"Wir sind wütend" Königshaus zensiert das Staatsbegräbnis der Queen
Die Royals lassen bestimmte Szenen der Beerdigung streichen. Hintergrund ist eine Vereinbarung mit den britischen Medien – die für Unmut sorgt.
Ein Millionen-Publikum verfolgte das Staatsbegräbnis von Queen Elizabeth II., ein Teil direkt in London, der Rest vor den heimischen Bildschirmen. Die britische Presse durfte die Royal Family an diesem Tag mit den Kameras begleiten, war bei der Prozession sowie der Trauerfeier in der Westminster Abbey und auf Schloss Windsor dabei.
Nun sollen aber bestimmte Szenen der Aufzeichnungen für die Öffentlichkeit gestrichen werden. Hintergrund ist eine Vereinbarung zwischen dem Königshaus und den Sendern BBC, ITV News und Sky News. Demnach hat der Hof das Recht, Ausschnitte entfernen zu lassen.
Der Palast hat die Kontrolle über die Aufnahmen
Wie der "Guardian" berichtet, haben Mitarbeiter der Krone bereits während des Events über den Nachrichtendienst WhatsApp Szenen geschickt, die gestrichen werden sollen. Am Ende sollen es nun fünf kurze Clips sein, in denen angeblich auch Familienmitglieder zu sehen sind. Auch soll ein Moment darunter sein, in dem ein Mann in der Westminster Hall auf den Sarg der Queen zustürzt.
Zudem hatten die Nachrichtensender bis zum Montag dieser Woche Zeit gehabt, einen 60-minütigen-Clip zusammenzustellen, mit Szenen, die sie gerne nutzen würden. Diese müssten aber durch den Palast genehmigt werden. Alle weiteren Ausschnitte darüber hinaus müssten in Zukunft ebenfalls abgesprochen werden. Dies geht aus einem weiteren Bericht des Mediums hervor.
Vorab war auch Teil des Deals, dass die Clips "feierlich und würdevoll" gestaltet werden sollten. Zudem dürfte das Material nur in Nachrichtensendungen, nicht jedoch in Unterhaltungsformaten benutzt werden. Auch für soziale Netzwerke gibt es Einschränkungen, so etwa ein Verbot für die Videoplattform TikTok.
Es ist nicht unüblich, dass sich die Familie von verstorbenen Prominenten an die Medien wendet und um eine respektvolle Berichterstattung der Beerdigung bittet. Allerdings sei es ungewöhnlich, dass ein nachträgliches Veto gegen Aufnahmen eingereicht wird.
Der Deal mit dem Hof ruft laut dem Medium Missbehagen bei beteiligten Journalisten aus, was auf die anhaltenden Spannungen innerhalb der britischen Medien zurückzuführen ist. Diese sind durch den Spagat zwischen der Würdigung einer wichtigen nationalen Persönlichkeit und der Beeinflussung der Berichterstattung durch die Königsfamilie entstanden.
"Wir sind wütend"
"Wir sind wütend darüber, dass sie versuchen, die Art und Weise einzuschränken, wie die Menschen traurige, aber wichtige historische Ereignisse nacherleben können", macht ein Journalist seinem Ärger über den Eingriff Luft. Der Palast habe den Deal darin erklärt, dass man die Royal Family durch die Aufnahmen nicht in ihrer persönlichen Trauer stören wolle. Nun jedoch gehe es vielmehr darum, wer die Darstellung des Todes der Königin kontrolliert.
Auch habe man laut "Guardian" Bedenken, dass der Hof sein Veto-Recht nutzen werde, um unangenehme Momente zu streichen. So etwa König Charles III. irritierende Reaktion auf Schreibutensilien, als er zum Monarchen ernannt wurde. Ebenso Mike Tindall, der in der Westminster Hall auf seine Armbanduhr schaute, während vor ihm der Sarg der Queen aufgebahrt wurde.
- theguardian.com: "Royal family given veto on use of footage of Queen’s funeral" (englisch)
- the guardian.com: "UK broadcasters battle monarchy over control of Queen’s memorial footage" (englisch)