Drogen, Traumata und Haarausfall Dieser Mann feiert heute seinen 50. Geburtstag
Robbie Williams' Karriere gleicht einer wilden Achterbahnfahrt durch alle Höhen und Tiefen des Popstar-Daseins. Heute feiert der König des Britpops seinen 50. Geburtstag.
Dass er mit Geburtstagen nichts anfangen kann, machte Robbie Williams vor genau einem halben Jahr auf seinem Instagram-Kanal unmissverständlich klar. "Geburtstage verstehe ich nicht. Und habe sie nie verstanden", schrieb er dort. Nichts hasse er an Geburtstagen so sehr wie den Happy-Birthday-Song, der ihm körperliches Unwohlsein verursache. Fans, die auf seinen Konzerten immer wieder "Ich habe heute Geburtstag!"-Schilder in die Luft hielten, um seine Aufmerksamkeit zu erheischen, könnten ebenso gut ein Schild mit der Aufschrift "Ignoriere mich!" bei sich tragen.
"Zu meinem 50. im nächsten Jahr will ich", so der Sänger, "dass die Leute, wenn sie es für nötig halten, 'When Will I Be Famous' von Bros singen anstatt dieses Geburtstagslieds." Mit dem Berühmtsein kennt sich Robbie Williams bestens aus, schließlich hat er den größten Teil seines Lebens als Berühmtheit verbracht. An seinem 50. Geburtstag blickt er auf eine mittlerweile 34-jährige Karriere zurück.
Dass die Abgründe bei ihm wesentlich tiefer ausfielen als bei den meisten anderen Musikstars seiner Generation, lässt sich in der 2023 erschienenen Netflix-Dokuserie "Robbie Williams" nachvollziehen. In der Dokumentation wird der 1974 in der düsteren Industriestadt Stoke-on-Trent geborene Sänger vor laufender Kamera mit Videomaterial aus allen Phasen seiner musikalischen Laufbahn konfrontiert, die im Rückblick wie eine halsbrecherische Achterbahnfahrt anmutet.
Mit 16 wurde er jüngstes Mitglied bei Take That
Die nahm im Jahr 1989 ihren Anfang, als seine Mutter in der Zeitung eine Anzeige entdeckte, über die junge Talente für eine neue Boygroup gesucht wurden. Die Band sollte als britische Antwort auf die seinerzeit extrem erfolgreiche US-Formation New Kids on the Block an den Start gebracht werden. Kurz nach seinem 16. Geburtstag wurde Robbie Williams 1990 als fünftes und jüngstes Mitglied der Boygroup Take That installiert, die in den nächsten Jahren zum größten britischen Pop-Act seit den Beatles aufstieg und bald auf all ihren Wegen von einem Schwarm hysterisch kreischender Fans begleitet wurde.
Wie Williams im Rückblick konstatiert, war er als völlig unerfahrenes "Baby" der Band am wenigsten auf diese massive Welle des Erfolgs und die konstante mediale Aufmerksamkeit vorbereitet. Der frühe Ruhm hatte für ihn einen Preis, den er noch über Jahrzehnte in selbstzerstörerischen Raten abbezahlen sollte.
Mit 20 Jahren war aus dem fröhlichen Teenager ein von Kokain und Alkohol abhängiges Wrack geworden, das für das Management der Boygroup immer weniger tragbar wurde. Im Jahr 1995 zog Williams schließlich selbst die Reißleine und stieg aus, um sich – begleitet von gnadenloser Skandalberichterstattung in der internationalen Boulevardpresse – noch zwei Jahre lang öffentlich selbst mit Drogen- und Partyexzessen zugrunde zu richten.
Als sein Management ihn 1997 dazu bewegen konnte, es mit einer Solokarriere zu probieren und ihm dafür den Produzenten Guy Chambers zur Seite stellte, wurde während der Aufnahmen im Studio recht bald klar, dass ein Comeback nur nach einer gründlichen Entziehungskur möglich sein würde. Der abgestürzte Boygroup-Star klammerte sich an diesen rettenden Strohhalm und schaffte es tatsächlich, innerhalb von sechs Wochen wieder einsatzfähig zu werden und seine zweite Karriere in Angriff zu nehmen.
Trennung von Guy Chambers löste weiteren Absturz aus
Als das Comeback-Album "Life Thru a Lens" im September 1997 auf den Markt kam, verkaufte es sich derartig schlecht, dass Williams seine Hoffnungen auf eine erfolgreiche Solokarriere bereits zu begraben begann. Erst als vier Wochen später die Single "Angels" ausgekoppelt wurde und in den Single-Charts wie eine Bombe einschlug, wendete sich das Blatt. In der Folge stürmte "Life Thru a Lens" die Spitze der Charts, erreichte in Großbritannien achtfachen Platin-, in Deutschland und der Schweiz Gold-Status. Nach über drei Millionen verkauften Einheiten deutete sich an, dass es mit der Karriere des jungen Entertainers vielleicht doch noch ein bisschen weitergehen könnte.
