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Depeche Mode: Ihr neues Album – alles nur geklaut?


Schon gehört?
Neues Album von Depeche Mode – alles nur geklaut?

MeinungEine Kolumne von t-online, Seb

Aktualisiert am 30.03.2023Lesedauer: 5 Min.
Martin Gore und Dave Gahan: Nach dem Tod von Andy Fletcher führen sie Depeche Mode als Duo fort.Vergrößern des Bildes
Martin Gore und Dave Gahan: Nach dem Tod von Andy Fletcher führen sie Depeche Mode als Duo fort. (Quelle: Anton Corbijn/Sony Music/dpa)
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t-online hat offene Ohren für die wichtigsten Alben der Woche und gibt Ihnen Musiktipps. Diese Woche mit den Comebacks von Depeche Mode und Fall Out Boy.

Wenn Sie mal wieder richtig Lust auf neue Sounds haben, Ihnen aber die Zeit fehlt, sich durch die Veröffentlichungen der Woche zu hören, stimmt t-online Sie mit der Rubrik "Schon gehört?" ein.

Depeche Mode – Memento Mori

Es muss das wohl schwerste Album in der über 40-jährigen Karriere von Depeche Mode gewesen sein: Dave Gahan und Martin Gore mussten den Tod ihres langjährigen Weggefährten Andy Fletcher verkraften. Vielleicht auch daher der Titel des 15. Studioalbums "Memento Mori", ein lateinischer Ausspruch, der an die eigene Sterblichkeit erinnern soll.

Depeche Mode waren eigentlich maximal zu "People are People" eine halbwegs lebensbejahende Band. Ihre großen Hits wie "Enjoy the Silence", "Black Celebration", "Walking in My Shoes", "Never Let Me Down Again" oder "Stripped" waren schon seit jeher im tristen Bereich der Popmusik angesiedelt. Man kann den neuen Tracks nicht attestieren, dass sie besonders düster oder traurig ausgefallen wären. Was man jedoch leicht feststellen kann: Depeche Mode haben ihren Biss wieder.

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Was waren die letzten zwei, drei Alben für austauschbare Werke zwischen Synth-Pop und Gefälligkeit – Radio-Pop mit etwas zu viel Eyeliner im besten Fall! Es wurde, wie die Engländer zu sagen pflegen, "more of the same" gemacht. Zugegeben: Auch auf "Memento Mori" erfindet das Synth-Pop-Duo das Rad nicht neu.

Was ich auf den letzten LPs vermisst habe, waren die Ohrwürmer. Der zurückhaltende Opener "My Cosmos is Mine" ist zwar keiner, aber danach punkten starke Songs wie "Wagging Tongue", "Ghosts Again", "My Favourite Stranger" oder "Never Let Me Go". Doch gerade in den besten Momenten des Albums denkt man sich: "Moment, das klingt doch nach Kraftwerk!"

Die Ähnlichkeit mancher Sounds ist nicht von der Hand zu weisen. Die Keyboards von "Wagging Tongue" erinnern sehr an die des Kraftwerk-Hits "Autobahn". Auch das spätere "Caroline's Monkey" ist sehr stark an die "Techno Pop"-Phase der Düsseldorfer Electro-Pioniere angelehnt. Und "People are Good" erst: Der repetitiv eingesetzte Tonfolge, die über die Melodielinie gelegt ist, ist im Grunde ein Abklatsch von "Computerwelt".

Naja, es gibt durchaus schlechtere Referenzen und die Liebe von Depeche Mode zu Kraftwerk ist in den letzten 40 Jahren in diversen Interviews belegt worden. "Alles nur geklaut, eo-eo". Abseits der Kraftwerk-Querverweise hat man Depeche Mode aber mindestens 15 Jahre nicht mehr in dieser Qualität erlebt. Ein starkes Comeback unter besonderen Umständen.

Pink Floyd – The Dark Side Of The Moon - Live At Wembley 1974

50 Jahre "Dark Side of the Moon" müssen gefeiert werden. Mit dieser LP veröffentlichten Pink Floyd 1973 eines der kommerziell erfolgreichsten Alben der Musikgeschichte. Bis heute gilt diese Platte auch jungen Bands noch als Inspirationsquelle. Tracks wie "Money", "Us and Them" oder "Speak to Me/Breathe" klingen heute genauso frisch wie damals.

Anlässlich eines halben Jahrhunderts dieses universell gefeierten Meisterwerks haben Pink Floyd bzw. ihr Team in den Archiven gekramt. Wer viel Geld in die Hand nehmen möchte, kann sich ein XXL-Boxset mit neuen Mixen des Albums auf CD, LP und Blu-Ray gönnen. Das neue Mastering des Albums liegt leider nur der Box bei. Für den herkömmlichen Konsumenten koppelten die Prog-Rocker immerhin das 1974 im Wembley Empire Pool aufgenommene Konzert aus.

