Vorwürfe gegen Sean "Diddy" Combs 120 weitere mutmaßliche Opfer – darunter 25 Minderjährige
Missbrauch, Drohungen, Sex-Partys: Sean "Diddy" Combs ist mit schweren Anschuldigungen konfrontiert. Jetzt melden sich 120 weitere mutmaßliche Opfer.
Gegen den bereits wegen zahlreicher Sexualverbrechen angeklagten und in Untersuchungshaft sitzenden US-Rapper Sean "Diddy" Combs gibt es Dutzende neue Anschuldigungen. Man vertrete 120 Menschen – 60 Frauen und 60 Männer – mit Vorwürfen gegen den 54-Jährigen, teilte eine Anwaltskanzlei in Houston im US-Bundesstaat Texas bei einer Pressekonferenz mit.
Zu den Anschuldigungen gehörten unter anderem sexuelle Übergriffe und Misshandlungen, darunter von 25 Minderjährigen. So soll der Rapper einen neunjährigen Jungen sexuell missbraucht haben, dem er einen Plattendeal versprochen hatte. Die Kanzlei berichtet auch von einem damals 15-jährigen mutmaßlichen Opfer. Der Teenager sei nach New York City geflogen worden, um an einer Party teilzunehmen. Dort sei die Person unter Drogen gesetzt und in ein privates Zimmer des Rappers gebracht worden. Er habe sie vergewaltigt, bevor andere sich an ihr vergangen hätten.
"Eines der größten Geheimnisse der Entertainment-Industrie, das eigentlich schon gar kein Geheimnis mehr war, ist jetzt ans Licht gekommen", sagte der Chef der Anwaltskanzlei, Tony Buzbee. "Wir werden nichts unversucht lassen, um alle potenziell haftenden Parteien ausfindig zu machen, einschließlich aller natürlichen oder juristischen Personen, die an diesem ungeheuerlichen Verhalten beteiligt waren oder davon profitiert haben", sagte er. "Ich erwarte, dass wir in den kommenden 30 Tagen damit beginnen werden, die Klagen einzureichen."
Anwaltsteam von Combs: Anschuldigungen falsch
Die Anschuldigungen seien "falsch" und "verleumderisch", sagte Erica Wolff aus dem Anwaltsteam von Combs auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. Ihr Mandant freue sich darauf, vor Gericht seine Unschuld zu beweisen.
Combs" Ex-Freundin, die Sängerin Casandra "Cassie" Ventura, hatte den Musiker im vergangenen Jahr verklagt und ihm jahrelange Misshandlungen sowie Vergewaltigung vorgeworfen. Kurz darauf einigten sich beide auf einen Vergleich. Seither haben mehrere weitere Frauen Combs wegen sexueller Gewalt verklagt.
Im März durchsuchten bewaffnete Polizisten seine Villen in Miami und Los Angeles. In der vergangenen Woche war der Musiker in New York festgenommen und in Untersuchungshaft genommen worden. Die Bundesstaatsanwaltschaft in Manhattan wirft ihm vor, sein musikalisches "Imperium" in den Dienst eines gewalttätigen Systems von Sexhandel gestellt zu haben. Er streitet alle Vorwürfe ab.
Anwälte bemühen sich um Freilassung aus Untersuchungshaft
Das Anwaltsteam des Rappers bemüht sich derzeit um seine Freilassung aus der Untersuchungshaft und hat Berufung gegen eine Entscheidung des Richters eingelegt, Combs nicht unter Auflagen bis zum Prozessbeginn auf freien Fuß zu setzen. Vom Gericht gab es darauf zunächst keine Reaktion. Ein Termin für einen möglichen Prozessbeginn stand zunächst nicht fest.
Mit Hits wie "I'll Be Missing You" oder "Bad Boy For Life" war Combs in den 90er Jahren zu einem der weltweit erfolgreichsten Hip-Hop-Musiker aufgestiegen. Der dreifache Gewinner des US-Musikpreises Grammy ist auch als Musikproduzent und Geschäftsmann erfolgreich. Im Laufe seiner Karriere nutzte er unter anderem die Pseudonyme "Puff Daddy", "P. Diddy" und nun "Diddy".
- Nachrichtenagenturen dpa und afp
- rollingstone.com: Sean Combs Accused of Sexually Abusing 120 People, Including 25 Minors (englisch)