Oscar-Favoriten So sehen "Mr. und Mrs. Oscar" aus
Selbst wer keinen einzigen der Oscar-Favoriten gesehen hat, könnte eine ziemlich treffsichere Prognose abgeben, wie der von der Academy geehrte "Beste Hauptdarsteller" aussieht. Denn die Academy folgt einem immer gleichen Schema: So bastelt man sich den perfekten Oscar-Gewinner.
"Mister Oscar" - so sieht er aus
Es gibt Erfahrungswerte aus den bisherigen 85 Verleihungen. Der "Kultur Spiegel" hat sich daraus einen Muster-Preisträger gebastelt. So sieht "Mister Oscar" aus: Der 44jährige US-Amerikaner ist 1,77 Meter groß, weiß, hat dunkelbraunes Haar, braune Augen und spielt in einem Liebesfilm mit.
Pech für Leonardo DiCaprio. Denn das erklärt, warum der Dauer-Favorit doch immer leer ausgeht: falsche Haarfarbe, mit 1,83 Meter etwas zu groß, mit 40 Jahren etwas zu jung, die Haare zu blond, die Augen zu blau ...
Ausreißer Christoph Waltz
Wie konnte eigentlich der Österreicher Christoph Waltz letztes Jahr die Trophäe erringen? Inzwischen 57 Jahre, 1,70 Meter groß, grau-grüne Augen und die Haare irgendwo zwischen grau und dunkelblond.
Das weibliche Pendant dagegen spielt noch häufiger in einem Liebesfilm mit, ist 36, ebenfalls überdurchschnittlich groß und weiß, hat blaue Augen und mittelblondes Haar.
Ungleiche Rekordhalterinnen: Meryl Streep und Katherine Hepburn
Seltsam, dass die beiden bisherigen Rekordhalterinnen Katherine Hepburn (vier Oscars) und Meryl Streep (drei Oscars) sich so gar nicht ähneln. Aber nach dieser Durchschnittsbeschreibung hätte Streep gute Aussichten auf ein viertes Mal, schließlich wird ihre Rolle in "Im August in Osage County" als Favorit gehandelt.
Von ihr heißt es scherzhaft: Sie muss gar nicht in einem Film mitspielen und wird trotzdem jedes Jahr nominiert - 18 mal war das immerhin schon der Fall.
Wer macht das Rennen bei den Männern? Christian Bale (American Hustle), 40 Jahre, braune Augen, braune Haare, 1,83 Meter groß, liegt gut im Schnitt.
Würde der heiße Favorit "12 Years a Slave" einen Goldjungen erringen, wäre das tatsächlich historisch: Zwar ist Rassismus nicht das erste Mal Thema eines Oscar-Gewinners, aber Steve McQueen wäre dann der erste schwarze Regisseur unter den Preisträgern.
Das beeinflusst die Academy
Das Beuteschema der rund 6000 Academy-Mitglieder lässt sich allerdings auch lenken und beeinflussen. Das aber kostet viel Geld, braucht starkes Durchhaltevermögen und die diplomatische Fähigkeit zur Eigenvermarktung. Ach ja, Talent darf auch ein bisschen dabei sein.
Und das ist die Zielgruppe der Eigenvermarktungsstrategie: Die Zusammensetzung der Academy ist nicht wirklich überraschend. Überwiegend männlich, überwiegend älter (über 60) und überwiegend weiß.
Man könnte natürlich auch auf den Goldjungen verzichten. Das hat bisher nur einer, nämlich Marlon Brando über das Herz gebracht: Er hat 1973 die Oscar-Verleihung zur Protestaktion gemacht und auf die unterdrückten Bürgerrechte der amerikanischen Ureinwohner aufmerksam gemacht.