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Geboten wird "Dark Side of the Moon" live. Das Klassikeralbum wird von Anfang bis Ende gespielt. Zwischenansagen gibt es keine, somit fließt die Liveperformance ähnlich nahtlos wie das Original aus dem Studio. Der Sound des Vinyls ist glasklar, Bass und Gitarre sind etwas prominenter im Mix als im Original. Selbst wenn man "Dark Side of the Moon" schon x-mal auf der heimischen Anlage gehört hat, bildet dieser Konzertmitschnitt eine lohnende Erweiterung, gar Abwechslung.

Fall Out Boy – So Much (for) Stardust

Während des großen Emo-Hypes in den Nullerjahren waren Fall Out Boy neben My Chemical Romance wohl die Band. Nach vier Alben zogen die Musiker 2009 jedoch die Reißleine, legte eine Pause ein. Als die Band 2013 mit "Save Rock and Roll" zurückkehrte, war von Emo oder Pop Punk nichts mehr zu hören. Auf einmal machte man alternative Popmusik mit mal rockigeren, mal elektronischeren Versatzstücken. Gut waren Fall Out Boy noch immer, nur eben anders.

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Auch mit den Nachfolgern "American Beauty/American Psycho" und "Mania" experimentierten sie weiter mit Pop und Elektronik. Immer noch gut, nur eben anders. Als dann die aktuelle Comeback-Single "Love from the Other Side" erschien, waren Fans auf der ganzen Welt erstaunt: Gitarren im Vordergrund! Man musste direkt an das Magnum Opus "Infinity on High" denken. Doch dieser Eindruck gilt für "So Much (for) Stardust" nicht in Gänze.

Fall Out Boy rekapitulieren ihre gesamte Karriere. Es gibt Alternative Rock ("Fake Out"), elektronischen Pomp ("Heaven, Iowa"), Elvis-Costello-Referenzen ("So Good Right Now", "Hold Me Like a Grudge") und sogar Motown-Sounds ("What a Time to Be Alive"). Einzig das etwas zu fröhliche "Flu Game" will bei mir nicht so recht zünden.

Aber muss man jetzt enttäuscht sein, weil Fall Out Boy nicht am aktuellen Pop-Punk-Revival teilnehmen? Nö. Die Amerikaner haben es auch als Popband geschafft, ihren eigenen Charakter zu bewahren. Es gilt: Immer gut, nur eben anders.

Katie Melua – Love & Money

Die erfolgreiche Sängerin Katie Melua gab im August 2022 ihre Schwangerschaft bekannt. Im Dezember wurde Sohnemann Sandro geboren. Melua gab an, dass sie sich nicht zwischen Karriere und Familie entscheiden wollte: Ihr Kind solle sie auf ihrer anstehenden Tour begleiten. Die neue Platte "Love & Money" nahm sie auf, als sie schwanger war. Doch hört man das?

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Meluas letztes Werk mit dem Titel "Album No. 8" war ähnlich schlicht, vielleicht sogar ein bisschen nichtssagend – wie sein Name. Die Sängerin machte eine schwere Trennung durch. In der Pandemie lernte sie ihren neuen Partner kennen, wurde erstmals schwanger. Mit "Love & Money" wollte sie auf ihr Leben zurückschauen. Und wer Millionen Tonträger verkaufen konnte, dem kann es nicht allzu schlecht gegangen sein. Ja, ein bisschen fröhlicher klingen die neuen zehn Nummern, gleichzeitig macht Katie Melua jetzt keinen Bubblegum-Pop.

Mittlerweile ist die georgisch-britische Sängerin eine souveräne Songwriterin geworden. Sie versteht ihr Handwerk, ihrer Stimme hört man gerne zu. Die großen Überraschungen bleiben zwar aus, "Love & Money" hört man trotzdem gerne.

Saxon – More Inspirations

Schon vor zwei Jahren hat die "New Wave of British Heavy Metal"-Legende Saxon mit "Inspirations" ein Coveralbum veröffentlicht. Jetzt folgt "More Inspirations", ein weiterer Tribut an die Helden der Gruppe.

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Die Gruppe spielt originalgetreu Klassiker der Rockgeschichte nach. Sei es "Man on the Silver Mountain" von Rainbow, The Whos "Substitue", "Detroit Rock City" von Kiss oder die Uriah-Heep-Perle "Gypsy". Nun, da Saxon die Nummern ihrer Helden wenig bis gar nicht verändern, lässt sich auf "More Inspirations" wenig Neues entdecken. Schade eigentlich.

Vorteil des Albums ist jedoch die gute Klassiker-Tracklist – und dass Saxon es schaffen, die Songs wie aus einem Guss klingen zu lassen. Dass "Detroit Rock City" etwas pompöser ausfällt als viele Saxon-Banger, fällt da nicht allzu sehr ins Gewicht.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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