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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Briten über Herzogin Meghan "Das war ein großer Fehler von ihr"
Meghan genießt bei den Briten nicht den besten Ruf. Ist sie wirklich so verhasst? Unsere Reporterin hat in London Stimmen gesammelt und erstaunliche Antworten erhalten.
Prinz Harry hält sich nach dem Tod seiner Großmutter in London auf – gemeinsam mit seiner Frau Meghan. Am Samstag präsentierte sich das Paar schließlich mit Prinz William und Herzogin Kate vor den Toren von Schloss Windsor. Eine ungewöhnliche Konstellation. Die vier traten nach längerer Zeit der Distanz wieder als Einheit auf, betrachteten gemeinsam die unzähligen Blumensträuße und begrüßten die Menschen an den Absperrungen.
Videos halten fest, wie sich Meghan und eine junge Frau innig umarmen. Auch in anderen Gesichtern ist große Freude zu sehen, als sich die ehemalige "Suits"-Darstellerin wieder dem britischen Volk zeigt.
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Die Aufnahmen machen aber auch stutzig. Schließlich soll die zweifache Mutter bei den Briten doch überhaupt nicht beliebt sein. Zumindest wurde sie in den vergangenen Jahren in britischen Zeitungen meist nur kritisiert und als Unruhestifterin dargestellt. Mittlerweile kann sie keinen Schritt mehr machen, ohne Gegenwind zu kassieren.
Also, wie denken die Briten nun wirklich über Herzogin Meghan? t-online hört sich direkt vor den Toren von Schloss Windsor um. Dort reißt auch wenige Tage nach dem Tod der Queen der Strom an Trauernden nicht ab, die Blumen niederlegen wollen.
"Eine großartige Narzisstin"
Links und rechts der langen Auffahrt sitzen Menschen im Schatten der Bäume auf der Wiese; auch Jeff, der die Ehepaare einen Tag zuvor live gesehen hat. Seine Meinung von Harrys Frau ist unmissverständlich: "Meghan ist eine großartige Narzisstin. Ihr ganzes Benehmen zeigt Anzeichen von Narzissmus." Immer drehe sich alles nur um sie. Harry sei dadurch "irgendwie in der Partnerschaft verloren. Was schade für ihn ist, er sollte sein Schicksal selbst wählen."
Auch dass sie ihre Tochter Lilibet nach der Königin benannt hat, kritisiert er. Sie habe dies zu einer Zeit getan, als sie mit der Familie "zerstritten waren, nur um wieder die Aufmerksamkeit zu haben". Ob Meghan die richtige Frau für Harry sei, wisse er jedoch nicht. "Vielleicht gehört er zu jenen Leuten, die zu einem Narzissten passen." Meghan würde in Jeffs Augen auf jeden Fall bei ihm bleiben, solange sie von der Verbindung "profitiere".
"Sie muss von nun an ihren Mund halten"
Auf einer steinernen Bank sitzt Jenny. Die dreifache Mutter lebt direkt um die Ecke von Schloss Windsor. "Es ist wunderbar, die beiden Brüder nach all diesem Unsinn wieder zusammen zu sehen. Ob es anhält oder nicht, das weiß man nicht", erzählt sie t-online.
Ihr sei bewusst, dass Meghan am Hof für viel Ärger und Trubel gesorgt habe. "Sie hat die Royal Family beschädigt – oder es versucht. Auch mit dem Interview", erklärt sie und bezieht sich auf das viel diskutierte TV-Gespräch mit Moderatorin Oprah Winfrey. Meghan hatte der Familie ihres Ehemannes unter anderem Rassismus vorgeworfen. "Das war abscheulich", sagt Jenny zu Meghans Vorwürfen, gegen die sich der Hof schließlich in einer Mitteilung auch wehrte. "Sie muss von nun an ihren Mund halten. Oder nur noch Nettes sagen." Dieser Auftritt und diese Anschuldigung seien auch ein Grund, warum sich viele Menschen gegen die Schauspielerin gewandt haben. "Ab da habe ich niemanden mehr getroffen, der sie noch mag – leider."
Auch an die Wahrheit sollte sich die US-Amerikanerin halten. "Das ist das, was die Öffentlichkeit nicht mag. Das Lügen", sagt Jenny und bezieht sich dabei auf Meghans Behauptung, dass sie früher gar nicht gewusst habe, wer Prinz Harry sei. Später kam allerdings heraus, dass sie mit 15 Jahren schon vor dem Buckingham Palace gesessen und gesagt habe: "Eines Tages werde ich da drin sein."
Ein weiteres Problem sehe Jenny darin, dass Meghan stets die Aufmerksamkeit suche. "Sie hielt diese Rede in Manchester irgendwo – die Presse hatte es aufgegriffen –, da hat sie in einer halben Stunde 45 Mal über sich gesprochen", erinnert sie sich.
