Die Sechziger, Nacktheit und Orgien Iris Berben über Karrierestart: "Wir waren sehr körperlich"
Die Schauspielerin ging auf eine Klosterschule, bevor sie in den Sechzigerjahren nach München zog. Dort tauchte Iris Berben in eine völlig neue Welt ein.
Seit fast 60 Jahren steht sie vor der Kamera und zählt heute zu den erfolgreichsten Filmstars Deutschlands. Zu Beginn ihrer Karriere wurde Iris Berben jedoch überwiegend "als hübsches Mädchen besetzt", erzählt sie der "Welt am Sonntag" in einem neuen Interview. Ein Problem habe sie damals nicht damit gehabt, denn es sei "ein guter Türöffner" gewesen. Es habe sie sogar angetrieben, "zu beweisen, dass ich mehr als Attraktivität zu bieten hatte", so die Schauspielerin, die vor wenigen Tagen ihren 72. Geburtstag feierte.
Es sei "schön, als attraktiv wahrgenommen zu werden" – zumindest, "wenn man nicht darauf reduziert wird", findet sie auch heute noch. In den Sechzigerjahren sei es eine ganz andere Welt gewesen. Auch für sie. Iris Berben zog 1968 von Hamburg nach München. "Ich war extrem schüchtern durch meine Erziehung in der Klosterschule", blickt sie zurück. Sex sei für viele ein "schambesetztes Thema", Nacktheit im Elternhaus "oft tabu" gewesen.
"Orgien habe ich nie erlebt"
Ein Erlebnis von damals sei ihr besonders in Erinnerung geblieben: "Einmal standen 'lebende' Litfaßsäulen auf der Leopoldstraße, darunter waren Mädchen. Man konnte seine Hände in eine Öffnung stecken und ihre Brüste berühren. Ich war fassungslos, aber wir fanden das gar nicht diskriminierend." Vielmehr sei es "die pure Provokation im Kontext einer völlig anderen Zeit" gewesen, "gegen jede Form der Spießigkeit".
Sie habe sich schnell in das neue Leben eingefunden. "Wir hatten Gefallen an der Freizügigkeit damals. Wir sind locker miteinander umgegangen und wollten den Konservativen eine lange Nase zeigen", so Iris Berben. "Wir waren sehr körperlich alle", betont sie, verrät aber auch: "Orgien habe ich nie erlebt".
Mit Blick auf die #MeToo-Debatte der vergangenen Jahre, sei es "natürlich richtig und extrem wichtig, dass wir die Diskussion heute führen", so die Schauspielerin. "Aber vieles, was man heute als übergriffig ansieht, wurde damals gar nicht so empfunden. Es wurde einem hinterhergepfiffen, und man sah es als Kompliment."
- Welt am Sonntag
- Nachrichtenagentur spot on news