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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Thomas Anders wird 60 "Ohne sie wäre mein Leben nicht so gesund"
In den Achtzigern wurde er berühmt, 40 Jahre später ist Thomas Anders noch immer erfolgreich. Worauf er stolz ist und warum er trotzdem mit etwas Wehmut auf seinen 60. Geburtstag blickt, hat er t-online verraten.
Schon als Kind träumte Bernd Weidung von einer Karriere als Schlagerstar. Berühmt wurde er dann aber als Thomas Anders mit dem Discopopsong "You're My Heart, You're My Soul". Zusammen mit Dieter Bohlen und Modern Talking schaffte er es Anfang der Achtziger an die Spitze der Charts und lieferte einen Hit nach dem anderen.
Das Duo ist längst Geschichte, doch Thomas Anders ist noch immer erfolgreich. In den vergangenen Jahren vor allem mit deutschen Liedern, doch pünktlich zu seinem 60. Geburtstag am 1. März bringt er einen englischsprachigen Song heraus. Der Titel: "The Journey of Life". Bei t-online blickt der Musiker zurück auf seine Lebensreise.
t-online: Ist diese Null etwas anderes für Sie als die vorhergehenden?
Thomas Anders: Diese Frage habe ich mir auch selbst gestellt. Ich bin diesbezüglich etwas ambivalent. Ich kann es nicht fassen, dass ich 60 werde, weil ich mich nicht so fühle. Ich fühle mich eher wie 50. Das habe ich damals auch total zelebriert und fand es auch cool. Ein halbes Jahrhundert alt zu werden hatte etwas. Mit 60 schleicht sich ein bisschen Wehmut ein, weil ich einfach merke, dass die Zeit kürzer wird. Dabei bin ich noch so kraftvoll und energiegeladen.
Wären Sie denn gerne noch einmal jünger?
Jein! Um nach hinten hin mehr Zeit zu haben, ja, aber ich möchte auch meine Lebenserfahrung nicht missen. Ich möchte nie wieder 20 oder 30 sein. Alles andere, was danach kam, war sensationell, aber menschlich und vom Genuss her, waren die letzten zehn Jahre wunderbar. Man hat eine gewisse Gelassenheit entwickelt. Ich sehe die Dinge nicht mehr so kontrovers. Ich bin so viele Wege gegangen, hatte erfolgreiche und weniger erfolgreiche Zeiten, Höhen und Tiefen, und meine Lebenserfahrung hat mir gezeigt, dass ich alles überlebt habe. Mit 60 kann ich in meiner großen Bibliothek der Lebenserfahrung eine Schublade öffnen und eine Lösung finden, wenn irgendein Problem auftaucht.
Aus welchen Fehlern haben Sie am meisten gelernt?
Heute lasse ich mich bei Entscheidungen nicht mehr unter Druck setzen. Wenn die Zeit noch nicht reif ist, dann ist sie eben nicht reif. Ich treffe Entscheidungen dann, wenn ich sie für richtig halte.
Gibt es Dinge, die Sie im Nachhinein bereuen?
Nein, ich muss mich auch für nichts entschuldigen. Ich habe keiner Oma die Tasche geklaut. Ich habe keine Menschen bewusst verletzt oder ihnen Leid zugefügt. Es gibt immer Momente, in denen man sich vielleicht anders entschieden hätte, aber ich vertrete die Philosophie, dass auch ein falscher Schritt einen weiterbringen kann. Man gewinnt dadurch an Lebenserfahrung dazu. Es gibt nichts, wo ich mit mir hadere oder wo ich sage: Wenn ich es noch einmal machen müsste, würde ich es ganz anders machen. Das würde ja bedeuten, dass ich mit meinem jetzigen Leben nicht so einverstanden bin. Man bereut nur etwas, wenn man glaubt, dass man dann einen anderen Weg gegangen wäre.
Hatten Sie sich Ihren Weg denn so ausgemalt?
Als ich 25 Jahre alt war, saß ich in der Vordereifel auf einem großen Bauernhof vor meinem altenglischen brennenden Kamin im Wohnzimmer mit einem Glas Rotwein in der Hand und habe mir überlegt: Was machst du jetzt eigentlich noch die nächsten 50 Jahre? Das habe ich damals sehr genau analysiert. Ich wusste: Musik ist mein Leben und ich werde alles dafür tun, dass das so bleibt. Aber für mich war das Glück nicht mit der Nummer eins oder den Charts verbunden. Jetzt werde ich 60! Was hat mir das Leben alles an Überraschungen und Chancen geschenkt? Dafür kann ich nur dankbar sein.
Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken, an welche Erlebnisse erinnern Sie sich besonders gerne?
Wenn in manchen Talkshows Dinge aus deinem Leben per Video eingespielt werden, denke ich immer: Habe ich das wirklich alles schon erlebt? Normalerweise denke ich darüber nicht nach, weil ich im Hier und Jetzt lebe. Entscheidend war ganz klar "You're My Heart, You're My Soul". Dieser Song hat alles ins Rollen gebracht. Meine ganze Karriere basiert auf diesem Song.
