckend, wie von der Presse mit dem Thema umgegangen wird. Ich lese Überschriften, wie "Afghane hat Mädchen erstochen". Ein Mensch hat einen Menschen ermordet, was spielt es da für eine Rolle, welche Nationalität jemand hat? Ich finde es bitter, in welche Szene wir mittlerweile gerutscht sind.

Zurück zu dir: In deinem Beruf bist als Frau in eine Männerdomäne gekommen, wie war das?
Vor 15 Jahren habe ich bei BMW angefangen und da gab es im Vertrieb keine einzige Frau. Als süddeutsches Unternehmen ist es eher konservativ gehalten. Es war auch so, dass Kunden irritiert waren, dass da plötzlich eine Frau steht, die Autos verkauft.

Welche Erfahrungen hast du da gemacht?
Naja, mir wurde da einiges an den Kopf geworfen, man muss schon ein dickes Fell haben. Zum Beispiel: "Sind sie hier die Putzfrau?", "Können Sie mal den Verkäufer rufen?", "Ist hier jemand, der sich mit Autos auskennt?" Ich habe die volle Breitseite abbekommen. Aber, wie du weißt, nehme ich ja nichts persönlich. Ich kann selbst nichts für die schlechte Bildung anderer. Ich habe versucht, es charmant und lustig zu nehmen. Ich habe dann einfach gesagt: "Sie brauchen einen Verkäufer? Einen Moment", dann habe ich mich kurz umgedreht und gesagt: "Hier steht er vor Ihnen!" Wenn ich das alles persönlich genommen hätte, wäre ich nicht so erfolgreich geworden. Bis heute sind die meisten Verkäufer männlich.

Wie haben deine männlichen Kollegen reagiert?
Ich war damals klein und unscheinbar. Ich war nicht der typische Männervamp. Trotzdem haben die Männer gesagt, ich würde mit den Wimpern klimpern und so Autos verkaufen. Einmal habe ich einen Kunden zu seinem Auto gebracht. Es hat geregnet, damit wir beide unter den Schirm passen, habe ich mich bei ihm eingehakt. Darüber wurde geredet, so etwas könne nur eine Frau machen. Es gab wirklich wahnsinnige Vorwürfe, die mir gemacht wurden. Manchmal haben sie gesagt, ich habe nur wegen meiner Möpse so viele Autos verkauft. Ich kann dir sagen, mit 75B hat kein einziger meiner Möpse auch nur ein Auto verkauft. Irgendwann kippte das aber. Kollegen, die 20 Jahre im Job waren, wollten plötzlich etwas von mir, von meiner Frische und meinem Aktionismus lernen. Das hat mich natürlich bestätigt.

Wie würdest du dein Inneres beschreiben?
Ich habe eine burschikose Art. Ich bin sehr selbstbewusst, sehr laut, sage, was ich denke und äußere stets meine Wünsche, bin selten zurückhaltend, ich bin offensiv. Das sind ja alles Eigenschaften, die man vielleicht eher einem Mann zuordnen würde. Trotzdem bin ich natürlich auch weiblich, ich habe viele weibliche Attitüden. Aber ich bin nun mal nicht zimperlich. Keiner muss mir meinen Koffer aus dem Taxi tragen. Ich muss nicht wie eine Dame behandelt werden und ich stelle mich auch nicht gerne schwächer als ich bin. Irgendwann finde ich das auch einfach unnötig.
Die Zeiten, in denen man diese Eigenschaften Männern zuordnet, sind hoffentlich vorbei. Vielmehr verkörperst du wohl den neuen Typ einer Frau.

Bist du stolz darauf?
Absolut. Ich schwenke die Fahne der Neuzeitfrauen! Ich habe, nachdem ich bei BMW aufgestiegen bin und Verkaufsleiterin wurde, auch erstmal Frauen eingestellt. Nach mir sind außerdem zwei Verkaufsleiterinnen im Vertrieb eingestellt worden. In unserem Standort im Rheinland arbeiten 40 Prozent Frauen. Da hat sich schon etwas getan, nach meinem Einstieg.

Im nächsten Jahr wirst du 40 Jahre alt. Bedeutet dir das etwas?
Scheiße, ist das wahr? Nein, ich finde es nicht schlimm. Vor zehn Jahren bin ich 30 geworden, das war geil, denn ich sah ja immer noch aus wie 20. Ich glaube, wenn ich 40 werde, sehe ich trotzdem aus wie eine 30-Jährige (lacht). Aber im Ernst: Die Zahlen, die machen in der Öffentlichkeit schon manchmal Druck. Die Leute fragen sich ja immer, was ist mit Kindern? Am liebsten würde ich sagen, in den nächsten zehn Jahren kann ich mir das schon vorstellen, ich spüre nur keinen Druck dazu. Ich bin einfach noch nicht in dem Kindermodus. Ich habe noch keine Muttergefühle, ich bin auch nicht der romantische Typ. Mein Ziel war es auch noch nie, drei Kinder zu bekommen und in einem Haus mit Schäferhund zu leben.

Du hast es aber auch noch nicht ausgeschlossen?
Nein, wir machen momentan Trockenübungen und dann mal gucken.

Apropos, wer ist eigentlich wir? Steht dein Partner auch in der Öffentlichkeit?
Nein, mein Freund hat mit den Medien überhaupt nichts an der Mütze. Manchmal sitzt er neben mir auf der Couch und denkt sich: "Mensch Panagiota, was hast du da denn wieder gesagt?" Wir gehen nicht zusammen auf den roten Teppich, weil ich mein Privatleben gerne für mich behalten möchte. Wenn er dann mal mitkommt, dann heimlich im Backstagebereich.

Möchtest du denn irgendwann mal heiraten?
Ich muss leider gestehen, ich finde Hochzeiten sehr kitschig. Ich finde die Einladungen befremdlich und bin auch jedes Mal schockiert, wie Bräute aussehen, wenn sie da unter ihrem Schleier wie ein Travestiekünstler geschminkt sind und sich wahnsinnig machen. Das ist alles nicht meins. Wenn ich heiraten würde, dann sehr schlicht. Standesamt und dann eine Party mit Freunden, ich weiß nicht mal, ob ich eine Einladungskarte hinkriegen würde. Vielleicht gäbe es eine SMS.

Bereust du es heute, nie Schauspiel studiert zu haben?
Ich habe sehr viele Schauspieler kennengelernt und bin froh, dass das nicht geklappt hat. Die meisten sind sehr speziell im Kopf. Viele wissen gar nicht mehr, wer sie sind. So wie es jetzt bei mir ist, ist es super! Ich muss keine Rolle spielen und kann mich verhalten, wie ich will.

Vielen Dank, liebe Panagiota für das Interview.

"Das Scheiße-Gold-Prinzip" von Panagiota Petridou. Edel Books Verlag. 255 Seiten, 17,95 Euro.

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