"Champagner-Sozialist" Louis Klamroth für Vorschlag zur Deutschen Bahn attackiert
Er will die klassenlose Gesellschaft – in der Deutschen Bahn. Doch damit scheint ARD-Moderator Louis Klamroth nicht nur Applaus einzuheimsen.
Schon der Name des Formats verrät, in welche Richtung es gehen könnte: "Unpopular Opinion" nennt der Deutschlandfunk den Teil der Sendung, in dem Louis Klamroth eine "unpopuläre Meinung" zum Besten geben soll. Dennoch löst der ARD-Moderator mit seinen Ansichten erstaunlich viel Wirbel aus. Einerseits in den Kommentaren auf Instagram, andererseits in anderen sozialen Netzwerken. Doch was war passiert?
Louis Klamroth will eine Reform der Deutschen Bahn. "Ich bin dafür, die erste Klasse bei der Deutschen Bahn abzuschaffen. Und ich sage das als jemand, der öfter auch mal erste Klasse in der Bahn fährt", so Klamroth in dem Interview. "So viel Transparenz gehört dazu." Er selbst habe vor allem während der Streiks mitbekommen, wie in überfüllten Zügen regelrecht Chaos in der zweiten Klasse ausbreche. Leute ohne Sitzplatz würden gebeten, auszusteigen – während bei ihm in der ersten Klasse "alles recht entspannt war".
"Da treffen sich die beiden Welten ein bisschen"
Genau das nimmt der Moderator zum Anlass, über eine Veränderung der Klassengesellschaft in den Bahnen nachzudenken. Klamroth verstehe nicht, warum in solchen Ausnahmesituationen an der Zuteilung in 1. und 2. Klasse festgehalten werde. Doch auch im Regelbetrieb erkennt der 34-Jährige Probleme: "Im Moment ist ja sozusagen das Bordbistro das Verbindungsteil zwischen der ersten und zweiten Klasse. Da treffen sich die beiden Welten ein bisschen. Schöner wäre es doch, wenn wir uns die ganze Zeit treffen."
Man müsste denken, Klamroth habe sich ein gutes Thema gewählt, schließlich gilt die Deutsche Bahn als dankbares Ziel für Kritik. Doch rechte Hetzportale wie das von Ex-"Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt nutzen Klamroths Aussagen, um ihm Doppelmoral vorzuwerfen. "Louis Klamroth ist dafür, die erste Klasse bei der Bahn abzuschaffen, fährt aber erster Klasse. Besser kann man links-grüne Verlogenheit nicht zusammenfassen", ereifert sich Reichelt auch persönlich auf der Plattform X.
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Damit steht er allerdings nicht allein da. Gemäßigtere Stimmen werfen Louis Klamroth vor, Unrecht zu haben. "Ich möchte nach einer anstrengenden Woche auch gerne mal meine Ruhe haben und brauche dann nicht den Kegelklub oder die Klassenfahrt um mich herum", kommentiert ein Nutzer den Vorschlag und ein anderer schließt sich an, schreibt: "Durch den Aufpreis erkauft man sich Zusatzleistungen, wie Ruhe, Platz und Service."
Andere werfen dem "Hart aber fair"-Moderator "Arroganz" vor: "Auf die Idee, die 2. Klasse abzuschaffen, damit alle 1. Klasse fahren, kommen solchen Champagner-Sozialisten natürlich auch nie." Auch ein CSU-Politiker empfindet die Aussagen Klamroths als "schon im Ansatz elitär". Im Sinne des Formattitels hat der Deutschlandfunk wohl recht behalten: Besonders populär scheint die Meinung Klamroths nicht zu sein.
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