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Schlagerduo Fantasy: "Die Enttäuschung über Dieter Bohlen war groß"


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Schlagerduo Fantasy
"Die Enttäuschung über Dieter Bohlen war groß"

InterviewVon Imke Gerriets

04.09.2019Lesedauer: 6 Min.
Fantasy und Dieter Bohlen: Die Sänger Fredi Malinowski (l.) und Martin Hein arbeiteten 2016 mit Dieter Bohlen für das Album "Freudensprünge" zusammen. Rückblickend würden sie das nicht noch mal machen.Vergrößern des Bildes
Fantasy und Dieter Bohlen: Die Sänger Fredi Malinowski (l.) und Martin Hein arbeiteten 2016 mit Dieter Bohlen für das Album "Freudensprünge" zusammen. Rückblickend würden sie das nicht noch mal machen. (Quelle: Sandra Ludewig/ imago/ Collage t-online.de)

Für Martin Hein und Fredi Malinowski von Fantasy ging 2016 ein Traum in Erfüllung: Poptitan Dieter Bohlen produzierte ihr Album. Im t-online.de-Interview erzählen sie, warum sie es nie wieder hören wollen.

Seit 1997 stehen Martin Hein und Fredi Malinowski gemeinsam als Schlagerduo Fantasy auf der Bühne. Doch erst zwölf Jahre später landeten sie mit ihrer Musik in den Charts. An dieses besondere Ereignis erinnern sich die beiden noch heute gerne zurück. 2014 eroberten sie mit "Eine Nacht im Paradies" sogar die Spitze der Charts. Zwei Jahre später sollte sich der Erfolg fortsetzen: Erfolgsgarant Dieter Bohlen produzierte das Album "Freudensprünge". Die Sänger kletterten wieder auf Platz eins.

Im Interview mit t-online.de erzählen die Schlagerkünstler, warum sie heute nicht mehr mit dem Poptitan zusammenarbeiten würden, was ihr schlimmstes Erlebnis war und warum sie arrogant werden mussten, um ernst genommen zu werden.

t-online.de: In Ihrem neuen Album verarbeiten Sie besonders persönliche Erlebnisse, die Sie geprägt haben. Was sind das für welche?

Martin Hein: Der Song "Du hast ihre Augen" ist uns extrem ans Herz gewachsen, weil er von einem Scheidungskind handelt. Wir sind beide Väter und hatten beide nicht das Glück, unsere Ehen fortführen zu können. Somit finden wir das Schicksal, von dem wir singen, sehr traurig.

Fredi Malinowski: Das Lied "In deinem Zimmer brennt noch Licht" ist eine Ballade, die sehr nach dem "Tatort" klingt. Das kommt durch die mystischen Elemente. Martin und ich sind sehr glücklich mit dem Lied, weil wir große Fans der Krimireihe sind. Wir lieben den "Tatort". Vielleicht findet der Produzent Gefallen an der Nummer und verwendet den Song.

Seit 22 Jahren stehen Sie gemeinsam auf der Bühne. Was war Ihr schönster und was Ihr schlimmster Moment?

Fredi Malinowski: Die schrecklichste Erfahrung hatten wir zu Beginn unserer Karriere. Wir waren bei einer Schlagertournee in der Grugahalle in Essen gebucht. Das erste Mal hatten wir einen Auftritt vor über 10.000 Menschen. Dann ist plötzlich unser Playback ausgegangen. Wir waren völlig überfordert. Zum Glück haben wir schnell die Kurve bekommen und a cappella weitergesungen. Das war ganz schlimm und fürchterlich peinlich für uns.

Martin Hein: Das war unser Testauftritt für einen großen Veranstalter, der geschaut hat, ob wir überhaupt reif dafür sind. Und dann ist so eine Panne im ersten Jahr unserer Band passiert. Es gibt aber auch schöne Momente: Wir wollten beispielsweise immer ein Album aufnehmen und vor vielen Jahren war es dann so weit. Damit ist für uns ein Traum in Erfüllung gegangen. Jetzt bringen wir schon die zehnte Platte raus. Wir wurden mit Gold und Platin überhäuft und waren in den Charts auf Platz eins. Das fünfte Jahr in Folge sind wir auf Tournee. Nächstes Jahr folgt die Arena-Tour. Wir haben uns noch nie gestritten. Wir nerven uns höchstens einmal.

Fredi Malinowski: Wir sind beide immer noch total in love. Alle Momente, die wir gemeinsam erleben, sind besonders und einzigartig. Für mich war das Schönste in unserer musikalischen Laufbahn, als das Album auf Platz eins gegangen ist. Wir haben nie damit gerechnet, dass wir irgendwann die Spitze der Charts erobern.

Sie haben über eine Million Tonträger verkauft, wurden fünfmal mit Gold und zweimal mit Platin ausgezeichnet. Was kann noch kommen?

Martin Hein: Wir warten auf Doppel-Platin.

Fredi Malinowski: Unsere Musik machen wir nicht, um Auszeichnungen zu erhalten. In erster Linie geht es darum, dass wir sehr viel Spaß bei unserer Arbeit haben. Es ist immer schön, wenn wir auf Tour sind und in die fröhlichen Gesichter unserer Fans schauen. Wenn sie unsere Lieder laut mitsingen und Spaß haben, berührt uns das. Preise sind natürlich toll, aber die sind nicht wichtig. Wir würden gerne unsere eigene Musikshow haben mit Sketchen und verschiedenen Gästen. Die soll so sein wie die "Plattenküche", die in den Siebzigerjahren von Helga Feddersen und Frank Zander moderiert wurde. Bis jetzt ist noch nichts in Planung. Die Produzenten mögen uns anscheinend nicht.

