Steven Gätjen über Boris Beckers Haft "Dieses Hoffen hat ihn fast kaputt gemacht"
Steven Gätjen besuchte Boris Becker im Gefängnis. Jetzt schildert der Moderator, welchen Eindruck die Tennislegende auf ihn gemacht hat.
Am morgigen Dienstag wird der aus der Haft entlassene Boris Becker bei Sat.1 Rede und Antwort stehen. In der Sondersendung "Sat.1 Spezial. Boris Becker" wird Moderator Steven Gätjen die Tennislegende um 20.15 Uhr zu den Erfahrungen im englischen Gefängnis befragen – das einzige Interview Beckers in diesem Jahr.
Interviewer Gätjen berichtet vorab, wie er Becker kurz vor dessen Haftentlassung im Gefängnis Huntercombe in der Nähe von London besucht hat, und wie er den dreifachen Wimbledon-Sieger dabei wahrgenommen habe.
"Als ich ihn im Gefängnis besuchte, hat mich ein sehr schlanker Boris Becker mit einem Lächeln im Gesicht begrüßt", erinnert sich der 50-Jährige. Im Gespräch habe der ehemalige Sportstar "erstaunlich aufgeräumt" gewirkt, aber auch emotional – vor allem, als er über die Anfangszeit im Gefängnis Wandsworth sprach.
"Er hat in dieser Zeit noch nicht mal geduscht"
"Dort sitzen ja nicht nur Menschen ein, die finanzielle Straftaten begangen haben, sondern auch Sexualstraftäter, Mörder und Menschen, die große Raubüberfälle begangen haben", weiß Gätjen. Becker war in den ersten vier Tagen allein und ohne Kontakt nach außen in seiner Zelle. Nur eine Stunde Ausgang pro Tag sei ihm gewährt worden. "Er hat in dieser Zeit noch nicht mal geduscht, weil er nicht wusste, wie und wo das dort im Gefängnis überhaupt geht." Einen Promibonus habe er nicht erhalten, das sei Becker wichtig gewesen zu betonen.
Was er hinter Gittern erlebt hat, habe Becker dazu gebracht, sich zu reflektieren. "Man muss sich bewusst machen: Boris Becker steht, seitdem er 17 Jahre alt war, im Rampenlicht. Und dann ist er plötzlich eingesperrt, kann nicht rausgehen, bekommt nur zweimal im Monat Besuch, ist gezwungen, sich in ein striktes Gefängnissystem einzufügen. Ich hatte auf jeden Fall den Eindruck, dass ihn diese Erfahrung wirklich mitgenommen hat", so Gätjen.
Dass er vorzeitig entlassen werden würde, habe Becker geahnt, sicher sei er sich aber nicht gewesen. "Und dieses Gefühl, dieses Hoffen, habe ihn fast kaputt gemacht, sagte er. Er hat sich dauernd darum bemüht, dass er nicht negativ auffällt, dass er sich benimmt", schildert der Reporter. Er gehe davon aus, dass Becker nach seiner Freilassung nun gewillt sei, "aufzuräumen und viele Dinge klarzustellen".
- Mit Material der Nachrichtenagentur spot on news
- Pressemitteilung von Sat.1