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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Marius Müller-Westernhagen Unplugged-Konzerte begeistern

Im Sitzen und ohne elektronische Hilfe, das sind zwei der Regeln für das Format „MTV Unplugged“. Und nachdem Marius Müller-Westernhagen dem jahrelangen Werben von MTV endlich nachgegeben hat, ist er jetzt mit eben diesem Format auf Konzertreise durch Deutschland. Wir durften in der annähernd ausverkauften Mannheimer SAP-Arena dabei sein und uns davon überzeugen, dass es der Altmeister immer noch drauf hat.
Fast pünktlich um 20:15 Uhr begann die Veranstaltung, dem Format entsprechend reduziert auf das Wesentliche. Keine Vorgruppe, keine übermäßige Bühneninszenierung und eine voll bestuhlte Arena zeugten davon, worum es an diesem Abend gehen sollte: Musik von Westernhagen und seiner 12-köpfigen Band für sein Publikum. Auch von dem Gebrauch von Handys wurde an diesem Abend abgeraten – keine Ablenkung, nur die Band und das Publikum. Natürlich bildeten die Songs des im Oktober letzten Jahres erschienen „Westernhagen MTV-Uplugged“-Albums das Gerüst für den Abend. Dazu gesellten sich dann, ganz unverhofft, auch Songs wie „Hass Mich Oder Lieb Mich“, „Fertig“ oder „Unter Meinem Fingernagel“, die nicht auf eben diesem Album zu finden sind.
Schwer war es dann aber doch, auf den Stühlen sitzen zu bleiben, als Westernhagen den Abend mit den Krachern „Geiler Is Schon“ und „Mit Pfefferminz“ einleitete. Die Regeln aufweichend, lud MMW dann kurz darauf sein Publikum ein, doch gerne auf zu stehen, zu tanzen oder auch nach vorne vor die Bühne zu kommen. Und nun nahm das Konzert Fahrt auf. Spätestens bei „Alphatier“ hielt es dann den Sänger selbst auch nicht mehr auf seinem Stuhl und er stolzierte in gewohnter Manier über die Bühne. Schön das Duett „Luft Um Zu Atmen“ mit seiner Frau Lindiwe Suttle oder die deutsche Version von David Bowie`s "Heroes". Und als im Anschluss an den Klassiker „Mit 18“ die Publikumsgesänge nicht enden wollten, stimmte die Band spontan tatsächlich die eben besungene „Rolling Stones-Kopie“ an – in diesem Fall war es der Titel „Honky Tonk Woman“. Insgesamt 25 Titel gaben Westernhagen und Band an diesem Abend zum Besten und entließen nach der zweiten Zugabe ein glückliches Auditorium mit „Freiheit“ nach Hause.
Wenn es das Format „MTV Unplugged“ nicht bereits gäbe, man hätte es für Westernhagen erfinden müssen. Der sich immer weiter entwickelnde Künstler hatte so die Möglichkeit, zurück zu seinen Wurzeln zu kommen und gemeinsam mit seinen Fans ein überaus gelungenes „Best Of“ zu zelebrieren. Dabei zeigte sich der oft als „unnahbar“ scheinende Musiker Marius Müller-Westernhagen publikumsnah und spielfreudig, wie wir ihn noch nicht erlebt haben. Ein Kreis scheint geschlossen und Publikum und Künstler sind glücklich vereint. Und genauso fühlte sich der Abend auch an. Steht ihm gut, diese neue Entspanntheit, und macht ihn über alle Maßen sympathisch, den Herrn Westernhagen.