"Princess Charming" Video von vermeintlichem Übergriff veröffentlicht
Bei "Princess Charming" soll es zu einem sexuellen Übergriff gekommen sein. Jetzt liegen Aufnahmen der besagten Nacht vor – und sorgen für eine erneute Diskussion.
Jo und Wiki nahmen als Kandidatinnen an der ersten Staffel der queeren Kuppelshow "Princess Charming" teil. Während der Dreharbeiten soll es zu einem Vorfall gekommen sein, den Jo vor einigen Wochen öffentlich machte. Demnach soll Wiki übergriffig geworden sein – und gab das auch zu. Alle Einzelheiten zu den vorangegangenen Geschehnissen können Sie hier nachlesen.
Jetzt, Wochen später, wendet sich die Geschichte: Wiki meldet sich auf Instagram und rudert zurück: "Die Fakten sind anders, als Jo es in die Öffentlichkeit trägt." RTL hat das Rohmaterial jener Nacht, in der der vermeintliche Übergriff stattfand, vorliegen. Auch Wiki und Jo wurde es bereitgestellt. Nach der Sichtung revidiert Wiki ihre Aussagen und erklärt: Es sei doch eine "einvernehmliche Situation" gewesen.
"Keine übergriffige Situation"
"Dass für Jo etwas ungut war, war für mich weder verbal noch nonverbal wahrnehmbar und deshalb war es für mich keine übergriffige Situation", betont Wiki jetzt im Gespräch mit dem "Spiegel".
Wiki postet das Rohmaterial der Produktion auf ihrem YouTube-Kanal, um ihre Aussagen zu stützen. In dem 25-minütigen Video sind Jo und Wiki nebeneinander im Bett zu sehen. Sie streicheln sich, küssen sich, verschränken ihre Hände ineinander und sprechen leise miteinander. "Jo und ich hatten in der Villa ein romantisches Verhältnis miteinander", schildert Wiki in ihrem Video dazu. Neben Jo zu liegen, sei demnach eine "gewohnte Situation" gewesen.
Jo bestätigt t-online, dass es nicht rein platonisch gewesen sei. "Ich kann alleine nicht darüber urteilen, ob es 'romantisch' war. Aber meine Zeit in der Villa war definitiv von diesem Verhältnis geprägt. Sie war meine erste Bezugsperson in der Villa."
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Doch warum gab Wiki zuvor ihre Schuld zu? Sie sagt, sie erinnere sich aufgrund des Alkoholkonsums nicht mehr genau an die Situation und erklärt auch: "Ich wollte mich verantwortungsvoll zeigen und nach meinen Prinzipien handeln" – sprich: vermeintlich Betroffenen Glauben zu schenken.
RTL hat die Rohaufnahmen laut "Spiegel" prüfen lassen. Ein Anwalt für Strafrecht findet wie Wiki, dass die Szenen "eindeutig für eine Einvernehmlichkeit" sprechen. Die Vorwürfe des sexuellen Übergriffs seien "nicht belegbar".
"Ich war in erster Linie fassungslos"
Jo habe befürchtet, dass Wiki das Rohmaterial veröffentlichen würde, berichtet sie t-online. "Ich wusste es jedoch nicht." Dass die intimen Szenen nun bei YouTube zugänglich sind, habe sie getroffen. "Ich war in erster Linie fassungslos", schildert sie.
Für sie sei es eine Grenzüberschreitung, dass die Veröffentlichung ohne ihr Einverständnis geschehen sei. "Ich habe den Übergriff nicht gegen ihren Willen öffentlich gemacht. Das war für mich essenziell", sagt sie. Wiki hingegen habe das Videomaterial gegen Jos Willen veröffentlicht. "Sie wusste, dass ich es nicht gesehen hatte und nicht sehen wollte", so Jo.
Später schaut Jo sich die Aufnahmen doch an und ist erleichtert. "Das Material zeigt die Situation genau so, wie ich sie erinnere." Was sie sieht ist: "Dass ich einfriere, als Wiki sich auf mich gelegt hat, dass ich mich erst wieder bewege, um sie zu beruhigen und zu beschwichtigen. Ich höre meine belegte Stimme, höre mich danach sagen, dass ich Zeit brauche. Ich sehe, dass ich meinen Kopf wegdrehe, dass ich der Situation entkommen möchte und mit geschlossenen Augen darauf warte, dass sie eingeschlafen ist, um mich wegzudrehen."
Nachdem sich Jo und Wiki öffentlich zu den Vorfällen in der Villa geäußert hatten, entbrannte eine Diskussion in den sozialen Netzwerken. Viele User solidarisierten sich mit dem vermeintlichen Opfer. Nach Veröffentlichung des Rohmaterials ist die Meinung nun gespalten. Viele halten weiterhin zu Jo, andere zweifeln den Übergriff an. Doch wer darf sich in Jos Augen überhaupt ein Urteil erlauben?
"Nicht jeder Übergriff ist für andere als solcher erkennbar"
"Ein 'Urteil' kann in diesem Sinne nur vor Gericht getroffen werden. In Deutschland gilt – anders als etwa in Schweden – nicht der Leitsatz: Nur ein Ja ist ein Ja", schildert Jo ihre Sicht. Doch weiter betont sie: "Wann meine Grenzen überschritten wurden oder eben nicht, darüber mache ich eine Aussage. Das Videomaterial von außen zu untersuchen, ist die eine Sache. Nicht jeder Übergriff ist für andere als solcher erkennbar. Die andere Sache ist, mir darauf aufbauend mein Empfinden, meine Reaktion und meine eigenen Grenzen abzusprechen."
- instagram.com: Profil von wikiriot
- instagram.com: Profil von edens_child
- youtube.com: Profil von @wikpoower
- spiegel.de: "Was geschah wirklich bei 'Princess Charming'?"
- Anfrage an Jo