Doch die Britin hat die Hoffnung nicht verloren, dass sich Meghans Stellung beim Volk ändern könnte. "Die Öffentlichkeit in England ist nicht nachtragend, sie hat eine versöhnliche Art. Aber nur, wenn sie aufhört, mit der Presse zu sprechen. Das war ein großer Fehler von ihr." Mit ihrem Auftritt am Samstag könnte Meghan einen Schritt in die richtige Richtung getan haben. "Nachdem Harry und Meghan da rausgekommen sind und mit uns gesprochen haben, könnte sich die Meinung der Menschen ändern. Weil sie sich bemüht hat. Viele Menschen haben früher immer gesagt, dass sie uns Briten nie wirklich kennenlernen wollte."
An Meghans Liebe zu Harry zweifle sie nicht, gibt aber in dem Gespräch zu: "Als sie geheiratet haben, kam ich aus meinem Haus und kam hier den Weg entlang und meine direkte Reaktion war: 'Das wird niemals halten.' Aber jetzt haben sie Kinder, deswegen könnte es auch anders sein. Ich denke nicht, dass er jemals seine Kinder verlassen wird."
"Sie haben sich angemessen verhalten"
Paul aus London ist der Meinung, dass Meghan viel dazu beigetragen habe, dass Harry den Kreis seiner Familie verlässt. "Sie muss ein großer Einfluss gewesen sein. Auch dass sie nun in ihrer Heimat leben, spricht dafür, dass sie starken Einfluss hatte." Diesen Schritt, sich von der Royal Family zu distanzieren, hätten ihnen viele Briten übelgenommen.
Die beiden gemeinsam mit William und Kate zu sehen, war auch für ihn sehr schön. "Sie haben sich angemessen verhalten", resümiert er über ihren Aufritt in Windsor. Ob das der erste Schritt für eine Versöhnung ist, sei allerdings schwer zu sagen. "Wir werden es sehen, aber ich habe meine Zweifel." Trotzdem würden sich viele in seinen Augen eine Rückkehr des Prinzen wünschen, da sie erkannt hätten, dass er ein "vernünftiger" und "bodenständiger" Mensch sei.
"Geh einfach und leb dein Leben"
Marc und Carry, die t-online bereits einen Tag zuvor am Buckingham-Palast trifft, sind ebenfalls nicht angetan von dem Verhalten der 41-Jährigen. "Wenn sie mit der ganzen Familie nichts zu tun haben will: Dann komm nicht zurück und lass all diese Kommentare ab. Dann geh einfach und leb dein Leben", finden sie. Dass sie immer wieder über die Royal Family herziehe, bringe Harry nur dazu, sein eigenes Land immer mehr zu hassen – "und dann gewinnt sie", befürchtet das Paar aus Surrey.
"Das ist das Wichtigste"
t-online begegnet aber auch Menschen, die betonen, nicht wirklich eine Meinung zur Causa Meghan zu haben. John und Victoria sind diesbezüglich neutral, auch wenn sie den Unmut vieler Menschen über Meghan durchaus verstehen können. Ihnen gehe es aber vielmehr darum, dass es Prinz Harry und der restlichen Familie gut gehe. "Meghan liebt offensichtlich Harry, Harry liebt sie offensichtlich. Sie sind glücklich und das ist das Wichtigste."
Über die Wiedervereinigung nach dem Tod der Queen freuen auch sie sich. "Es ist schön, Harry wieder in seiner Heimat zu sehen." Meghan und ihre beiden gemeinsamen Kinder würden sie auch jederzeit mit offenen Armen empfangen. "Aber das ist ihre Entscheidung. Wenn ihr Platz irgendwo anders auf der Welt ist, dann ist das so." In Erinnerung an die Queen wäre es schön, wenn die Brüder wieder zueinanderfinden würden, "aber es kommt darauf an, wie groß die Schlucht zwischen ihnen ist", lassen auch sie ihre Zweifel durchblicken.
Wenige Menschen denken so wie John und Victoria. Ein Großteil verurteilt Meghan für ihr Verhalten, nachdem sie Teil der Royal Family wurde. Ein Paar winkt sogar ein Gespräch ab, man wolle lieber nichts über Meghan sagen, denn das wäre nichts Gutes. In seinem Bekanntenkreis würden 90 Prozent kein gutes Urteil über die US-Amerikanerin fällen. Jenny ihrerseits will den Glauben aber nicht aufgeben, dass sich dieses Blatt wenden kann: "Vielleicht wird es sich ändern. Ich hoffe es."
- Gespräche mit Menschen vor Schloss Windsor und am Buckingham-Palace
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