Robbie Williams' Zusammenarbeit mit seinem Co-Autor und Produzenten Guy Chambers erwies sich als äußerst fruchtbar. Zusammen brachten sie fünf Alben heraus, die alle Platz 1 der britischen Charts erreichten und sich weltweit 37 Millionen Mal verkauften.
Auf dem Höhepunkt seines Ruhms trennte sich der zum Superstar und Multimillionär aufgestiegene Sänger 2003 jedoch von seinem langjährigen Partner, produzierte 2005 mit "Intensive Care" und 2006 mit "Rudebox" zwei Alben, auf denen er neue musikalische Wege einschlug. Auch wenn sich diese Experimente mit Dance-Rhythmen und Rap-Styles weiterhin sehr gut verkauften, wurden sie in der Presse gnadenlos verrissen. Williams zweifelte, wirkte verunsichert – und steuerte auf den zweiten großen Absturz seiner Karriere zu.
Am Ende seiner gigantischen "Close Encounters"-Tournee erlitt er bei einem Konzert im nordenglischen Leeds am 8. September 2006 vor rund 80.000 Zuschauern eine massive Panikattacke, die den gesamten Auftritt lang anhielt. In der Netflix-Doku erinnert sich der Musiker an diesen einschneidenden Moment, der ihn völlig aus der Bahn werfen sollte: "Als ich runterkam, hatte ich das Gefühl, ich will nie wieder auf die Bühne! Ich konnte nicht sprechen, ich zitterte nur noch, ich durchlebte ein Trauma." Seinem Team und Management zuliebe wagte er sich am folgenden Tag mit sichtbarer Panik in den Augen nochmals auf die Bühne, um sein vorerst letztes Konzert zu absolvieren.
Die Katastrophe von Leeds katapultierte Robbie Williams auf tragische Weise wieder an jenen Punkt zurück, an dem er sich rund 10 Jahre zuvor nach seinem Ausstieg bei Take That befunden hatte. Das traumatische Erlebnis handelte ihm einen Rückfall in seine Drogen- und Alkoholsucht ein und führte dazu, dass er drei Jahre lang die Finger von der Musik ließ.
Seine heutige Frau lernte er im Kokain-Rausch kennen
Dass er sich auch aus diesem Abgrund wieder befreien konnte, verdankt er nicht nur seiner heutigen Ehefrau Ayda Field Williams, sondern ironischerweise auch seinen ehemaligen Kumpanen von Take That, mit denen er sich jahrzehntelang im Dauerclinch befunden hatte.
Die Schauspielerin Ayda Field lernte er 2006 auf einer Party kennen, bei der er nach massivem Kokain-Konsum auf der Toilette kollabierte. Den denkwürdigen Umständen ihres Kennenlernens zum Trotz wurden die beiden bald ein Paar, haben mittlerweile vier gemeinsame Kinder. Mit ihrer Unterstützung wagte er sich nach einer abermaligen Entziehungskur wieder an die Produktion eines neuen Albums, das 2009 unter dem Titel "Reality Killed the Video Star" erschien.
Wie Williams in der Netflix-Doku berichtet, hatte er bei TV-Auftritten zur Bewerbung des neuen Albums mit großen Unsicherheiten zu kämpfen. Um wieder ein Gefühl für seine Rolle als Entertainer zu bekommen, entschied er sich 2010 für eine viel beachtete Kurzzeit-Reunion mit Take That, die ihn tatsächlich wieder auf die Erfolgsspur bringen sollte.
"Ich will es mit jedem aufnehmen, der sich mir in den Weg stellt"
Spätestens seit dem Erscheinen seines Albums "Take the Crown" im Jahr 2012 sitzt Robbie Williams wieder fest im Sattel. Nur der zunehmende Haarverlust kratzt an seinem Selbstbewusstsein, wie er in den vergangenen Jahren zugab. Doch Williams kann auch Kampfansagen: "Das Album trägt den Titel 'Take the Crown', weil ich kämpfen will. Ich will es mit jedem aufnehmen, der sich mir in den Weg stellt und mir den Platz auf dem Thron der Popwelt streitig machen will. Mit diesem Album will ich die Krone zurückerobern, die ich einst hatte – oder vielleicht immer noch habe."
Den heutigen 50. Geburtstag wird der amtierende König der Popwelt mit der wohlverdienten Krone auf dem Kopf verbringen. Vielleicht kommen ja seine alten Kumpels von Take That vorbei und singen gemeinsam mit seiner Frau und den Kindern "When Will I Be Famous" von Bros.
- Nachrichtenagentur spot on news