Inzwischen habe ich 130 Millionen Platten verkauft. Aber worauf ich noch viel stolzer bin, ist die Tatsache, dass ich seit 39 Jahren im Profigeschäft erfolgreich bin. Ich habe immer noch ein Nummer-eins-Album und bin immer noch ein Künstler, der in Deutschland Gewicht hat. Nächstes Jahr wird Modern Talking 40 Jahre alt. Wer heute 40 ist, hat 40 Jahre lang immer einen Thomas Anders gehabt. Ich bin wirklich dankbar für alles, denn auch mein Umfeld hat mich unterstützt und zu meinem Erfolg beigetragen.
Wird es zum 40-jährigen Jubiläum von Modern Talking eine Zusammenarbeit mit Dieter Bohlen geben?
Nein, es wird keine Zusammenarbeit geben. Wahrscheinlich stellt die Plattenfirma eine Kompilation zusammen.
Welche neuen Projekte gibt es in Zukunft bei Ihnen?
Florian Silbereisen und ich werden dieses Jahr ein neues Duett-Album herausbringen. Am 1. März erscheint ein neuer Song in englischer Sprache mit dem Titel "The Journey of Life". Dann gibt es im März einen neuen Thomas-Anders-Grauburgunder und im April einen Rosé. Im Herbst erscheint ein neues Kochbuch, es gibt viele Shows und Tourneen, unter anderem in Kanada und Spanien. Und danach werde ich wieder ein Solo-Album auf den Markt bringen.
Sind Sie mit Florian Silbereisen eigentlich auch privat befreundet?
Florian Silbereisen und ich haben eine unglaublich große Sympathie füreinander. Es ist eine pure Freude, mit ihm zusammen zu sein, aber es ist nicht so, dass wir uns permanent austauschen. Wir sind befreundet, aber nicht die Art von Freunden, die sich gegenseitig Geheimnisse anvertrauen. Ich bin sowieso eher der zurückhaltende Typ. Wir telefonieren in unregelmäßigen Abständen, aber da Florian sehr beschäftigt ist, möchte ich im Großen und Ganzen auch nicht stören. Das ist genau der Respekt, den ich auch für mich brauche. Ich suche meine Freundschaften ohnehin nicht in der Branche. Ich habe meine engsten Freunde, und es ist schon schwer genug, diese Freundschaften zu pflegen.
Sie sind auch sehr glücklich mit Ihrer Ehefrau Claudia. Wie hat sich Ihr Leben verändert, seit Sie sie kennen?
Wenn man sich angekommen fühlt, gibt es dem Leben eine unglaubliche Erdung und Beruhigung. Ohne Claudia wäre mein Leben viel unruhiger, hektischer und vielleicht auch nicht so gesund. Ich bin zwar viel unterwegs, aber wir finden immer Zeit füreinander. Gerade waren wir eine Woche ganz romantisch auf den Malediven. Und übers Jahr sind wir auch öfter mal in unserem Haus auf Ibiza. Claudia ist mein perfekter Gegenpol, ein Mensch, mit dem ich alt werden möchte.
Welche Träume haben Sie noch?
Mein Füllhorn an Träumen ist schon so voll mit dem, was ich alles erleben durfte. Ich wünsche mir, dass ich noch lange fit bleibe und meinen wunderbaren Beruf noch lange ausüben kann. So kann ich gut in mein neues Lebensjahrzehnt gehen.
Wie werden Sie Ihren Geburtstag feiern?
Meinen 60. Geburtstag werde ich auf jeden Fall kleiner feiern. Zu meinem 50. hatte ich 130 Gäste eingeladen. Das war eine tolle Party. Dieses Jahr habe ich für die Familie und die engsten Freunde ein Zwei-Sterne-Restaurant bei uns in der Nähe gemietet. Es gibt ein Sechs-Gänge-Menü, eine lange, schön gedeckte Tafel und dann lassen wir es uns gut gehen.
Was gehört für Sie zu einem runden Geburtstag?
Ich werde garantiert morgens beim Frühstück ein Glas Champagner trinken. Das mache ich nur zu ganz besonderen Anlässen. Mittags gibt die Stadt Koblenz einen Empfang für mich im Stadttheater. Ich bin gespannt.
Gibt es Geschenke, über die Sie sich freuen würden?
Was schenkt man einem alten Mann mit 60? (lacht) Man braucht weder den nächsten Jahrgangschampagner noch sonst ein Tüdelü. Wenn man etwas schenkt, sollte es etwas sein, das man länger hat. Dann kann man sich auch in ein paar Jahren noch an den 60. Geburtstag erinnern. Ansonsten möchte ich keine Geschenke. Ich habe alle meine Gäste gebeten, für den Kinderschutzbund zu spenden.
Was darf man Ihnen denn gar nicht schenken?
Bitte keine Krawatte oder ein Parfum. Das verschenkt man einfach nicht zu einem runden Geburtstag.
- Interview mit Thomas Anders