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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nadeshda Brennicke "Das ist total absurd"
Im April wird Nadeshda Brennicke 50 Jahre alt. Im Interview mit t-online kritisiert die Schauspielerin fehlende Rollenangebote für Frauen in ihrem Alter.
Nadeshda Brennicke wirkt am Telefon geerdet. Besonders glücklich klingt sie, als sie von Costa Rica erzählt. Dort hat sie sich ein Grundstück gekauft. Im Hinblick auf die Filmbranche erklärt die 49-jährige Schauspielerin, was sie stört und was sie sich wünscht.
t-online: Geld allein macht nicht glücklich, heißt es – das ist auch eine Botschaft Ihres jüngsten Films. Wie wichtig ist Geld für Sie?
Nadeshda Brennicke: Ich finde Geld total unsexy. Ich habe zum Beispiel selten einen Mann kennengelernt, der vermögend ist und Esprit hat. Das gilt besonders für Männer, die schnell reich geworden sind oder viel geerbt haben. Viele vermögende Herren haben meinen Weg gekreuzt – und immer wollte ich schnell wieder von ihnen weg.
Trotzdem ist Geld nicht unwichtig. Mal angenommen, Sie hätten viel davon. Was würden Sie damit machen?
Ich schenke gerne sinnvolle Dinge. Daher würde ich einen Teil des Geldes verwenden, um Menschen eine Freude zu machen.
Und welche Freude würden Sie sich selbst machen?
Ich habe mir ein kleines Grundstück in Costa Rica gekauft, auf dem ich mir gerade ein Baumhaus errichte. Da könnte ich das Geld gut gebrauchen, denn da gibt es die eine oder andere Sache, die ich gern noch hätte.
Ein Grundstück in Costa Rica? Wie kam es dazu?
Mein Onkel besitzt dort drei kleine Häuser. Ich war vor sechs Jahren zum ersten Mal dort und habe mich sofort in das Land verliebt. Costa Rica hat diesen wunderbaren Begrüßungssatz: "Pura Vida", also "pures Leben". Das sagt sehr viel aus über dieses Land. Das Leben wird gefeiert, schon bei der Begrüßung. Deshalb wollte ich da mehr Zeit verbringen. Es hat dann aber noch ein bisschen gedauert, bis ich dieses kleine Grundstück im Dschungel an der Pazifikküste gefunden und mir gekauft habe.
Um dort dauerhaft zu leben?
Nein. Das heißt nicht, dass ich auswandere. Meine Basis ist weiterhin in Deutschland und ich werde hier hoffentlich auch noch viel arbeiten. Aber ich habe mir ein kleines Paradies erschaffen, wo ich die Wintermonate verbringen kann; drei bis vier Monate im Jahr, je nachdem, wann und wie viel ich arbeite.
Planen Sie, später mal dauerhaft in Ihrem Baumhaus in Costa Rica zu leben?
Schwierige Frage. Ich habe lange auf einem Bauernhof im tiefsten Hinterland im Osten Deutschlands gelebt, den ich selbst aufgebaut habe. Da hat mir aber die Stadt gefehlt. Und Costa Rica ist zwar spannend, aber ich bin auch ein Europafan, bin gern in Spanien, Italien, in den Bergen. Costa Rica ist jetzt ein Abschnitt, ein Abenteuer. Vielleicht wird mir das im Dschungel aber auch zu anstrengend, wenn ich älter werde.
Sie feiern dieses Jahr Ihren 50. Geburtstag. Ab wann beginnt das für Sie: älter werden?
Ich spüre eigentlich gar nicht, dass ich 50 werde. Das ist total absurd. Ich fühle mich manchmal, als wäre ich 20. Ich habe immer gedacht, ich sei mit 50 schon weiser. Aber es ist schön, wie man sich heutzutage seine innere Jugend erhalten kann. Früher wurde eine Frau in dem Alter längst ans Spinnrad abgeschoben. Das war‘s dann. Es ist ein absolutes Privileg, dass man heute mit 50 Jahren nicht zum alten Eisen gehört, sondern noch fantastische Jahre vor sich hat.
Den Eindruck bekommt man in der Filmbranche aber nicht unbedingt. Da dominieren immer noch junge Frauen. Oder?
Ja, es fehlen die Rollenangebote. Das liegt an den Produzenten, die für Frauen in meinem Alter kein Programm machen wollen. Was schade ist, denn wir sind eine große Zielgruppe. Es gibt ein, zwei Kolleginnen, die dann gerade hip sind und die wenigen Rollen in der Altersklasse spielen. Man müsste da mehr entwickeln – eine Serie über Frauen um die 50 zum Beispiel. Es gibt viele Frauen in diesem Alter, die sich nicht abgeholt fühlen.
Es gibt ein, zwei Kolleginnen, die dann gerade hip sind und die wenigen Rollen in der Altersklasse spielen.
Nadeshda Brennicke
Viele stören sich aber auch daran, dass ältere Frauenrollen im Fernsehen oft gar nicht so alt aussehen.
Stimmt. Und das liegt an einer besonders absurden Entwicklung, dass Frauen, die eine 40-Jährige spielen sollen, häufig tatsächlich erst 30 sind. Die Frauen werden immer jünger besetzt. Das ist schon abartig. Da muss sich die Landschaft ändern.
Damit auch Sie beruflich davon profitieren?
Ja. Ich würde gerne noch ein paar Jahre spannende Rollen spielen, trotz meines Alters. Und vielleicht sogar in die Inge-Meysel-Fußstapfen treten. Sie hatte ihre große Karriere erst sehr spät im Leben und ist meiner Ansicht nach unvergessen.
Nadeshda Brennicke in "Zwei unter Millionen"
Der Spielfilm läuft am Freitag, 13. Januar, um 20.15 Uhr im Ersten. In der ARD-Mediathek ist er bereits verfügbar. Brennicke spielt Mona, die Freundin und Kollegin des Paketboten Henry (Oliver Mommsen), der durch einen Lottogewinn plötzlich Millionär ist. Dadurch verändert er sich. Doch Mona möchte ihren alten Kumpel zurückhaben …
Haben Sie einen Plan B, falls es irgendwann keine guten Rollenangebote mehr geben sollte?
Dann würde ich wahrscheinlich Bungalows in Costa Rica vermieten.
- Interview mit Nadeshda Brennicke
- Vorabsichtung von "Zwei unter Millionen"