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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Chartstürmer Avantasia "Früher haben wir nur 20 Mark in die Hand gedrückt bekommen"
Sänger Tobias Sammet leitet mit Avantasia eine der erfolgreichsten Heavy-Metal-Bands des Landes. Dass dem nicht immer so war, erklärt er im Interview mit t-online.
Sechs ihrer acht Alben konnten in den deutschen Top-Ten einsteigen, "Moonglow" konnte 2018 sogar die Spitzenposition einnehmen. Mit dem neusten Album "A Paranormal Evening with the Moonflower Society" reichte es "nur" für Platz drei. Allerdings kam in der gleichen Woche auch die neue LP von Taylor Swift raus. Da ist selbst eine der kommerziell erfolgreichsten Metalbands Europas chancenlos.
"Gegen Taylor Swift haben es auch Kiss oder Iron Maiden schwer"
"Da bin ich realistisch. Die Charts kann man nicht immer beeinflussen", so Avantasia-Mastermind Tobias Sammet im Gespräch vor der Albumveröffentlichung. "Ich kenne meinen Platz. Ich weiß, dass ich in der Rock- und Heavy-Metal-Szene international einen guten Stand habe. Gegen Taylor Swift oder Adele haben es auch die Scorpions, Kiss oder Iron Maiden schwer. Von daher sind mir Charts irgendwo egal."
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Sammet gründete als Teenager die Band Edguy, deren offizielles Debüt "Kingdom of Madness" 1997 erschien. Der Sänger war damals gerade einmal 20 Jahre alt. Edguy konnten sind in den nächsten zehn, fünfzehn Jahren zu einer mehr als erfolgreichen Band hocharbeiten. Doch Sammets kommerzielles Steckenpferd ist sein Soloprojekt Avantasia, welches 2001 mit "The Metal Opera Part 1" loslegte. Das Konzept aus Fantasy-Stimmung, eingängigen Melodien und illustren Gästen ging auf. Immer wieder holt sich Sammelt in der Szene bekannte Sänger wie Michael Kiske (Helloween), Kai Hansen (Helloween, Gamma Ray), Alice Cooper oder Klaus Meine (Scorpions) dazu. Auch auf der neuen LP sind einige neue und alte Weggefährten dabei: Floor Jansen (Nightwish), Ralf Scheepers (Primal Fear), Eric Martin (Mr Big) oder natürlich wieder einmal Michael Kiske.
Die Corona-Pandemie nutzte Sammet sehr intensiv für eben dieses neue Avantasia-Album "A Paranormal Evening with the Moonflower Society". Geschrieben und aufgenommen wurde es im eigenen Studio des 44-Jährigen. So viel Zeit an Songs zu arbeiten, habe er schon lange nicht mehr gehabt.
Dennoch war dieser Luxus eher den Umständen der Pandemie geschuldet. Touren war schlicht nicht möglich, Bands mussten daheim bleiben. "Bei mir kamen zum Glück keine Existenzängste auf", resümiert der 44-Jährige. "Die ersten zwanzig Jahre meiner Karriere sind zu gut verlaufen. Ich habe gewusst, die Kultur wird nicht aussterben und ich habe ein gutes Polster. Ich schätze mich da sehr glücklich und bin sehr dankbar für."
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"Das war das erste Mal, dass ich mit Musik Geld verdient habe"
Den Wunsch Musiker zu werden, hatte der Headbanger schon in Teenagerzeiten. Das große Geld war ihm da egal. Hauptsache er hätte mit der Musik Menschen erreicht. "Lieber ein bisschen weniger Kohle, aber dafür nicht morgens mit einem Arschloch-Boss aufstehen. Das war mir schon als Kind klar", lacht er. Und obwohl er bereits einige Jahre mit Edguy aktiv war, kam das erste Geld erst durch Avantasia rein. Bevor es überhaupt ein Album gab.
"Der entscheidende Moment, dass ich von der Musik leben konnte, war 1999. Da habe ich den Vertrag für Avantasia unterschrieben. Dann habe ich zum ersten Mal ein Jahresgehalt für eine Platte sowie Budget für die Produktion bekommen. Das war das erste Mal, dass ich mit meiner Musik Geld verdient habe." Bei seiner anderen Band Edguy sollte der Break Even erst Jahre später kommen als man 2004 das Album "Hellfire Club" veröffentlichte.
Wenn Edguy ab 1997 Alben veröffentlichten, aber Sammet erst 1999 Geld mit Heavy Metal verdienen konnte, dann waren die ersten zwei Jahre doch eher Lehr- statt Herrenjahre. Oder nicht?
"Früher, bei den ersten zwei oder drei Touren, haben wir manchmal nichts zu Essen, aber dafür 20 Mark in die Hand gedrückt bekommen", erinnert sich Sammet an die wenig glamourösen Anfangstage Ende der Neunziger zurück. "Ich habe mir dann irgendwie zwei Brötchen beim Bäcker gekauft und die restlichen 19 Mark eingesteckt. Als ich von der Tour zurückkam konnte mir dann 15 oder 20 CDs kaufen." Food for thoughts sozusagen.
- Eigenes Interview mit Matthias Sammet