2014 haben Sie mit dem Album "Eine Nacht im Paradies" geschafft, die Spitze der Charts zu erklimmen. Sie wurden mit Platin ausgezeichnet. Sind Sie zu diesem Zeitpunkt endgültig am Schlagerolymp angelangt?

Fredi Malinowski: Die Menschen haben uns oft verkannt – auch wenn wir auf Platz eins gelandet sind. Die Menschen haben sich lustig über uns gemacht. Den anderen mussten wir beweisen, dass wir noch was anderes können, als schön auszusehen. Platz eins in den Charts hat nicht gereicht, um akzeptiert zu werden. Wir mussten noch hartnäckiger sein und uns in Fernsehsendungen präsentieren. Wir mussten beweisen, dass wir nicht die lustigen Vögel sind, sondern auch tiefgründige Künstler. Seitdem wir arrogant geworden sind, nehmen uns die Menschen ernst. Wenn du im TV bist, kannst du nicht immer das machen, was die Fernsehmacher wollen. Das fängt schon bei der Kleidung an, die wir anziehen sollen.

Martin Hein: Es geht vor allem um ein selbstbewusstes Auftreten, das wir uns aneignen mussten. Früher haben wir mehr mit uns machen lassen.

2016 hat Dieter Bohlen Ihr Album produziert. Sie sagen, dass damit ein langjähriger Traum in Erfüllung gegangen ist. Warum?

Fredi Malinowski: Martin und ich waren immer Modern-Talking-Fans. Als ich 15 Jahre alt war, habe ich mir immer gewünscht, auch mal eine Platte aufzunehmen. Die Enttäuschung über Dieter Bohlen war groß, als wir ihn getroffen haben. Wir würden nicht noch mal mit Dieter zusammenarbeiten. Mir hat seine Songauswahl überhaupt nicht gefallen. Als wir im Studio waren, haben wir gemerkt, dass die Lieder am Ende ganz anders geklungen haben. Mit dem Album war ich komplett unglücklich. Trotzdem war es sehr erfolgreich und ist auf Platz eins gelandet. Ich habe das Album nie wieder gehört, weil ich so enttäuscht war.

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Martin Hein: Mir ging es genauso. Im Studio waren wir nicht entspannt, weil wir so viel Respekt vor Dieters Erfolgen hatten. Von ganz vielen Fans haben wir nach der Zusammenarbeit ein schlechtes Feedback bekommen. Nur wenn die Songs aus unserer Feder sind, haben sie den Fantasy-Style.

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Die Hälfte der Künstler in den aktuellen Top-10-Charts singt Deutsch. Wie erklären Sie sich, dass heute weniger deutsche Musiker auf Englisch singen?

Fredi Malinowski: Ich finde es lustig, dass Menschen, die vorher auf Englisch gesungen oder gerappt haben, jetzt Schlager machen. Die Musiker sagen, dass sie Schlager schon immer toll fanden und gehört haben. Das stimmt nicht. Die Menschen sollen bei der Wahrheit bleiben und sich selber treu sein. Die Künstler fanden Schlager gar nicht gut. Weil das jetzt funktioniert, wollen sie plötzlich alle Schlager machen.

Martin Hein: Viele Fans spüren, ob man Schlager aus Leidenschaft und aus tiefstem Herzen macht. Die meisten Künstler springen einfach auf das fahrende Schiff auf, um mehr Geld zu verdienen. Früher oder später kristallisiert sich heraus, wer es wirklich ernst meint.

Die Konkurrenz in der Schlagerwelt ist groß. Wie gehen Sie damit um?

Fredi Malinowski: Wir tragen Scheuklappen und gehen unseren Weg. Ich beobachte nicht, ob uns jemand gefährlich werden kann. Das ist mir viel zu anstrengend. Meine Energie stecke ich lieber in unsere Musik.

Der Schlager präsentiert sich sexyer denn je. Kürzlich wurde über Helene Fischers Latex-Outfit diskutiert. Was denken Sie darüber?

Fredi Malinowski: Ich finde die Aufregung um Helenes Outfit lächerlich. Ich habe kroatische Wurzeln und dort ist es so, dass die Sängerinnen absolut freizügig und sexy sind. Unsere deutschsprachigen Sängerinnen sind dagegen lächerlich. Wenn Menschen sich darüber echauffieren, dass Helene im schwarz-roten Latex-Mini durch die Gegend turnt, dann kann ich nur sagen, dass das völliger Schwachsinn ist. Menschen, die sich in der Öffentlichkeit darüber aufregen, sind diejenigen, die die Aufmerksamkeit auf sich lenken wollen und sich Publicity erhoffen. So was kann ich nicht ernst nehmen. Die sind doch nicht ganz dicht.

Martin Hein: Der Schlager ist wieder so beliebt, weil er viel moderner ist. In der heutigen Zeit können wir nicht verlangen, dass alle Männer Anzüge tragen und Frauen zugeknöpfte Kleider. Die Musik entwickelt sich genauso weiter wie die Künstler. Wem das nicht passt, der soll wegschauen.


Wo sehen wir Sie als Nächstes?

Fredi Malinowski: Wir machen erstmal eine Tourpause – nach vier Jahren haben wir uns die verdient. Wir wollen, dass unsere Fans sich erholen können und wieder fit sind. Nächstes Jahr im Herbst geht es wieder los. Dennoch sieht man uns in nächster Zeit auf Schlagerfestivals.

Am 6. September erscheint das zehnte Album von Fantasy mit dem Titel "Casanova".

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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